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Integration Zeitzer Fußballer vom SV Blau-Weiß Grana ab Mittwochabend in MDR-Doku zu sehen

Eine MDR-Doku begleitet den besonderen Fußballverein aus Grana über mehrere Monate. Am Mittwochabend startet die vierteilige Serie.

Von Silvia Kücken 23.02.2022, 14:00
Mahdi Hosseini, Paul Beyai und Momodou Jawara (v. li.)  vom Sportverein Blau-Weiß Grana
Mahdi Hosseini, Paul Beyai und Momodou Jawara (v. li.) vom Sportverein Blau-Weiß Grana Foto: MDR

Grana/MZ - Der Fußballverein Blau-Weiß Grana wird ab Mittwochabend in der vierteiligen MDR-Dokumentation „They call us Ausländermannschaft“ ((„Sie nennen uns das Ausländerteam“)) in der ARD-Mediathek zu sehen sein. Grund für das Medieninteresse ist die für die Region ungewöhnliche Zusammensetzung des Vereins: Fast die Hälfte der Spieler sind Geflüchtete. Aufgrund von Spielermangel, öffnete sich der Verein 2015 für Talente aus dem nahegelegenen Flüchtlingsheim, die zum Spielen auf den Platz kamen. Ohne die Geflüchteten hätte der Traditionsverein längst keine Mannschaft mehr.

Ein Vorfall im September 2019 bescherte dem Verein plötzlich ungewollte Aufmerksamkeit. Bei einem Pokalturnier brach der Spieler Momodou Jawara, genannt ,Momo’, einem Gegenspieler beim Grätschen das Bein. Daraufhin wurden Spieler und Verein von Fans und anderen Mannschaften mit Vorwürfen und Anfeindungen übersäht. Der Verein erlebte die Empörungswelle über das Foul als rassistisch, denn einen deutschen Spieler würde man nach einem solchen Unfall nicht als gewalttätig darstellen.

Eine Filmproduktionsfirma aus Berlin wurde daraufhin auch auf den Verein aus dem Burgenlandkreis aufmerksam und bot dem MDR das Filmmaterial an, erzählt der Vereinsvorsitzende Björn Koch. 2021 begleitete das Kamerateam etwa sechs Monate lang die zwei Mannschaften des Vereins.

In vier Teilen zeigt die Doku den Verein bei seinen Bemühungen den Aufstieg aus der Kreisliga zu schaffen und stellt die Biografien von einzelnen Spielern vor. Da gibt es zum Beispiel den Abwehrspieler Paul Beyai aus Ghana. Er sagt, dass der Fußball seit seiner Kindheit ein Teil von ihm sei. Seit 2016 versucht er sich in seiner neuen Heimat Zeitz zurecht zu finden, anfangs in dem Flüchtlingsheim in Grana und nun in seiner eigenen Wohnung in Zeitz. Rassistische Anfeindungen, dass er doch zurückgehen solle, gehören für ihn auch sechs Jahre später zum Alltag. Was ihm besonders fehlt, ist seine Familie, die er noch nicht nach Deutschland holen konnte.

„Es erfüllt einen bisschen mit Stolz, dass viele Leute von unserem Verein offen waren für die Doku und sich auch getraut haben“, resümiert Björn Koch das Mitwirken seiner Spieler. Wenn sie alleine darauf angesprochen worden wären, hätten sie nicht mitgemacht, ist er überzeugt. Nicht alle würden sich wohl damit fühlen, über ihre eigene Geschichte und ihre Erfahrungen mit Ausgrenzung vor der Kamera zu reden. Aber die Spieler würden wissen, dass sie die Unterstützung vom gesamten Verein und Vorstand haben und dass sie sich keine Gedanken über irgendwelche Reaktionen machen müssen, so Koch. „Wir sind immer da, wenn es wirklich schwierig werden sollte“, sagt er.

Ob rassistische Anfeindungen bei den Spielen zurückgegangen seien? Gerade gibt es eine lange Winterpause, aber Koch vermutet, dass die MDR-Dokumentation wieder diejenigen auf den Plan rufen könnte, die während der Corona-Pandemie und Spielpause stillgeworden waren: „Aufgrund der Talkrunde am Montag und der Doku im MDR, die auch fleißig in den sozialen Medien geteilt wird, werden sich wieder die melden, die sich von dem Thema Rassismus genervt fühlen.“ Entsprechende Reaktionen hätte er schon auf Facebook gesehen.

Auch Mahdi Hosseini, seit 2016 Mittelfeldstürmer in der Mannschaft, kommt zu Wort in der Sendung. Bereits am Montagabend war er zusammen mit Björn Koch zu Gast in der MDR-Talkrunde „Fakt ist!“ in Magdeburg und diskutierte mit den Moderatoren und Experten über das Thema „Geschlossene Gesellschaft – Hat der Osten ein Rassismusproblem?“. Er erzählt im Fernsehen, dass er in Zeitz Alltagsrassismus erlebe. Doch der Fußball habe ihm geholfen, in Deutschland anzukommen. So sagt er in der ersten Folge der Doku: „Wenn man etwas liebt, dann bleibt man dabei.“