Zeitzer Forst Zeitzer Forst: Bürger kämpfen weiter gegen Schießanlage
Lonzig/naumburg/MZ/lüd. - Dabei sollte das Thema Schießplatzbau eigentlich längst zu den Akten gelegt sein. Das glaubten jedenfalls die Mitglieder der Bürgerinitiative "Kein Schuss im Zeitzer Forst" ebenso wie viele Menschen in ganz Deutschland, die sich für die seinerzeit auch von SPD und CDU im Kreis Zeitz geforderte zivile Nutzung des Waldgebiets einsetzen, nach der Ankündigung von Landrat Harri Reiche (parteilos), die Baugenehmigung zurückzuziehen. Auch Wolfgang G. Pohl aus Bremen, früher als Forstmeister tätig, schöpfte Hoffnung auf ein Ende der erst mit der widerrechtlichen Annexion durch sowjetische Besatzungstruppen begonnenen Militarisierung des Waldgebietes.
Kenner der Geschichte
Aus dem Zeitzer Raum stammend, gilt Pohl unter Fachleuten als einer der profundesten Kenner der Geschichte des Zeitzer Forstes. In einem Brief hatte sich Pohl auch an Reiche gewandt und darauf verwiesen, dass weder Kaiserliche Armeen noch später die Reichswehr die ausschließlich zivile Waldnutzung infrage stellten. Selbst zeitweise in Zeitz stationierte Verbände der Wehrmacht hätten sich an die Devise "Kein Schuss im Zeitzer Forst!" gehalten.
"Der Zeitzer Forst hat es nicht verdient, als Standortübungsplatz verheizt zu werden", schrieb der Forstingenieur an Reiche. "Er ist dafür viel zu schade. Es ist wertvollstes Volksvermögen, was damit verschleudert würde - und wer würde uns solcherart Frevel je verzeihen? Es ist eine faule Ausrede von Schreibtischtätern, dass es keinen geeigneteren Platz für das Vorhaben der Bundeswehr geben würde. Es ist lediglich eine hemdsärmelige und die bequemste, aber verantwortungsloseste Variante."
Bis März auf Eis
Pohl fühlt sich Reiche getäuscht, als er davon hörte, dass der von ihm auf Basis gravierender Mängel erteilte immissionsschutzrechtliche Genehmigungsbescheid zum Bau der Schießanlage gar nicht zurückgezogen wurde. "Herr Reiche hat mir in seinem Antwortschreiben etwas anderes mitgeteilt", so Wolfgang Pohl gegenüber der MZ. Von der ihm jetzt bekannt gewordenen Tatsache, dass die Genehmigung nur bis Ende März auf Eis gelegt wurde, sei im Schreiben des Landrats keine Rede gewesen.