Zeitz: Zeitz: Trick mit dem Schloss

ZEITZ/MZ. - Der Mann, der bei Gabriele Kegel geklingelt hatte, war sehr nett, sehr seriös. Und sehr besorgt. Um die Sicherheit der Seniorin. Er erklärte ihr, dass ein neues Schloss ihr viel mehr Sicherheit bieten würde - nicht zuletzt, weil Verwandte auch dann aufschließen und zu ihr gelangen können, wenn sie innen einen Schlüssel stecken habe. Gabriele Kegel gefiel der Gedanke, und hätte der freundliche Herr ihr ein, zwei Tage Bedenkzeit und Gelegenheit zum Preisvergleich mit Anbietern vor Ort gegeben, hätte sie zugegriffen. "Er wollte das Schloss gleich montieren, da lehnte ich ab."

Eine andere Seniorin, die ebenfalls in Zeitz-Ost wohnt, ließ sich das Schloss einbauen. "Ich habe mir nichts Böses gedacht", erzählte sie, "als der Mann klingelte, dachte ich, es seien Handwerker, die in die gegenüber leerstehende Wohnung wollten." Doch dann erhielt sie das Angebot, sich eine Sicherheitskette einbauen zu lassen. "Die hatte ich schon", meinte sie, "und der Mann sagte, die hätte damals auch seine Firma eingebaut. Er schlug mir deshalb das neue Schloss vor." Die geforderten 89 Euro hatte sie nicht zu Hause, aber er ließ mit sich handeln und ging auf 79 Euro herunter. Erst ihre Kinder lösten das Erschrecken aus: Wenn er jetzt noch einen Schlüssel hätte, könnte er immer in ihre Wohnung.

Der Bundesverband Sicherungstechnik Deutschland warnt bereits seit einiger Zeit vor solchen Haustürgeschäften. Die Bürger werden überredet, die Schlösser und Schließzylinder an der Tür austauschen zu lassen, da sie nicht mehr den heutigen Sicherheitsanforderungen entsprechen. Doch was dann an Ort und Stelle montiert werde, sei in fast allen Fällen billigste Ware, für die dann noch ein stattlicher Preis verlangt würde, die aber nicht mehr Sicherheit biete, erklärt der BSD dazu. Und macht auf eine weitere Möglichkeit aufmerksam: Oft genug haben die fliegenden Händler und Monteure ihre Austauschaktion genutzt, um noch eine Straftat anzuhängen. Statt der zugehörigen drei Schlüssel werden dem Wohnungsbesitzer nur zwei überreicht. Mit dem einbehaltenen Schlüssel können sie sich Zutritt zur Wohnung verschaffen. Ein Einbruch ist dann schwer nachzuweisen, denn an der Tür und dem Schloss ist kein Schaden entstanden.

Aufatmen bei der älteren Dame, die sich vor zwei Tagen das neue Schloss einbauen ließ: Sie bekam drei Schlüssel ausgehändigt. Und hat seit Donnerstag wieder ihr altes Schloss in der Wohnungstür. Doch sie hat auch fast 80 Euro bezahlt. "Es handelt sich um ein Haustürgeschäft", bestätigte Sybille Schwarz, Beraterin der Verbraucherzentrale in Zeitz, dazu, "sie hat 14 Tage Widerrufsrecht und muss darüber, in diesem Fall in Schriftform, informiert worden sein." Natürlich hilft in einem solchen Fällen die Verbraucherzentrale weiter. Hier werden auch die Fakten gesammelt, wenn mehrere Fälle auftreten. "Bisher habe ich hier solche konkreten Fälle noch nicht gekannt", so Schwarz. Sie rät Betroffenen, zu kontrollieren, ob sie eine richtige Rechnung haben, mit Nummer des Handelsregisters oder Steuernummer, dann lasse sich auch die Firma herausfinden. Denn das Leipziger Unternehmen, das der Mann an der Haustür genannt hatte, ließ sich bislang nicht ermitteln. Und ja, generell kann Sybille Schwarz nur immer darauf hinweisen, dass es besonders bei Haustürgeschäften gelte, sehr vorsichtig zu sein. "Und man hat ja im konkreten Fall die Leistung nicht bestellt", sagte sie, "und wenn man ein neues Schloss möchte oder andere Sicherungstechnik, dann sollte man eine hiesige Firma heranziehen." Ein Rat, den übrigens auch der Bundesverband Sicherungstechnik gibt.

Am Donnerstag gingen insgesamt drei Hinweise auf den fliegenden Schloss-Händler bei der MZ ein. Allerdings brachte er offenbar nur in einem Fall ein Schloss an den Mann. Die Wohnungsgenossenschaften und die Wohnungsbaugesellschaft Zeitz sind informiert und wollen gegebenenfalls ihre Mieter noch einmal warnen.

Verbraucherzentrale Zeitz, Telefon 03441 / 25 11 16