Zeitz Zeitz: Trampolin-Projekt für Kinder aus suchtbelasteten Familien
Zeitz/MZ/ASM - Pro familia Zeitz startet als Erziehungsberatungsstelle als erster Träger in Sachsen-Anhalt das Trampolin-Programm, das sich an Kinder und Jugendliche richtet, die in suchtbelasteten Familien leben. „Suchtberatungsstellen richten sich in erster Linie an Erwachsene, die eine Sucht zu bekämpfen haben“, sagt Klaus-Peter Schulze, Beratungsstellenleiter von pro familia Zeitz. „Mit dem Trampolin-Programm soll aber den Kindern geholfen werden.“ Im Rahmen von Kindergruppenstunden und Elterntreffen soll dabei nicht nur das Tabu-Thema „Sucht“ aufgelöst werden, sondern über den Umgang mit den betroffenen Familienmitgliedern geredet werden, um konfliktreiche familiäre Anspannungen zu lösen.
Erziehungsberatung ist ein Tätigkeitsfeld im Zeitzer Beratungszentrum von pro familia, wozu auch das Trampolin-Programm gehört. Psychologische und Pädagogische Fragen werden bei der Beratung beantwortet, die zum Beispiel Themen wie Trennung oder Scheidung betreffen können.
Ein weiteres Tätigkeitsfeld ist die ambulante Hilfe zur Erziehung, die konfliktbehafteten Familien externe fachliche Kompetenz bietet. Auch die Schwangerschaftsberatung übernimmt pro familia. Termine können unter der Telefonnummer 03441/31 03 26 oder per E-Mail an [email protected] vereinbart werden. (asm)
„Aus der Kinderperspektive heraus, soll sich mit dem Problem beschäftigt werden“, sagt Katja Flesch. Sie ist in der Erziehungsberatungsstelle von pro familia tätig und betreut das Trampolin-Projekt. „Es ist eine völlig neue Herangehensweise, die helfen soll, dass die Kinder einerseits keine eigene substanzbezogene Sucht entwickeln und andererseits soll es helfen, psychologischen Störungen vorzubeugen“, sagt sie. In neun Kindergruppenstunden soll mit maximal acht Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren über das Zusammenleben geredet werden. Welche Alltagsstrukturen liegen vor, wo gibt es Hilfe, wie baut man sich ein Schutzschild vor Drogen auf und welche Wirkung haben die auf den Menschen. „Dabei sind uns vor allem die legalen Drogen wie Alkohol wichtig“, so Flesch. „Kinder von suchtbelasteten Eltern haben ein fünf- bis sechsfach erhöhtes Risiko selbst eine Erkrankung zu bekommen, natürlich immer abhängig von dem Kind selbst.“ Handelt es sich zudem noch um Alleinerziehende mit Suchtproblemen, so ist die Problematik für Kinder noch dramatischer: „Im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren übernehmen die Kindern oft die Aufgaben der Eltern. Sie beenden dadurch ihre Kindheit früh, brechen sie ab. Das hat Folgebelastungen für das ganze Leben. Vielfältige psychologische Komplikationen können eintreten“, so der Diplom Psychologe Schulze.
Insgesamt dauert das Trampolin- Projekt etwa drei Monate. Es wurde auf der Basis einer Ausschreibung des Bundesministeriums für Gesundheit entwickelt und durch eine wissenschaftliche Untersuchung bestätigt. In zwei Treffen soll auch mit den Eltern geredet werden. Flesch und Schulze wissen, dass der erste Schritt der schwerste ist, nämlich die Hürde zu überwinden, sich die Sucht einzugestehen. „Das Projekt ist ein Schritt in die richtige Richtung“, so Schulze.
Katja Flesch von pro familia steht interessierten Eltern gern zur Verfügung, weitere Fragen zum Trampolin- Programm zu beantworten. Auch kann man sich bei ihr telefonisch für das kostenlose Projekt anmelden unter der Nummer: 03441/2 29 53 37.