Zeitz Zeitz: Starke Männer lassen altes Handwerk aufleben

ZEITZ/MZ. - Der Vorsitzende der Deutschen Flößer-Vereinigung freute sich über den regen Erfahrungsaustausch, über neue Mitglieder und die geselligen Stunden. "Wir haben den Elsterfloßgraben kennengelernt und werden das Projekt des gastgebenden Vereines in seinem Bemühen unterstützen, jenem kulturhistorisch wertvollem Denkmal neue Lebendigkeit einzuhauchen", sagte Keweloh zum Abschluss.
150 Gäste aus nah und fern waren der Einladung gefolgt und weilten von Donnerstag bis Sonntag in der Elsterstadt. Mehr als 500 Kilometer hatten zum Beispiel die drei Männer aus dem Holzhacker- und Flößerverein vom oberbayrischen Lenggries zurückgelegt. Sie fielen mit ihren Lederhosen und Trachtenhüten gleich ins Auge. "Bei uns kann man noch heute die Flößerei hautnah erleben", plauderten Mathias Mederle und Alois Willibald. Von Mai bis September nämlich kann man rund 60 Kilometer auf der Isar bis München fahren. "Das ist ein richtiges Fest mit einer zünftigen Brotzeit und einem Fass Bier", verriet Mederle.
Ganz anders in Thüringen. Alle Jahre wieder zu Pfingsten treffen sich die Flößer an der Saale in Uhlstädt bei Saalfeld. Zwischen 5 000 und 7 000 Gäste zieht das Fest an. "Dann bauen wir drei, vier Flöße und fahren mit den Gästen stromabwärts", erzählt Thomas Pawelleck. Seit 1985 frönt er diesem Hobby. "Zu den Arbeiterfestspielen in Rudolstadt haben wir unser erstes Floß gebaut. Daraus entwickelte sich dann das Hobby", erzählt der Thüringer. Heute gibt es in ihrem Dorf sogar ein Flößerei-Museum. Die Uhlstädter waren nicht mit leeren Händen gekommen. Sie brachten solch ein besagtes Floß mit. In zwölf etwa 17 Meter lange Fichtenstämme zerlegt, wurde es am Freitag mit einem Sattelschlepper auf die Elsterwiese geliefert. Am Samstag demonstrierten die Thüringer dann den althergebrachten Floßbau. "Das ist eine traditionelle Wiede, ein Bindemittel aus jungen Fichten", erklärte Peter Schröter, der Vereinschef der Uhlstädter. Das Holz wird dann im Backofen erhitzt, eingespannt, zu Tauen gedreht und getrocknet. Beim Floßbau kommen die Wieden zuerst ins Wasser, um sie wieder geschmeidig zu machen, und dann werden damit die Stämme festgebunden. In Zeitz nahm man dann Seile.
Drei Brangen (Stämme) wurden quer verlegt, daran die anderen Fichten vertaut. Darauf wurden hinten und vorn je zwei Kösel und Bratschen (Ruder und Steuer) befestigt. Ins Wasser allerdings wurde das Floß nicht gelassen. "Wir haben es am Vormittag ausprobiert und hätten das Floß zwar im Wasser bauen können. Doch schon ein paar Meter weiter war die Elster nicht mehr tief genug und das Floß wäre gestrandet", begründet Thomas Pawelleck.
Zahlreiche Zuschauer verfolgen das Treiben, manche von der Elsterbrücke aus, andere fachsimpeln direkt mit den Flößern. "Ich bin an der Bautechnik interessiert und hoffe, dass es gelingt, den Elsterfloßgraben zu neuem Leben zu erwecken", sagt Frank Achtert aus Spora. "Das war noch ein Handwerkerberuf, da musste ein Mann ein echter Mann sein", fügte seine Frau Monika Achtert lachend hinzu.
Für den richtigen Ton sorgten unterdessen die Wolfacher Kinziger Flößer. Sie kamen aus dem mittleren Schwarzwald und brachten gleich eine eigene Flößer-Kapelle mit. "Wir sind mit unseren Wohnmobilen in Kretzschau und wollen nach dem Flößertag in Zeitz noch ein wenig durch Mitteldeutschland touren", plaudert Ehrenoberflößer Ewald Frisch.