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"So etwas haben wir noch nicht erlebt" Zeitz: Nach Sturm "Friederike" gibt es jetzt Ansturm auf Dachdecker

Von Yvette Meinhardt und Andreas Richter 23.01.2018, 09:51
Der Orkan hat zahlreiche Schäden an Dächern hinterlassen. Reparaturen sollte man Handwerkern überlassen.
Der Orkan hat zahlreiche Schäden an Dächern hinterlassen. Reparaturen sollte man Handwerkern überlassen. DPA

Zeitz - Bei Dachdecker Heiko Schmidt in Göbitz steht das Telefon nicht still. Über 50 Anfragen hat der Handwerker bereits seit dem Orkan „Friederike“ erhalten, noch am selben Abend fuhr er zu den ersten Kunden. „Das ist noch nicht das Ende.

Wenn Mieter Schäden feststellen, dann informieren sie erst ihren Vermieter. So rechne ich in dieser Woche mit weiteren Anfragen“, sagt Heiko Schmidt.

Aus diesem Grund hatte er auch am Wochenende jede Menge zu tun. So mussten zahlreiche Angebote und Gutachten für die Versicherungen geschrieben werden.

Auch am Sonntag saß er bis 20 Uhr im Büro, am Sonnabend war er unterwegs. Die Anrufe führen ihn nicht nur in zahlreiche Dörfer der Elsteraue, sondern auch nach Zeitz und Neukieritzsch beispielsweise.

In Predel ist Ingrid Rolke besonders froh, dass Heiko Schmidt bei ihr vorbeischaut. Sie wohnt im alten Konsum, das Dach ist neugedeckt.

Doch vom Seitengebäude flogen zahlreiche Ziegel auf den Hof. „Ich wollte eigentlich am Donnerstag mit dem Auto los, doch ich habe mich nicht mehr rausgetraut“, sagt Ingrid Rolke.

Der Schaden in Predel hält sich in Grenzen, denn das Dach ist dicht, es regnet nicht rein. „Bei der Abarbeitung der Aufträge müssen wir genau abwägen, wo eventuell Gefahr in Verzug ist, es zum Beispiel reinregnet“, erklärt Schmidt.

Er könnte in diesen Tagen und nächsten Wochen personelle Unterstützung gebrauchen. Doch der Arbeitsmarkt sei wie leer gefegt. Auszubildende gibt es auch keine mehr.

„Ich hab seit Jahren nicht mal eine Bewerbung um eine Lehrstelle gehabt“, sagt Schmidt. So arbeitet er mit seinen drei Angestellten weiter.

Mehr als 120 Aufträge sind allein von Donnerstag bis Freitagnachmittag bei Dachdeckermeister Jens-Norbert Schmidt eingegangen. Der 56-Jährige aus Nessa ist der Innungsobermeister und ist bereits seit 1985 Firmeninhaber.

„So etwas haben wir noch nicht erlebt. Wir hatten schon zum Sturm Kyrill vor elf Jahren alle Hände voll zu tun, aber das jetzt übertrifft alles“, sagt der Fachmann. Er beschäftigt insgesamt 30 Mitarbeiter. Fehlendes Baumaterial sei momentan nicht das Problem.

Viel Zeit nehme in Anspruch, zu jedem Haus zu fahren und aus versicherungstechnischen Gründen eine Dokumentation mit Fotos zu erstellen. „Wohnhäuser haben Priorität“, sagt Schmidt.

Der Experte warnt davor, dass Hausbesitzer selbst auf kaputte Dächer steigen. „Das ist kreuzgefährlich. Die Bürger sollten warten, bis wir kommen. Wir arbeiten mit einem Kran und stellen Gerüste.“ (mz)

Auch auf dem Hof von Ingrid Rolke liegen viele Ziegel.
Auch auf dem Hof von Ingrid Rolke liegen viele Ziegel.
Meinhardt