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Zeitz Zeitz: Mix-Getränke laufen dem Bitterbier den Rang ab

Von UTA KUNICK 14.09.2011, 17:03

SALSITZ/MZ. - Über die Qualität lässt sich jetzt noch nichts Genaues sagen. Denn die Musterproben stehen noch aus.

Doch eines weiß der Hopfenbauer bereits: Die Ernte fällt weniger ertragreich aus. Schuld daran war der Hagelschlag im Frühjahr. Er richtete auf 30 Hektar Anbaufläche an über 50 Prozent der Pflanzen schwere Schäden an. Die Ranken hatten zu jenem Zeitpunkt dreiviertel der Gerüsthöhe erreicht. "Der beschädigte Magnum hat das nicht weggesteckt", erklärt Scheuerlein. Er ist nicht weiter gewachsen. Die betroffene Fläche mit dem "Herkules" steht heute besser da.

Im Durchschnitt wird täglich auf zweieinhalb Hektar Hopfen geerntet. Vier Tonnen gehen in die Verarbeitungsanlage, wo Pflanzen und Dolden getrennt werden. Die Maschinen laufen rund um die Uhr. 18 Saisonkräfte stehen dem Hopfenbauer zur Seite. Die Männer stammen aus Polen. Es sind zum Teil Landwirtssöhne, die Traktor fahren können. Scheuerlein kommt es vor allem auf Erfahrung an. Manche helfen schon 15 Jahre in Salsitz mit. Maximal vier Wochen geht die Ernte, die in diesem Jahr am 5. September - und damit nicht viel eher als sonst - begann. In diesem Zeitraum muss der Hopfen von den Ranken runter. "Sonst leiden die Inhaltsstoffe", spricht Scheuerlein den Alphasäure-Gehalt an, der für den Bittergeschmack des Bieres verantwortlich ist. Wie sich der Hopfen in diesem Jahr verkaufen lässt, weiß der Bauer nicht. "Es hat noch keine Preisbildung stattgefunden." Und so heißt es abwarten: Wie die Ernte weltweit ausfällt und wie die Inhaltsstoffe sind. Das kann durchaus zwei, drei Wochen dauern, bis sich etwas tut, wagt Scheuerlein eine Prognose.

Fakt ist, dass es nach Jahren wieder eine Überproduktion an Hopfen gibt. Nachdem sich zwischenzeitlich 2007 ein Mangel abgezeichnet hatte, worauf wieder mehr angebaut wurde als benötigt. Dazu kommt, dass die leistungsfähigeren Sorten mehr Inhaltsstoffe bringen, wodurch die Brauereien weniger Hopfen benötigen.

"In der Bundesrepublik geht der Bierkonsum zurück", plaudert Scheuerlein. Der Trend geht zu milden Sorten und immer mehr kommen Mix-Getränke in Mode. Im Gegenzug dazu steige in den osteuropäischen Ländern, in China und Asien der Bierverbrauch an. Große Sorge bereiten dem Hopfenbauer die steigenden Preise. Wie etwa für das Heizöl, das für die Trocknung benötigt wird. 60 000 Liter werden pro Ernte gebraucht. Um Kosten zu sparen, hat sich der Selbstständige vor zehn Jahren eine Anlage zur Wärmerückgewinnung einbauen lassen. Damit spart er 25 Prozent der Energiekosten ein. Das hat sich bezahlt gemacht. Parallel zu den Heizkosten schnellen aber auch die Preise für Düngemittel, Kraftstoff, Pflanzenschutz und für die Drähte zum Hochranken der Pflanzen in die Höhe, die jedes Jahr neu gekauft werden müssen. "Es wird immer schwieriger", beschreibt der Landwirt seine Situation.