Zeitz macht Enric Zeitz neugierig
ZEITZ/MZ. - Jeden Buchstaben müsse man zum Aufschreiben einzeln ansagen, erzählte er lachend über einem Eiskaffee, den er am Mittwoch gemeinsam mit Sandkastenliebe Claudia Vila am Zeitzer Altmarkt genoss. Sie gingen einst in den selben Kindergarten, doch während er in Barcelona ein Biologiestudium aufnahm, studiert sie Bühnenbild an der Berliner Universität der Künste. Ein Besuch in Berlin war fällig und warum nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden? Erst die Erholung bei deutschen Freunden in Ravensburg, mit Stippvisiten rund um den Bodensee, auf dem Rückweg einen kurzen Aufenthalt in Zeitz.
"Mein Vater hatte mir schon vor längerem gesagt, dass es auch eine richtige Stadt mit unserem Familiennamen gibt, und da habe ich im Internet gesucht", sagte er. Und er wurde fündig. Bei jenem Kanadier zum Beispiel, der auch schon einmal in Zeitz war (die MZ berichtete). Im Internet fand Enric Zeitz außerdem Fotos und Texte, die ihn ins wirkliche Zeitz lockten. Dass die beiden 22-Jährigen natürlich vom Bahnhof aus prompt die Rahnestraße ins Zeitzer Zentrum nahmen, hatten sie mit vielen anderen Zeitzer Besuchern gemein, mit denen sie nun das Erschrecken über den Zustand der Häuser rechts und links des Weges teilen. Zum Glück aber fanden sie bis in die Tourist-Information, wo ihnen Sebastian Nicolai von der Stadtverwaltung weiterhalf. Wie Enrics Urgroßvater Heinrich Zeitz zu seinem Familiennamen kam, wusste dieser ihm natürlich auch nicht zu sagen. Gibt es doch selbst in der spanischen Zeitz-Familie da nicht so die rechte Klarheit. Tatsache ist, dass Heinrich Zeitz 1900 nach Argentinien auswanderte. Ingenieur soll er gewesen sein und sein Urenkel vermutet, dass es existenzielle Gründe waren, weswegen der Urahn Deutschland verließ. Dessen Enkel Enrique wiederum floh 1979 vor der argentinischen Militärdiktatur nach Spanien und heiratete eine Katalanin. Sein Sohn wurde bereits in Barcelona geboren und erhielt Urgroßvaters und Vaters Vornamen, nur dass sich dieser vom deutschen "Heinrich" über den spanischen "Enrique" halt zum katalanischen "Enric" änderte.
Wie auch immer: Enric Zeitz und Claudia Vila waren froh, Zeitz besucht, den Dom, Schloss Moritzburg, das Museum, den großen Garten dahinter, viele eindrucksvoll restaurierte Häuser und eine Menge Geschichte gefunden zu haben. Nicht zuletzt das Wappen der Stadt, das das kleine Zeitz mit dem großen Barcelona verbindet. "Bei euch kämpft Sankt Michael mit dem Drachen, bei uns ist es Sankt Georg", sagte er schmunzelnd.