Nach drei Jahren Bauzeit Zeitz: Kirche St. Michael erstrahlt nach Sanierung in neuem Glanz

Zeitz - Es war schon ein bewegender Moment, als zu Beginn des Festgottesdienstes die Vereinigten Domstifter und der Gemeindekirchenrat in die Michaeliskirche einzogen. Eine strahlte über das ganze Gesicht: Christina Henckens, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, gab ihrer großen Freude über diesen Tag Ausdruck. Nach drei Jahren intensiven Bauens, Ringens um die einzelnen Umsetzungen und des Umgehens mit so einigen Überraschungen, konnte das evangelische Gotteshaus wieder eingeweiht werden.
Kirche St. Michael in Zeitz wirkt viel heller und freundlicher
Die Kirche, die nicht nur in neuem Licht, sondern in ungewohnter Helle und Freundlichkeit strahlt, kann wieder für Gottesdienste genutzt und von Besuchern entdeckt werden.
Während das große Tafelbild „Christus Salvator“ bereits über dem Altar hing, brachten die Kirchenratsmitglieder den anderen Schmuck mit und legten gewissermaßen zu den Orgelklängen letzte Hand an den Schmuck ihrer Kirche.
Über Monate war das Gotteshaus eine einzige Baustelle, geschlossen für die Öffentlichkeit, jetzt waren die Kirchenbänke bis nahezu auf den letzten Platz besetzt. Regionalbischof Johann Schneider stellte in seiner Predigt den Turmbau von Babel der Sanierung der Michaeliskirche gegenüber.
In Zeitz hatte allerdings das Vermögen, miteinander zu reden, sich zu verstehen dazu geführt, dass nun ein so stolzes Ergebnis präsentiert werden kann. Auch auf das berühmte Tafelgemälde ging Schneider ein. Es ist in der Tat ein Gemälde, das einlädt zu schauen, sich Zeit zu nehmen. Man solle es auch Kindern zeigen, so Schneider, sie fragen, was sie sehen. „Kinder sehen so vieles, was wir nicht sehen.“
Kirche St. Michael in Zeitz ist kaum wieder zu erkennen
Sehendes Auges kann man jetzt aber in jedem Alter getrost auf Entdeckungsreise in der Kirche gehen. Vieles hat sich verändert, vor allem ihr Gesamteindruck. „Ich war vor drei Jahren das letzte Mal zu Besuch in Zeitz“, sagte Madleine Hartwig aus Hamburg, „die Kirche ist ja kaum wiederzuerkennen. Sie ist jetzt wieder ein würdiges Haus des Herrn, aber auch ein Ort, den man Besuchern sehr, sehr gern zeigen soll und kann.“ Aus Naumburg war Familie Fiedler gekommen, um sich die Kirche anzusehen. „Wir haben in der MZ gelesen, wie toll alles geworden sein soll“, meinten sie, „da haben wir beschlossen, unseren Pfingstausflug hierher zu unternehmen.“
Die Michaeliskirche ist einer der Ausstellungsorte der Sonderschau „Dialog der Konfessionen - Bischof Julius Pflug und die Reformation“ (Raum 15).
Zu sehen sind im sanierten Kirchenraum über dem Altar das Tafelbild mit überlebensgroßer Darstellung des „Christus Salvator mundi“ (Erlöser der Welt) von Lucas Cranach d. Ä. mit einer Umrahmung, die der Künstler Günter Grohs gestaltete sowie ein originaler Thesendruck von Martin Luther aus dem Jahr 1517. Weiter geht es in die Nonnenkapelle (Raum 16), in der jetzt eine spätmittelalterliche Wandmalerei zu betrachten ist.
Man kann sich auch kostenfreien Führungen anschließen. Die finden zum Beispiel am 7. Juni, 13 Uhr, am 9. Juni, 15 Uhr, und am 11. Juni um 17 Uhr statt. Der Eintritt in die Michaeliskirche ist frei. Über Spenden freut man sich natürlich, auch für die Teilnahme an den Führungen. (and)
Begeistert waren sie von die Glasarche 3, jenes Kunst- und Naturschutzprojekt, das der Zeitzer Rainer Helms initiiert hat, die jetzt vor der Kirche ihren Platz gefunden hat. Auch dem Regionalbischof war die Arche in ihrer hölzernen Hand aufgefallen. Er sah sie, genau so, wie die Kirche, als Schutzraum. Und einen solchen brauche jeder.
Die Michaeliskirche konnte am Montag den ganzen Tag besichtigt werden, am Abend erklang zur Eröffnung ein Konzert des Landesjugendchores Thüringen „Das Güldene ABC - der 119. Psalm in Vertonungen aus vier Jahrhunderten.“ Nachdem beim Gottesdienst die Kantorei und Kantor Clemens Bosselmann an der Orgel schon einen Vorgeschmack gegeben hatten, konnte man jetzt die gute Akustik der Kirche hautnah erleben. (mz)