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Zeitz Zeitz: Kanutour zum Donau-Delta

Von Tobias Heyner 29.10.2012, 17:35

Zeitz/MZ. - Um das zu tun, was der Zeitzer Silvio König in seiner Freizeit gerne macht, braucht es schon einiges an Wagemut und Vertrauen in die Sache. Der 45-Jährige war schon immer gern als Rucksacktourist unterwegs in fernen Ländern. Seit etwa acht Jahren hat er nun das Kanu-Fahren für sich entdeckt. Mit seinem Kajak bereiste er schon zahlreiche Flüsse - allein, ohne großartige Vorausplanung und nur mit dem Nötigsten im Gepäck. Im Mai diesen Jahres ließ er sein Boot in Donauwörth (nördliches Schwaben) zu Wasser und fuhr in 43 Tagen mächtige 2 512 Kilometer bis Sfântu Gheorghe (Rumänien) am Schwarzen Meer.

Die Einsamkeit genießen

"Die Idee mit der Donaufahrt kam mir spontan", sagt König. Ganz am Anfang sei er noch in Begleitung gefahren, vor zwei Jahren war er aber schon allein auf der Elbe unterwegs. "Die Donau fließt durch viele Länder mit den verschiedensten Kulturen und ihre Ufer bieten wunderschöne Landschaften", erklärt er weiter, "das hat mich gereizt, und natürlich auch der Abenteuer-Gedanke." An den Touren allein schätze er besonders die Ruhe in der Einsamkeit und die Zeit für sich selbst - aber auch dass er Zeit und Rast komplett selbst planen kann und auf niemanden Rücksicht nehmen müsse.

Eine Nacht im Imbiss

Überrascht hat ihn auf seiner Reise immer wieder die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Menschen: "Es gab immer wieder Momente, in denen ich in leichte Notlagen geriet - sei es wegen Unwettern oder weil ich bis spät in die Nacht keinen Platz zum Anlegen fand", erinnert er sich, "doch in meiner größten Not fand ich stets Menschen, die mir halfen." Dank seines täglich geführten Tagebuchs kann sich König noch sehr genau an einzelne Erlebnisse erinnern.

In Österreich musste König an einer Schleuse eine Zwangspause einlegen, da auch die Umtragestelle gesperrt war. "Im strömenden Regen trug ich mein Boot eine Steilwand hoch und folgte einem Radwanderweg, bis ich zu einem Imbiss kam", erzählt er. Von der Besitzerin wurde er aufgrund seiner kuriosen Situation zunächst ausgelacht. Doch die ältere Dame zeigte sich interessiert an seinem Vorhaben und so kamen die Beiden ins Gespräch. "Nachdem wir bis 1 Uhr nachts geplaudert hatten, schlug sie mir plötzlich vor, dass ich im Imbiss übernachten könne", so König. "Sogar Kaffee und Frühstück bereitete sie mir für den nächsten Morgen vor. Dann fuhr sie einfach nach Hause, als würden wir uns schon Jahre lang kennen." Dieses absolute Vertrauen erstaunte den 45-Jährigen enorm.

Ein Licht in der Dunkelheit

An einem anderen Tag in Bulgarien hatte sich König mit der nächsten Anlegestelle verschätzt. So war er um 22 Uhr noch auf dem Wasser, ohne eine passende Stelle zu finden, wo er ans Ufer gehen konnte. "In einem Auengebiet erblickte ich dann den Lichtschein einer Lampe und steuerte darauf zu", beschreibt er. Er rief nach Hilfe und wurde von Fischern empfangen, die ihm einen Anlegeplatz zuwiesen. Auf die Aussage "Ich habe Probleme" entgegneten diese nur: "Ab jetzt nicht mehr!" Sie setzten ihn zu sich ans Lagerfeuer, schenkten ihm ein Glas Slibowitz (Obstbrand) ein und tischten ihm Essen auf. "Während ich aß, fragten sie mich über alles aus und lauschten gespannt meinen Geschichten", so König. Er bekam zum Schlafen eine Koje im Bauwagen, in dem sie hausten, blieb einige Tage bei ihnen und half ihnen beim Entleeren der Netze. "Die Zeit dort war sehr bewegend", sagt er, "zumal sie zum Abschied meinten, ich könne jederzeit wieder kommen."

Als nächstes will Silvio König wieder eine Rucksacktour gemeinsam mit Lebensgefährtin Bettina Lange machen. Die nächste Kanufahrt sei aber auch schon geplant: Dann aber vielleicht nicht allein, sondern mit Sohn Oskar. Der werde bald Acht und somit alt genug, so König.