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Zeitz Zeitz: Ein Bürgermeister und sein Sorgenkind

Von YVETTE MEINHARDT 13.07.2011, 16:57

WÜRCHWITZ/MZ. - Dass er in diesen Tagen sein "Zehnjähriges" hat, daran haben nicht viele gedacht. Über so ein kleines symbolisches Dankeschön aus der Stadt Zeitz hätte er sich schon gefreut. Jetzt, wo Würchwitz in die Elsterstadt eingemeindet wurde. "Es ist halt wie immer, die kleinen Dörfer gehen in der Stadt unter", sagt er leise und zuckt mit den Schultern. Dabei ist Rübestahl mit seinen 74 Jahren der älteste Bürgermeister der Region.

Was er in seiner Amtszeit erreicht hat? "Ich hatte zwei Lieblingsthemen. Ganz oben stand für mich der Straßenbau. Und wenn am Freitag die Straße in Bockwitz für den Verkehr freigegeben wird, dann kann ich dieses Kapitel getrost abschließen", sagt er. Erst im Frühjahr wurde die Schubart-Straße grundhaft erneuert, Abwasser und Stromleitungen verlegt, danach die Straße gebaut. Auch die Straßen in Loitsch, jene nach Lobas und zuletzt die Durchgangsstraße von Bockwitz wurden hergerichtet. Sogar von Bockwitz nach Stockhausen führt eine Asphaltstraße. Rübestahl ist immer auf Achse, schaut im Dorf nach dem Rechten und dem Gemeindearbeiter über die Schulter, hält dienstags seine Bürgersprechstunde und telefoniert immer wieder mit dem Rathaus in Zeitz.

"Wenn wir früher mal eine Schraube brauchten oder sonst ein Ersatzteil zum Beispiel für den Rasenmäher, bin ich einfach los und habe es gekauft. Heute bedarf es eines großen bürokratischen Aufwandes und schriftlicher Anträge", ärgert sich der 74-Jährige. Dass mache seine Arbeit nicht gerade leichter. Sein zweites Steckenpferd sind die Dorfteiche. "Ihr Zustand war nicht weit entfernt von einer Kloake. Mit Fördermitteln der Europäischen Union haben wir die Teiche in Bockwitz, Loitsch und Würchwitz saniert", erzählt der erste Mann im Dorf.

Sein größtes Sorgenkind ist die Schule. Seit dem Jahr 2007 steht sie leer. Das Unkraut wächst auf dem Schulhof, erste Scheiben sind schon eingeschlagen, andere Fenster vorsichtshalber zugemauert oder mit Holz verschlossen. Traurig schaut der Ortsbürgermeister auf das leere Haus. Jede Woche kontrolliert er einmal das Gebäude und schließt auch für die Zeitzer Zeitung auf. Die Alarmanlage und das Licht gehen noch, die Heizung ist längst ausgebaut. Fröhliche Kinderbilder zieren die Wände. Zwischen 170 und 220 Schüler wurden hier einst unterrichtet. Zu DDR-Zeiten lernten von Abc-Schützen bis zur 10. Klasse alle unter einem Dach. "Als der Schulentwicklungsplan debattiert wurde, sagte die Dezernentin Marion Rosentreter die Schule soll als Außenstelle erhalten bleiben. Diesen Satz vergesse ich nie", erinnert sich Rübestahl. Der Landrat habe außerdem seine Unterstützung beim Verkauf oder einer Nachnutzung zugesagt. Doch bislang sei nichts passiert. Heute steht Rübestahl vor einem Scherbenhaufen. Wer will schon eine Schule kaufen?

In der dazugehörigen Turnhalle befindet sich sein kleines Gemeindebüro. Die Halle selbst wird kaum genutzt, im Parkett gibt es erste Unebenheiten.

Wie MZ-Recherchen ergaben, gehört das Gebäude heute nicht mehr dem Burgenlandkreis als ehemaliger Schulträger. Mit der Eingemeindung von Würchwitz nach Zeitz ging diese Immobilie in das Eigentum der Stadt über. "Die ehemalige Schule in Würchwitz steht zum Verkauf", sagt Sebastian Nicolai, Pressesprecher der Stadt. Im letzten Jahr gab es ein Gespräch mit einem möglichen Investor, dessen Pläne leider nicht im Objekt umgesetzt werden konnten. Aktuell wird das Objekt über die Grundstücksbörse angeboten.

Kaufinteressenten können sich direkt beim Sachgebiet Gebäude und Flächenmanagement melden. Ansprechpartner ist Jörg Meinecke, Telefon 03441 / 8 33 78.