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Abschied von der Völkerfreundschaft? Woran sich Gemüter während der Diskussion um Umbenennung erhitzen

19.04.2021, 10:30

Zeitz - Abschied von der Völkerfreundschaft? Trägt die Zeitzer Kindertagesstätte mit ebendiesem Namen künftig nicht mehr den Namen jenes Stadtteils, in dem sie sich befindet? Möglich ist es, denn der Stadtrat soll sich während seiner Sitzung am Donnerstag mit der Umbenennung des Haues in Kita Am Schwanenteich befassen. Der vom Fachbereich Soziales Zeitz vorgelegten Beschlussvorlage hat der Ausschuss für Bildung, Soziales, Kultur und Sport bereits mehrheitlich zugestimmt.

Im Hauptausschuss sah das jedoch anders aus. Dort standen Donnerstagabend einer Ja-Stimme fünf Gegenstimmen gegenüber. Sechs Ausschussmitglieder enthielten sich während der Abstimmung. Zuvor gab es auch harsche Kritik an der Vorlage, vor allem an der Begründung, warum die Kita künftig den Namen des nahen Schwanenteiches tragen soll. Der Begriff „Völkerfreundschaft“, so heißt es darin unter anderem, sei „auch ein Begriff DDR-typischer Parolen...in denen sich die politische Doktrin des DDR-Regimes und eine antiwestliche Rhetorik widerspiegeln“.

Begriff der „Völkerfreundschaft“ bei vielen Bürgern noch mit DDR-Ideologie belastet

In heutigen Texten finde der Begriff „Völkerfreundschaft“ so gut wie keine Anwendung mehr. Es werde eher von der „Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen“ gesprochen. Da der Begriff der „Völkerfreundschaft“ bei vielen Bürgern noch mit DDR-Ideologie belastet sei, wolle er „nicht mehr so recht in die heutige Zeit und Gesellschaft passen“. Und: „Kindern lässt sich dieser Name ebenfalls schwer erklären.“ Die Umbenennung, so Oberbürgermeister Christian Thieme (CDU), sei Wunsch von Eltern und Beschäftigten der Kita.

Peter Kurth (AfD-Fraktion) stellte fest, dass bereits der Philosoph Friedrich Hegel, aber auch Sozial- und Christdemokraten den Begriff der Völkerfreundschaft „fleißig mit verwendet“ haben. Dass sich jetzt jemand an dem Begriff störe, dafür habe er kein Verständnis. „Haben wir keine anderen Probleme“, fragte er. Die Umbenennung empfinde er als „absoluten Schmarrn“. Horst Heller (Die Linke) erklärte, dass er „einigermaßen erschüttert“ sei über die Vorlage. Dabei gehe es ihm weniger um die Namensänderung als um die Argumentation. Die sei an „Hanebüchenerei“ nicht zu überbieten. Es sei nicht zu fassen, welche Argumentation in der Vorlage stehe. Heller stellte die Frage, warum man den Begriff Völkerfreundschaft nicht erklären könne?

Diskussion auf dem Youtube-Kanal der Stadt Zeitz

Andreas Exler (FWZ) enthielt sich in der Abstimmung zwar, sagte im Verlauf der Diskussion aber: Wenn es Anliegen von Eltern und Einrichtungsleitung sei, die Kita umzubenennen, habe er nichts dagegen. Zudem stellte er fest, dass Begründungen ja nicht Bestandteil des Beschlusses seien. Man könne Emotionen etwas herunterfahren.

Die Diskussion kann auf dem Youtube-Kanal der Stadt Zeitz eingesehen werden. Titel des Beitrags: „Hauptausschuss 15.04.2021“. Die Debatte startet etwa ab Minute 24. (mz/Torsten Gerbank)