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Wildtiere  Wölfe im Zeitzer Forst nicht unrealistisch. Bedingungen stimmen.

Von Sebastian Münster 04.01.2017, 06:30
Ein Wolf in seinem Gehege im Wildpark Schorfheide in Groß Schönebeck (Brandenburg).
Ein Wolf in seinem Gehege im Wildpark Schorfheide in Groß Schönebeck (Brandenburg). dpa

Zeitz/Droyssig - Längst ist der Wolf in Sachsen-Anhalt wieder heimisch. Derzeit gibt es gemäß Landesamt für Umweltschutz zwölf Rudel und ein Wolfspaar, vorrangig im Osten bis Nordwesten des Landes.

Doch das Tier rückt näher: Einen für die betroffene Wölfin tödlichen Unfall gab es unweit der Landesgrenze des Burgenlandkreises auf der Autobahn A 71 im März dieses Jahres nördlich von Erfurt. Mitte November wurde ein Exemplar im Saalekreis bei Landsberg überfahren. Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert gab Entwarnung. Im Süden des Landes gebe es weder geeignete Lebensräume noch genügend Wild für eine dauerhafte Ansiedlung des Wolfes, sagte die Grünen-Politikerin der MZ.

Wolfsexpertin widerspricht Grünen-Politikerin: Deshalb kann der Wolf im Zeitzer Forst gut leben

Dem widerspricht die Diplom-Biologin und Wolfsforscherin Antje Weber. „Grundsätzlich ist eine Ansiedlung des Wolfes im Zeitzer Forst denkbar“, so die Expertin. Die Bedingungen in dem insgesamt fast 4.000 Hektar großen Waldgelände mit mehreren Eigentümern sind ideal. Ausreichende Wildbestände suche das Raubtier dabei ebenso wie die nötige Abgeschiedenheit, um den eigenen Nachwuchs ungestört groß zu ziehen. Ruhe hätte Isegrim insbesondere in jenen rund 900 Hektar Wald, die der Bund 2013 an die Deutsche Bundesumweltstiftung übertragen hat. Seitdem wird das Waldstück wirtschaftlich nicht genutzt.

Betreten darf diesen Teil des Forstes aus Sicherheitsgründen ohnehin niemand, wie Dietrich Mackensen, Leiter des zuständigen Bundesforstamtes Bad Salzungen erklärt. Der Grund sind Munitionsreste in dem Waldstück. Entsprechend unklar ist deshalb auch, wie sich die Wildbestände in diesem Teil des Forstes entwickeln. Wird nicht gejagt, werde das Wild auf jeden Fall nicht weniger, sagt ein anderer Forstmitarbeiter der MZ.

Rainer Patzer, Biologielehrer am Droyßiger Christophorusgymnasium, ist regelmäßig im Zeitzer Forst unterwegs. Für ihn ist klar: Insbesondere die Bestände an Schwarzwild haben zugenommen. „Im Winter, wenn sich die Tiere in den Forst zurückziehen, graben sie großflächig den Waldboden um“ so Patzer. Auch Waschbären beobachtet Patzer immer häufiger.

Wie realistisch ist eine Ansiedlung des Wolfes in der Region?

Nahrung hätte der Wolf also genug. „Er muss den Zeitzer Forst nur finden“, so Wolfsforscherin Antje Weber. Möglich sei das. Allein umherziehende Tiere wandern nicht selten 80 Kilometer pro Tag. Seit 2015 gilt das Gebiet in einem Radius von 30 Kilometer rund um den Truppenübungsplatz im thüringischen Ohrdruf als ausgewiesenes Wolfsgebiet. „Von der Außengrenze dieses Wolfsgebietes bis nach Sachsen-Anhalt besteht eine Entfernung von 20 Kilometern, bis zum Zeitzer Forst sind es 50. Von einer direkten Nachbarschaft sollte man daher nicht sprechen“, so Martin Trost vom Landesamt für Umweltschutz in Halle. Belastbare Hinweise auf Vorkommen im Zeitzer Forst gebe es bislang nicht.

An Sachsen-Anhalts südlicher Landesgrenze betreibe die Behörde daher nur „passives Monitoring“, wie Trost erklärt. Konkret heißt das, dass sämtliche „eingehenden Hinweise aufgenommen und geprüft werden“. (mz)