1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Winterkälte in Zeitz : Winterkälte in Zeitz : Nur einer friert nicht

Winterkälte in Zeitz  Winterkälte in Zeitz : Nur einer friert nicht

Von Angelika Andräs und Daniel Salpius 01.03.2018, 10:00
Auf Detlef Bachmann sind die Markthändler neidisch: Er hat es in seinem Hähnchenstand mollig warm.
Auf Detlef Bachmann sind die Markthändler neidisch: Er hat es in seinem Hähnchenstand mollig warm. Hartmut Krimmer

Zeitz - „Man erkennt sich gar nicht!“ Der Ausruf von Inka Schneider galt ihrer Kollegin Sabine Gabler, die in der Fußgängerzone fast an ihr vorbeigelaufen wäre. Mütze, Kapuze drüber, Schal dreimal um den Hals gewickelt.

„Ich sehe auch sonst am ganzen Körper so aus“, meint Schneider lachend, „Unterhemd, T-Shirt, Wollpullover, den ich dann auf Arbeit ausziehen kann. Dann Thermohose und zwei Paar Socken, weil ich nicht so richtig warme Stiefel habe. Fünf Lagen!“ Ja, Lagen-Look ist in bei minus 13 Grad in der Zeitzer Innenstadt angesagt.

Winterwetter: Markthändler in Zeitz dick eingepackt

Auf dem Roßmarkt trotzen fünf Markthändler der Kälte. Wenn der Wind günstig kommt und die beiden Heizkörper auf vollen Touren laufen, dann kommt Frieder Scheibner von der gleichnamigen Bäckerei aus Lucka, auf minus vier Grad in seinem Verkaufswagen. „Es geht, so lange ich Kundschaft habe und mich bewege und laufe, friere ich nicht“, sagt er und fügt lachend an: „Der Kleiderschrank ist aber leer, ich habe alles an!“ Eine Schicht über der anderen, das wärmt am besten. Immerhin haben seine Vorsorgemaßnahmen bisher verhindert, dass er krank geworden ist.

„Nicht wegen der Kälte, höchstens, wenn ich mich angesteckt habe.“ Und Christine Zimmermann, an deren Eierstand sich eine bibbernde Schlange bildet, bemerkt, dass es etwas langsamer gehe, sie sei schließlich so dick angezogen. „Ich will doch nicht frieren“, meint sie. Und will auch gleich noch einen optimistischen Ausblick geben: „Nächste Woche ist es besser, es wird warm!“

In Zeitz-Ost haben zehn Markthändler ihre Stände aufgebaut

Susanne Kieling zieht die Blicke auf sich. Aber wahrscheinlich weniger wegen der plustrigen knallroten Thermojacke, als vielmehr wegen ihrer blonden Lockenpracht, die sie zu einem Pferdeschwanz gedreht hat. Gut zu sehen, denn eine Mütze trägt sie nicht. „Nie, nie, nie“, sagt sie, „ich trage nie eine Mütze. Ich friere auch nicht und war nie krank!“

In Zeitz-Ost fegt der eisige Wind vielleicht noch ein wenig beißender über den ungeschützten Platz der deutschen Einheit. Mehr los als auf dem Roßmarkt ist trotzdem. Etwa zehn Markthändler haben ihre Stände aufgebaut. Mit eingezogenen Köpfen strömen dick eingemummelte Gestalten bedächtigen Schrittes auf sie zu. Die rotwangigen Händler bekommen heute immerhin besonders viele warme Worte von ihren Kunden.

Markthändler in Zeitz: Mit Humor geht es besser

„Sie haben aber steife Hände“, bedauert eine Dame Kräuterhändler Matthias Schmiedel. Sie hat ihm gerade Geld für Hähnchengewürz rübergereicht. Vier Lagen hat Schmiedel an und friert trotzdem. Doch Kneifen gilt nicht: „Wenn ich nicht da bin, kommen meine Stammkunden umsonst“, erklärt der Kräuterhändler und versucht, es positiv zu nehmen. „Feuchte Kälte wäre viel schlimmer.“

Sabine Gerbeth vom Stand der Bäckerei Beck aus Auerbach im Vogtland versucht die klirrende Kälte mit Humor zu nehmen. „Mit Galgenhumor“, ergänzt sie. Ihr Verkaufswagen hat am Morgen schlapp gemacht, nun steht sie ungeschützt vor dem Ersatzauto in der Kälte. Wie viele Schichten sie an hat? Gerbeth zählt. „Ich komme auf sieben! Frieren tu’ ich nur an die Ohren.“

Detlef Bachmann am Hähnchenstand in Zeitz wird beneidet

Angelika Weigelt und Joachim Pfeifer am Eierstand sehen ganz besonders mitgenommen aus. „Es sind harte Bedingungen heute hier“, sagt Pfeifer. „Zumal wegen der Kälte ungefähr ein Drittel weniger Kunden kommen.“ Seit sieben Uhr sind Pfeifer und Weigelt da - und noch bis zwölf.

Beneidet wird an diesem Markttag in der Zeitzer Innenstadt nur einer: Detlef Bachmann am Hähnchenstand. „Da würde wohl jeder Händler gern tauschen“, meint ein Kunde. Eine Frau ruft sogar, dass sie gleich mal mit in den Hähnchenstand komme zum Aufwärmen. Auch den anderen Händlern empfiehlt der eine oder andere Besucher, er möge zum Broilermann gehen, um wieder warme Hände zu kriegen. Bachmann hat gut Lachen, steht in seiner schicken Dienstkleidung am Grill. Dafür schwitzt er aber auch im Sommer mehr... (mz)