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Der Klangzauberer Wie der Leipziger Komponisten in Zeitz einen dreidimensionalen „Audio-Dome“ geschaffen hat

Die Installation von Fabian Russ hatte vor einer Woche in Zeitz Premiere. Wie man sie noch erleben kann.

Von Peter Zielinski 14.11.2021, 12:00
Klangkünstler Fabian Russ arbeitet auch im Wald.
Klangkünstler Fabian Russ arbeitet auch im Wald. Foto: Peter Zielinski

Zeitz/Leipzig/MZ - Auf den ersten Blick mag das Foto eines im Wald mit dem Laptop arbeitenden Künstlers reichlich gestellt aussehen. Doch es entspricht der Tatsache. Der 36-jährige Leipziger Fabian Russ komponiert seine Klangwunder gerne im Wald. „Ich habe mir sogar einen Klapptisch gebaut. Den kann ich mit Spanngurten am Baum befestigen und so im Stehen arbeiten“, beschreibt er seine Erfindung.

Klangwelt von Heinrich Schütz: Moderne, sphärische Klänge, die sich im Raum bewegen

Seine klanglichen Erfindungen kann man zurzeit im Zeitzer Franziskanerkloster hören. Anlässlich des Festjahres „Schütz22“ hat er zusammen mit dem Tonmeister Carlo Grippa einen dreidimensionalen „Audio-Dome“ geschaffen. Die Zuhörer sitzen in dieser Kuppel und hören über 32 Lautsprecher eine musikalische Auseinandersetzung mit dem Werk von Heinrich Schütz.

Moderne, sphärische Klänge, die sich im Raum bewegen und zeitgemäße Audiotechnik treffen in dieser Neukomposition auf die Klangwelt von Heinrich Schütz aus dem 17. Jahrhundert. Ein hörenswertes Erlebnis der Extraklasse, das innerhalb einer Woche Besucher aus Berlin, Kassel, Potsdam und Zürich nach Zeitz geführt hat.

Klangkünstler verbindet tatsächliche Welt der klassischen Musik mit der Computerwelt

Russ experimentiert gerne. Die Wirkung des Klangs im Raum wurde seine Passion. Nach komplexen Kompositionen sah es bei dem gebürtigen Braunschweiger zunächst nicht aus. Für Russ zählten nur Hip-Hop und Musik am Computer machen. Der Vater spielte Querflöte. Eines Tages kam er auf die Idee, die tatsächliche Welt der klassischen Musik mit der Computerwelt zu verbinden. Ein Musikstudium folgte nicht. „Ich habe in Weimar was mit Medien studiert“, erzählt er.

„Das hat mir gar keinen Spaß gemacht. Ich brach das Studium ab und bekam von heute auf morgen von meinen Eltern kein Geld mehr. Mit allen möglichen und unmöglichen Jobs habe ich mich dann über Wasser gehalten.“ Mit 23 Jahren nahm er privaten Kompositionsunterricht. Heute kann er von seiner Arbeit leben.

Zweifacher Familienvater lebt in Leipzig und genießt die Stunden der Arbeit außerhalb im Wald

Sich selbst bezeichnet Russ als Orchestroniker, der mit Klangversatzstücken und dem Verweben von elektronischer und klassischer Musik arbeitet. Egal ob für Soloinstrumente oder große Orchester. In seinen Kompositionen geht es ihm aber nicht nur um Klangerlebnis und modernsten Sound. Vielmehr geht es ihm um Gefühle, Klänge, Bilder. Den nahtlosen Übergang zwischen den Welten. „Ich möchte zeigen, dass es für den Menschen auch einen Denkraum gibt, in dem nicht alles schlecht oder gut ist.“

Heute lebt der zweifache Familienvater in Leipzig und genießt die Stunden der Arbeit außerhalb im Wald. „Der Wald inspiriert mich. Natürlich gibt er mir auch Kraft, aber er tröstet mich auch.“ Wenn Russ im Schaffensprozess ist, dann können äußere Begebenheiten Einfluss auf seine Kompositionen nehmen. Vogelstimmen oder ein Sturm sind nichts Ungewöhnliches in Fabian Russ’ Werk.

Der Klangzauberer arbeitet an neuen musikalischen Projekten

Im nächsten Jahr wird der vierte und letzte Teil seines Schütz-Zyklus Premiere haben. Gibt es schon Projektpläne für die Zeit danach? „Unter anderem werde ich mich mit Clara und Robert Schuhmann beschäftigen. Und für Leipzig arbeiten wir gerade an einem geolocated Audioguide.“

Die Klanginstallation zu Heinrich Schütz „Kaleidoskop der Räume“ von Fabian Russ ist am 13. und 14. November in der Zeit von 14 bis 17 Uhr im Franziskanerkloster, Klosterkirchhof, Zeitz zu hören. Der Eintritt ist frei.