1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Wie eine Klanginstallation im Zeitzer Franziskaner Kloster die Musik von Schütz neu interpretiert

Nicht von dieser Welt Wie eine Klanginstallation im Zeitzer Franziskaner Kloster die Musik von Schütz neu interpretiert

Musik von Heinrich Schütz wird mit Hilfe eines speziellen Projekts modern interpretiert. Wann das Erlebnis noch einmal genossen werden kann.

Von Peter Zielinski 10.11.2021, 07:30
Der „Audio-Dome“ in der Franziskanerkirche in Zeitz. Er bescherte Besuchern ein besonderes Klangerlebnis.
Der „Audio-Dome“ in der Franziskanerkirche in Zeitz. Er bescherte Besuchern ein besonderes Klangerlebnis. Foto: Peter Zielinski

Zeitz/MZ - Das Publikum der Uraufführung war überwältigt. Bei der Premiere des dritten Teils der Klanginstallation „Kaleidoskop der Räume“ schaffte der Komponist Fabian Russ eine einzigartige Verbindung zwischen den Klangwelten der heutigen Zeit und der des Heinrich Schütz aus dem 17. Jahrhundert.

Klanginstallation interpretiert Musik von Schütz im Franziskaner Kloster in Zeitz neu

Im Zeitzer Franziskanerkloster konnte sich das Publikum am späten Freitagnachmittag davon überzeugen. Die in einem dreidimensionalen „Audio-Dome“ dargebotene Klanginstallation gehört am Ende zu einem vierteiligen Werk. Das wiederum gehört zu den vielfältigen Projekten im Festjahr „Schütz22“. Das Festjahr dauert von Oktober dieses Jahres noch bis zum nächsten Jahr, bis zum 6. November 2022.

Anfangs noch etwas unsicher, nahmen die Hörer auf den Stühlen unter der filigranen Stangenkuppel Platz. Insgesamt 32 Lautsprecher sind an der Kuppel befestigt. Jeder kleine Lautsprecher wird von einem separaten Audiokanal angesteuert. Mit einer komplizierten Technik sind die Tonspuren im Vorfeld so zusammengemischt worden, dass sie schlussendlich ein räumliches sowie wanderndes Audiobild erzeugen. Dabei ist natürlich der Präsentationsraum ebenfalls zu berücksichtigen. Denn leere Kirchen klingen anders, weil sie hoch und groß sind, als Loftetagen mit niedrigen Decken.

„Part III – Nicht von dieser Welt. Passion reworked“: Klangwunder im Kloster

Die Klangkonzeption war also eine besondere Herausforderung. Fabian Russ hat dieses Klangwunder komponiert. Mit dem Tonmeister Carlo Grippa hat er es arrangiert und programmiert. Vor 400 Jahren vermochte es Schütz, die Musiker und Sänger so im Kirchenraum zu positionieren, das Schönheit und Kraft der sakralen Musik überall im Raum entstehen und von den Menschen wahrgenommen werden konnten.

Nicht umsonst hatte Heinrich Schütz den Dom St. Peter und Paul in Zeitz nach seinen akustischen Wünschen umbauen lassen. Er gehört zu den wohl einzigartigen Sakralbauten Mitteldeutschlands für mehrstimmige Musik und im speziellen mehrstimmigen Gesang. Dieser Herausforderung hat sich Fabian Russ angenommen. Mit seinem neuen Werk „Part III – Nicht von dieser Welt. Passion reworked“, das sich auf die „Johannes Passion“ von Heinrich Schütz bezieht, ist ihm das nun auf eindrucksvolle Art gelungen. Zugegebener Maßen, die technischen Installationen haben das Uraufführungspublikum anfänglich etwas irritiert.

Dann dauerte es nur wenige Augenblicke und der Zuhörer konnte in einem Kosmos Schützscher Originalmusik, elektronischen, meditativen Klangteppichen und gesanglichen Versatzstücken entschwinden. Ein in tiefes Rot getauchtes Kirchenschiff des Franziskanerklosters, verstärkte eine kontemplative Stimmung. Fabian Russ beschreibt seine Arbeit so: „Ich möchte Bewusstsein für einen für Menschen neuen Denkraum schaffen.“

Schütz gehört sicher zu den anspruchsvollsten Komponisten seiner Zeit

Die Intendantin des Heinrich Schütz Musikfestes, Christina Siegfried, berichtet von weiteren Erlebnissen mit Jugendlichen: „Als es in der Schule hieß, wir gehen zu einem Schütz-Konzert, war die Begeisterung im Keller. Nach dem Klangerlebnis fragte mich ein Schüler, wo man die Originalmusik von Schütz streamen könnte. Die müsse er jetzt unbedingt hören.“

Heinrich Schütz gehört sicher zu den anspruchsvollsten Komponisten seiner Zeit. Ohne die Unterstützung der Altenburger Kamprad Media wären aber viele der Aktionen im Schützjahr 2021/22 nicht möglich. „Schütz liegt uns am Herzen“, erklärt deren Sprecherin Isabel Klimmt die Motivation, sich zu beteiligen.

Am 13./14. November können zwischen 14 und 17 Uhr alle drei Kompositionen im halbstündigen Wechsel angehört werden. Ort: Franziskanerkloster, Klosterhof, Zeitz. Eintritt frei. Für Schulen können Sonderöffnungen vereinbart werden über: [email protected]