Weltenbummler Weltenbummler: Ein Schiffskoch mit festem Boden unter den Füßen
Teuchern/MZ. - Das Kochen lernte er von der Pike auf im "Nelkenbusch" von Weißenfels, danach bewarb er sich als Schiffskoch bei der Deutracht Seereederei und hatte Glück. Für die Handelsflotte der DDR bereiste er die ganze Welt, ob Asien, Indien oder Südamerika.
"Durch den Indischen Ozean fuhren wir eine Woche ohne Land zu sehen. Beim Mittelmeer war dies natürlich anders, hier verlor man das Land kaum aus den Augen", erinnert sich Müller. Fast jedes Jahr wechselte er das Schiff, so kochte er in gut 15 Jahren auf 14 verschiedenen Schiffen. Im Durchschnitt hatte er eine Besatzung von etwa 40 Leuten zu beköstigen. "In Rostock nahmen wir unsere Grundausstattung für die Verpflegung an Bord. In den jeweiligen Häfen kauften wir vor allem frisches Obst und Gemüse", erzählt er aus längst vergangenen Zeiten. Dabei gab es auch "Bewegungsgeld", um sich in fernen Ländern ein kleines Souvenir zu kaufen. "Eine Tomatenschnitte wie zu Hause brauchte ich nicht mehr auftischen, statt dessen gehörten Shrimps und Ananas zum Speiseplan", schwelgt der Koch in seinen Erinnerungen. In der Ferne probierte er so manches Rezept. Chinesische Reispfanne, süßsaure Speisen und jede Menge Fischgerichte stehen heute noch auf der Speisekarte im Teucherner Ratskeller. "In Vietnam hat man uns so manches Tierchen aufgetischt, ob es Hund oder Affe war, ich vermag es nicht zu sagen." An unruhigen Tagen rutschte auf dem Schiff gelegentlich ein Teller vom Tisch, doch beim Kochen gab es keine Probleme. "Um den Herd herum gab es so genannte Schlingerleisten, damit kein Topf von der Platte rutschte", erklärt Müller.
Nach der Wende wurden es bei Deutracht immer weniger Schiffe. Waren es einst 200, so lag diese Zahl 1993 bereits bei 70. Ralf Müller kehrte zurück in den heimatlichen Hafen und kocht seit dem 1. März 1994 im Ratskeller von Teuchern. Natürlich darf es auch mal chinesisch sein.