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Ulrich als Landrat wiedergewählt Warum einige Akteure enttäuscht von Zeitzer Wählern sind

Götz Ulrich bleibt die nächsten sieben Jahre Chef der Kreisverwaltung. Diese Tatsache findet viel Zustimmung. Es gibt aber auch kritische Worte.

14.04.2021, 08:00

Zeitz - Der alte Landrat ist der neue Landrat. Wie aber sehen Menschen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung die am Sonntag erfolgte Wiederwahl von Götz Ulrich (CDU)? Und wie sehen es Menschen auf der Straße? Die MZ hat sich umgehört:

Zeitzer Oberbürgermeister lobt gute Zusammenarbeit mit Götz Ulrich

Der Zeitzer Oberbürgermeister Christian Thieme (CDU) freut sich über die Wiederwahl von Götz Ulrich im ersten Wahlgang. „Götz Ulrich ist ein sehr engagierter Landrat, so dass wir unsere hervorragende Zusammenarbeit fortsetzen können“, sagt er.

„Viele greifbare Erfolge haben wir bereits erzielt, wie diverse Schulsanierungen beziehungsweise Fördermittelbewilligungen oder die Errichtung der Stabsstelle Strukturwandel im Zeitzer Bahnhof.“ Noch viel mehr gelte es, Zeitz und die Zeitzer Region voranzubringen, „insbesondere für den Erhalt und die Schaffung von neuen, gut bezahlten Arbeitsplätzen.“

Wunsch an Landrat: wirtschaftliche Entwicklung der kleineren Unternehmen im Kreis im Fokus behalten

Martin Exler ist nicht nur Stadtrat der Fraktion Zeitz21, sondern auch Vorsitzender des Stadtmarketingvereins Zeitz. In dieser Funktion hat er gerade in Zeiten von Corona auch immer wieder Kontakt mit dem Landrat.

„Wir gratulieren Götz Ulrich zum Wahlsieg“, sagt er, „wir hoffen, dass er in seiner zweiten Amtszeit den Strukturwandel im Kernrevier und besonders in und um Zeitz noch mehr als Chefaufgabe sieht.“ Auch die wirtschaftliche Entwicklung besonders in den kleineren Unternehmen im Kreis solle er mehr in den Fokus rücken.

Enttäuscht von Zeitzer Wählern - Entscheidungen bleiben folgenlos

Udo Lange, Initiator des Aktionsbündnisses Zeitz, stand bei den Protesten gegen die Schließungen im Zeitzer Klinikum natürlich gar nicht auf der Seite von Götz Ulrich. „Persönlich enttäuscht bin ich über das Wahlverhalten der Zeitzer Wähler“, sagt er.

„Über 3.500 Stimmen für den amtierenden Landrat bedeuten auch, dass vergangene Fehlentscheidungen, wie zum Beispiel beim Thema Klinikum Burgenlandkreis, folgenlos bleiben.“ Die Wahlentscheidung und das daraus resultierende Ergebnis sei ein Signal für ein „weiter so“. „Nichtsdestotrotz funktioniert Demokratie aber genau so, und deshalb möchte ich dem eindeutigen Gewinner der Wahl Götz Ulrich gratulieren“, so Lange.

Kritik an Corona-Maßnahmen

Elke Edel aus Zeitz sagt, dass sie sich über das Wahlergebnis freue. „Denn ich persönlich habe Götz Ulrich dieses Mal und bei der letzten Landratswahl gewählt, da er schon jahrelang gute Arbeit macht. Aber die Wahlbeteiligung von 37 Prozent fand ich ziemlich mager. Die Leute regen sich auf, dass keiner was macht. Aber da könnten sie ja auch mal zur Wahl gehen“, so Elke Edel. Sigmar Bauch aus Zeitz sieht es anders:

„Ich bin nicht so zufrieden mit der Wiederwahl aufgrund des Corona-Managements. Denn hinsichtlich der hohen Inzidenz in Zeitz und Umgebung wünscht man sich mehr Konsequenzen. Ich glaube, die Lokalpolitiker gehen ziemlich unbefangen mit der Situation um und sind sich der Gefahr gar nicht bewusst, was die Infektion so auslösen kann. Ich würde mir schon wünschen, dass strengere Maßnahmen zur Geltung kommen.“

Wiederwahl von Ulrich wahrt politische Beständigkeit

Von Freude darüber, dass Ulrich im Amt bestätigt wurde, spricht Arvid Friebe. Er ist Geschäftsführer der Infra Zeitz Servicegesellschaft, die den Chemie- und Industriepark Zeitz in Alttröglitz entwickelt. Und Friebe sagt, dass er gern mit Ulrich zusammenarbeite. Er schätze ihn als „gewissenhaften und fleißigen Arbeiter“.

Andreas Buchheim (parteilos), Bürgermeister der Gemeinde Elsteraue, sieht nun zunächst Beständigkeit, die mit der Wiederwahl von Götz Ulrich als Landrat gewahrt bleibt. „Mit Götz Ulrich als Landrat ist es unter anderem möglich, die begonnenen für unseren Landkreis wichtigen Themen wie zum Beispiel den Strukturwandel weiter voran zu bringen“, so der Bürgermeister.

Forderung an Ulrich: Spaltung des Burgenlandkreises in Kohle- und Weinregionzu verhindern

Buchheim freue sich auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit, um Verbesserungen für die Menschen im Landkreis und damit in der Gemeinde Elsteraue voran zu bringen, „auch wenn dies manchmal bedeutet, konstruktiv streiten zu müssen und dies auch zu können“. Von der Arbeit des Landrates erwarte er, „dass die Probleme und Bedürfnisse der Menschen im Burgenlandkreis gleichermaßen berücksichtigt werden und eine Spaltung des Landkreises in eine Kohle- und eine Weinregion verhindert wird“.

Zudem müsse es gelingen, den bevorstehenden Strukturwandel und die einhergehende Transformation zum Wohle der Betroffenen zu nutzen. Die Menschen, die bisher in der Kohle gearbeitet und dort ihr Geld verdient haben, müssen den Burgenlandkreis für sich auch in der Zukunft lebenswert finden, so Buchheim. „Dazu erhoffe ich mir, die kontinuierliche Umsetzung der vorgesehenen Projekte aus dem Kernrevier, um den Menschen einen wirklichen Strukturwandel zu vermitteln.“ (mz/Angelika Andräs, Torsten Gerbank und Silvia Kücken)