Viele Patienten ohne Krankenversicherung
ZEITZ/MZ. - Die Anzahl von nicht krankenversicherten Bürgern nimmt ständig zu. Waren es 1995 bundesweit noch 103 000 Nichtversicherte, wurden im vergangenen Jahr 400 000 Bundesbürger registriert, die keinen Krankenversicherungsschutz nachweisen konnten. Mit diesen Zahlen wartete Dr. Ute Friedrich vom Georgius-Agricola-Klinikum in einem Gespräch mit der MZ auf.
Dieser negative Trend macht vor dem Zeitzer Klinikum keinen Bogen, weiß die Abteilungsleiter für Patientenmanagement aus Erfahrung. Auch Carmen Telle, die für die stationäre Patientenabrechnung verantwortlich zeichnet, wird des öfteren mit solchen Fällen konfrontiert. "Erst kürzlich wurde eine Frau eingewiesen, die nicht krankenversichert war. Als sie hörte, dass sie der Krankenhausaufenthalt von einer Woche mit OP 3000 Euro kosten würde, fiel sie aus allen Wolken", nennt sie ein Beispiel.
Die arbeitslose Frau, die keine Leistungen über die Arge bezieht und mit einem Lebensgefährten zusammenwohnt, hatte es versäumt, sich selber zu versichern. Sie hatte auch jahrelang keinen Arzt aufgesucht.
Das Klinikum, das Patienten nicht umsonst behandeln kann, hätte zwar direkt von der Betroffenen die Behandlungskosten zurückfordern können, wählte aber einen anderen Weg.
Die Klinik nahm mit der Krankenkasse Kontakt auf, bei der die Patientin zuletzt versichert war und stellte zusammen mit der Frau einen Antrag auf Wiederaufnahme. "Die gesetzlichen Krankenkassen müssen ihre ehemaligen Mitglieder wieder aufnehmen", informiert Carmen Telle und beruft sich dabei auf das SGB V, Paragraph 5 und Paragraph 315. Das funktioniert allerdings nicht im Selbstlauf. Neben dem Antrag machen sich auch Nachweise erforderlich, so unter anderem über Arbeitsjahre und Arbeitstätigkeiten. Früher lief das alles automatisch über das Arbeitsamt, erklärt Ute Friedrich. Im Rahmen von Hartz IV fallen immer mehr Menschen aus dem Arbeitslosengeld II heraus. Betroffen sind vor allem Lebensgemeinschaften.
Dort, wo die Familienversicherung nicht greift, müssen sich die Betroffenen selbst versichern. Damit seien viele überfordert. Dazu kommt, dass etliche diesen Passus im Bescheid der Arge überlesen. Auch extrem viele Kinder und Jugendliche, die mit Abschluss der Schule in die Arbeitslosigkeit gehen, haben keinen Krankenversicherungsschutz, spricht die Abteilungsleiterin für Patientenmanagement ein weiteres Problem an. Zunehmend betroffen sind nämlich auch Selbständige, die sich laut Sozialgesetzbuch freiwillig krankenversichern müssen. Viele von ihnen sparen die Beiträge ein, wenn das Geschäft nicht gut läuft.
Bei nicht versicherten Patienten nimmt das Klinikum - wie im geschilderten Beispiel - sofort Kontakt mit den zuständigen Behörden und Krankenkassen auf und stellt gemeinsam mit den Betroffenen die erforderlichen Anträge. "In den meisten Fällen gelingt es uns auf diesen Weg, die Kosten für den Krankenhausaufenthalt einschließlich der Behandlungen zurückzuholen", sagt Carmen Telle.
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