Verbraucherzentrale Verbraucherzentrale: Beratungsstelle vor dem Aus
Weißenfels/MZ. - "Es tut mir herzlich leid, vor allem ältere Leute und sozial Schwache werden wohl nicht den Weg in die nächste Verbraucherzentrale finden", sagt Anette Seek. Seit Februar 1992 arbeitet sie für diesen gemeinnützigen Verein 20 Stunden pro Woche. "Ich wurde mehrfach geschult, in rechtlichen Fragen ausgebildet. Doch mich persönlich trifft es nicht, ich bin ab Januar in der Verbraucherzentrale Merseburg zu finden", erzählt die Frau aus Weißenfels. An diesem Sprechtag herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Olaf Kelka aus Hohenmölsen trägt einen ganzen Ordner unterm Arm. "Da sind alle meine Versicherungsunterlagen drin", verrät er. Dieses Mal will er sich in Sachen Hausrat und private Vorsorge Rat holen. "Ich bewohne 128 Quadratmeter, habe dafür eine Versicherungssumme von 76 000 Euro im Vertrag, ist das zu viel?" fragt Kelka. Schnell greift Anette Seek zur Fachliteratur, blättert und wird fündig. "Die Faustregel lautet 600 Euro pro Quadratmeter, ansonsten muss man den Wert der gesamten Einrichtung exakt auflisten", erklärt die Beraterin.
"Vor jeder Neuanschaffung suche ich den Weg in die Verbraucherzentrale, egal ob Fernseher, Waschmaschine oder die Krankenversicherung für den ganzen Betrieb", sagt Falko Schmidt. Er kommt regelmäßig aus Wiehe zur Beratung nach Weißenfels. Dieses Mal will er eine Espresso-Maschine kaufen. "Wer nicht Preis und Leistung vergleicht, schmeißt bares Geld aus dem Fenster", weiß er und schwört auf die Verbraucherzentrale.
Die Stadtverwaltung spricht sich ebenfalls für deren Fortbestand aus. "Der Kampf geht schon seit Jahren. Immer wieder stellt sich im Dezember die Existenzfrage aufs Neue", bedauert Karin Opitz, Pressesprecherin im Weißenfelser Rathaus. Doch die von der Landesgeschäftsstelle Halle genannten "Kostengründe für die Schließung" ziehen im Fall der Saalestadt nicht so ganz. Das Büro im Herzen der Innenstadt kostet nämlich keine Miete. "Das Objekt stellt die Wohnungsverwaltung Weißenfels mietfrei zur Verfügung. Die Verbraucherzentrale muss lediglich die Betriebskosten tragen", fährt Opitz fort. Bis zum Jahr 2000 flossen jährlich noch 3 000 Mark von der Stadt, im Jahr 2001 wurde der Antrag abgelehnt. Nichtsdestotrotz kamen die Informationen der Beratungsstelle immer kostenlos ins Amtsblatt.
Vom Landkreis Weißenfels gab es in diesem Jahr kein Geld. "Es lag ja auch kein Antrag vor", kommentiert Pressesprecherin Erika Köhler. Für 2004 hingegen liegt einer auf finanziellen Zuschuss von 4 000 Euro vor. Darüber wurde bisher noch nicht entschieden. Trotz geplanter Schließung wurde jener Antrag nicht zurückgezogen.