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Umfrage in Zeitz Umfrage in Zeitz: Sorge um die Innenstadt

Von Florin Kautz 15.01.2014, 18:55
Birgit Körber
Birgit Körber F. Kautz Lizenz

Zeitz/Theißen/MZ - Die neuesten statistischen Daten belegen es. Zeitz verliert weiterhin Einwohner. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Lebensqualität der Bevölkerung. Die MZ befragte in einer nicht repräsentativen Umfrage einige Bürgerinnen und Bürger in der Innenstadt, auf dem Platz der Deutschen Einheit und in Theißen, wie sie über ihre Stadt denken.

Auf dem Weg zur Bushaltestelle an der Michaeliskirche erzählen Lutz und Christa Bachmann von ihren Eindrücken. „Der Abstieg von Zeitz hat schon begonnen, als der Status der Kreisstadt entzogen wurde“, findet Lutz Bachmann. Ab dann sei das Geld nur noch nach Naumburg geflossen und Zeitz kam zu kurz. Dazu komme auch, dass die Schließung des Theaters der Stadt nicht gerade ein besseres Image verpasst habe. „Früher war die Stadt voller Menschen, heute stirbt die Innenstadt“, fasst es Bachmann zusammen.

In die gleiche Kerbe schlägt eine Frau aus Tröglitz, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. „Für uns ältere Menschen wird das Einkaufen immer schwieriger. Der Michaelpark hat dem Zentrum den Rest gegeben.“

1990 lebten in Zeitz noch 40 000 Menschen, heute sind es in der Kernstadt noch 24 400. Dennoch lassen sich nicht alle Zeitzer von dieser Entwicklung in die Verbitterung treiben. Von allen neun Umfrageteilnehmern kritisierte zwar jeder die abnehmende Attraktivität des Zentrums, viele fanden aber auch gute Aspekte an der Stadt. Die Nähe zur Familie, gute Freizeitangebote, funktionierende Kinderbetreuung oder einfach die Liebe zur Heimat waren Argumente. (fk)

Vieles sei nur noch mit dem Bus erreichbar. Trotzdem malen die Zeitzer nicht nur schwarz. Auf dem Globusparkplatz verladen Gerd und Birgit Körber ihre Einkäufe und meinen: „Sicher läuft in Zeitz nicht alles optimal, aber man darf nicht vergessen, wie viele Sehenswürdigkeiten es hier im Verhältnis zur Größe der Stadt gibt.“ Das Schloss Moritzburg nebst Museum, das Unterirdische Zeitz und die Michaeliskirche fallen Gerd Körber da spontan ein. Das Ehepaar mag die Heimat und hat noch nie mit dem Gedanken gespielt abzuwandern.

Gleiches denkt Claudia Gründig, die mit ihrem Sohn gerade in den Supermarkt geht. „Ich bleibe schon wegen meiner Familie in Zeitz“, erklärt sie mit Zuversicht. Abwandern sei für sie keine Option.

Auf dem Platz der deutschen Einheit äußert sich eine junge Familie zu ihrer Wahlheimat Zeitz. „Wir sind von Leipzig nach Zeitz gezogen, aus beruflichen Gründen“, sagt Nora Rutte. Ob sie für immer hier bleiben wollen, sei natürlich nicht sicher, aber Positives sieht die junge Frau auf alle Fälle. „Die Stadt ist familienfreundlich und es gibt ein gutes Freizeitangebot. Vieles ist mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu erreichen, man kommt ohne Auto aus“, stellt die Mutter fest. Auch der Schlosspark sei eine großartige und gepflegte Anlage mit Freizeitmöglichkeiten für Kinder. Nur viele Spielplätze seien in einem bedenklichen Zustand. Dort seien oft Leute, die auf Spielstätten nichts zu suchen hätten, und die Sauberkeit sei auch oft mangelhaft.

Carla Frister aus Pegau und Renate Dressler aus Geußnitz sind mit Freundinnen unterwegs. Sie erinnern sich an früher, als Zeitz noch in voller Blüte stand. „Wenn ich damals nachmittags um vier von Arbeit gekommen bin, war die Stadt voller Menschen, eine richtige Massenbewegung“, erinnert sich Renate Dressler etwas wehmütig. Auch sie bedauert vor allem die gegenwärtige Demontage der Innenstadt. Zwar gäbe es viel zu kritisieren, aber verbittert sein wollen die Damen nicht. Carla Frister wünscht sich, „ dass Zeitz wieder eine schöne gegenwartsbezogene Stadt wird“. So wie es früher einmal war, werde es mit Sicherheit nicht wieder werden, die Entwicklung werde eben eine andere sein.

Gerd Körber.
Gerd Körber.
F. Kautz Lizenz