Tröglitzer rettet Zeitzer Mundart Tröglitzer rettet Zeitzer Mundart: Von "abäschbern" bis "zwirnen"

Zeitz - Von A bis Z, genauer gesagt von „abäschbern“ bis „zwirnen“ reicht die Sammlung von Wörtern, die Hilmar Wäschle zusammengetragen hat. Der Tröglitzer befasst sich mit der Zeitzer Mundart und bewahrt Wörter vor dem sicheren Tod, denn viele der 700 Begriffe und Umschreibungen, die jetzt jeder geneigte Leser schwarz auf weiß nach Hause tragen kann, sind schon aus dem Alltagsleben verschwunden. Und mit jedem Wort, das nicht mehr verwendet wird, das ausstirbt, wird die Sprache ärmer.
So ist es Wäschles Verdienst, dass er Zeitzer Mundart sammelt und bewahrt. Und es ist in hohem Maße sein Verdienst, dass er den vielen Wörterbüchern endlich eines hinzugefügt hat, das Zeitzern und Sprachliebhabern, besonders einer bildreichen Sprache aus dem Herzen spricht und zu Herzen geht. „Kleines Wörterbuch der Zeitzer Mundart“ heißt das 24 Seiten starke Bändchen allzu bescheiden.
Lektüre ist ein kulturhistorischer Spaziergang
Schließlich ist jedes Wort „übersetzt“ und oft noch vom Hintergrund her erklärt. Die Lektüre ist ein kulturhistorischer Spaziergang. Das Lesen ist Vergnügen und Schmunzeln. Und mitunter fühlt man sich auch bestärkt, weil es doch geliebte und irgendwie noch verwendete Wörter ins Wörterbuch geschafft haben: knätschen, aufbärschteln, die Dämse, die jetzt beetweise herrscht und die Husche, die man sich deshalb wünscht, die Kuhbläke oder die Käsehitsche...
Wobei es interessanterweise gleichermaßen typisch der Mundart entsprungene Wörter sind wie Untätchen oder Werschel oder in der Region verbandelte Begriffe: Wasserdörfer, Schlendermarkt oder Pulverberg und Müllershausen. Selbst die Löwenzahn-Plage ist gleich weniger schlimm, wenn man den mundartlichen Begriff Milchdistel (wieder)findet.
Atlas der Deutschen Sprache
Es ist ein großes und großartiges Stück Arbeit, das man jetzt in der Gutenberg-Buchhandlung und in der Tourist-Information Zeitz am Altmarkt für 5,95 Euro kaufen kann. „Ich bin bei meiner Großmutter großgeworden und habe dort viele Wörter gehört, die heute nicht mehr üblich sind“, sagte Wäschle dazu. Für die Arbeit an der Wörtersammlung hat der Hobbyforscher außerdem mit alteingesessenen Zeitzern gesprochen, Erinnerungen und Anekdoten notiert.
Auch im Atlas der Deutschen Sprache, im Kleinen Sächsischen und dem Thüringischen Wörterbuch suchte er nach Begriffen, die seiner Ansicht nach typisch für die Region sind. Und auch mit der Orthografie machte er sich Mühe. Immerhin weiß man jetzt gesichert, wie man Kitellaasche schreibt! Ach so, was die ganzen Begriffe bedeuten, die hier genannt werden? Erfährt man im Wörterbuch... (mz)