Traditionsreiches Familienunternehmen Traditionsreiches Familienunternehmen: Gartenträume reifen von Olympia 1936 bis zu Porsche
Zorbau/MZ. - Otto Kittel selbst trieb es in die Welt hinaus. Von der Pike auf lernte er Gärtner, absolvierte seine Lehre in Zeitz. Anschließend ging er auf die Höhere Gartenbauschule in Bad Köstritz. Nach Jahren praktischer Tätigkeit in München, Berlin und in der Schweiz machte er sich 1932 in der deutschen Hauptstadt selbstständig.
Voller Ehrfurcht spricht Peter Heyner von seinem Onkel. "Er ist gesundheitlich nicht mehr so auf dem Posten, doch geistig sehr rege, interessiert sich für die großen Vorhaben im Unternehmen, kennt sich im Umgang mit Pflanzen wie kein anderer aus." Und als damals die kleine Firma Laufen lernte, machte sich Otto Kittel in Berlin schnell einen Namen. Beim Bau des Olympiastadions für die Spiele 1936 legte er das Maifeld an, jener große Platz vor dem Stadion. Er pflanzte so manchen Baum noch selbst, legte auf jenem Areal Wege und Rasenflächen an, die noch heute Bestand haben. Ob das olympische Dorf, Gärten der spanischen oder italienischen Botschaft, Teile des Flughafens in Tempelhof, Bundesgartenschau und Grüne Woche - im Laufe der Jahre hinterließ der Mann aus Hohenmölsen viele handwerkliche Spuren. Das Unternehmen wuchs vor allem in den Nachkriegsjahren auf über 700 Mitarbeiter in Berlin.
Der Name Otto Kittel steht heute nicht nur für eine große Firma in Berlin. Auch im kleinen Zorbau gilt der Name etwas. "Wir waren die ersten im Gewerbegebiet. Damals gab es noch nicht mal eine Straße, keine Wege, einfach nichts", erinnert sich Geschäftsführer Peter Heyner. Der Neffe von Kittel führt das Familienunternehmen fort. "Es war die Euphorie nach der Wende, die mich wieder in die alte Heimat führte", sagt der 65-Jährige, denn in Hohenmölsen erblickte er das Licht der Welt. Auf dem einstigen Feld an der Autobahn steht ein mittelständischer Betrieb mit modernem Bürohaus, Werkstätten und Lager. 50 Mitarbeiter zählt das Tochterunternehmen. Längst wohnt der Landschaftsgartenbaumeister wieder in Mitteldeutschland. Nein, nicht in Hohenmölsen oder Weißenfels, sondern in Naumburg mit weitem Blick über die Moritzwiesen.
"Einen handwerklichen Betrieb kann man nicht einfach stehen lassen. Man kommt nicht davon los", sinniert Heyner. Das Feld in Berlin überließ er seinem Sohn. Seine Lehrtätigkeit an der Technikerschule hing er an den Nagel, nur im Kuratorium der Peter-Linné-Schule ist er noch aktiv. Längst frisst ihn der Alltag auf. Projekte bei Bundesgartenschauen von Magdeburg bis Potsdam und zuletzt das neue Porsche-Werk in Leipzig stehen als Referenzen. Allein bei Porsche legten die Zorbauer 700 000 Quadratmeter Rasen und 50 000 Quadratmeter Sträucher an, pflanzten 2 800 bis zu zehn Meter große Bäume. Zur Zeit laufen alle Vorbereitungen für den Endspurt zur Landesgartenschau in Zeitz. "Diese Schau hätte ich gern in Weißenfels gehabt", sagt Heyner mit ein wenig Wehmut.