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Traditionen Traditionen: Oma Anka und ihr Orchester

Von Bärbel Schmuck 23.12.2002, 19:19

Weißenfels/MZ. - Gern würde die agile Frau aus der Kreisstadt mit dem schönen Lachen alle drei Kinder und Schwiegerkinder sowie die acht Enkel zu sich nach Hause in die Weißenfelser Neustadt einladen. Doch dafür ist ihr Wohnzimmer zu klein. Diesmal wird in Göhrenz bei Leipzig gefeiert, wo Tochter Bettina Klingner mit ihrem Mann Andreas und den vier Kindern Stephan, Christiane, Simon und Felix heimisch geworden ist, und alle anderen sind dabei. Zwei Enkel reisen extra aus England und Finnland an.

Bis zu dreimal im Jahr treffe sich die gesamte Familie immer abwechselnd, mal in Göhrenz, mal in Wernigerode oder Darlingerode - dort sind die Söhne Martin und Hartmut mit ihren Frauen und Kindern zu Hause - oder bei Weißenfels wie einmal im Hotel "Schöne Aussicht" Leißling. Martin, Bettina und Hartmut, die in Weißenfels geboren wurden, die Beuditzschule und später das heutige Goethe-Gymnasium besuchten, hatten bei ihrem Vater Franz Ruß Geigenunterricht. Außerdem erlernten sie das Klavierspiel an der Musikschule. "Ich musste mich darum kümmern, dass die Kinder stets fleißig übten", blickt Mutter Gertraude zurück. Die Geschwister gestalteten Feiern in der Schule und für Senioren, beteiligten sich an Schul-, Kreis- und Bezirksausscheiden, hat sie ihre Erinnerungen.

Diese werden stets wach gehalten, weil begabte Eltern, Schüler, Gymnasiasten und Studenten das Musizieren nicht lassen können. "Vor zwei Jahren gaben sie ein großes Familien-Kammerkonzert in Drübeck bei Wernigerode", hat Gertraude Ruß ein Beispiel parat. Schwiegertochter Annette Ruß, die Klavier an der Landesschule für Musik in Wernigerode unterrichtet und oft als Organistin in Darlingerode aushilft, hatte dieses Ereignis vor rund 200 Zuhörern zum Tag des offenen Denkmals intensiv vorbereitet. In der Klosterkirche boten die Familienmitglieder nicht nur zur Freude der Mutter, Schwiegermutter und Oma Musik von Barock bis Folklore mit Werken von Bach, Händel und Schubert. "Zwei Tage später musste ich ins Krankenhaus zu einer Operation", berichtet die rüstige Seniorin. "So hatte ich davor noch ein wunderschönes Erlebnis mit meiner Familie, das ich nicht missen möchte", erzählt die gelernte Buchbinderin.

Vor einer knappen Woche erlebte sie ihren achtjährigen Enkel Felix als Blockflöte spielenden Weihnachtsmann während einer Schulaufführung. "Unser Felix war in seinem Element, er mimte den kleinsten Weihnachtsmann mit der größten Klappe." Es sei dem Drittklässler wichtig gewesen, dass "Oma Anka" mit im Publikum saß. Am Heiligabend wird die Familie nicht nur instrumental in Aktion treten, sondern gemeinsam singen, vor allem die alten traditionellen Weihnachtslieder wie "Stille Nacht" und "Es ist ein Ros' entsprungen". "Ich habe mit meinen Kindern immer viel gesungen, als sie noch klein waren. Das hat sie sehr geprägt", glaubt die Rentnerin. "Bis heute hält die Musik uns alle zusammen."