Torna Torna: Tornaer halten in Allem zusammen
Torna/MZ. - Kalt war es am Dienstag in Torna. Der Wind pfiff die Dorfstraße entlang und brach sich erst ganz am Ende, an der Nummer 4. Das ist ein großer ehemaliger Bauernhof mit einem schönen alten Fachwerkhaus gleich hinterm Tor. Aber das älteste im Dorf ist es noch lange nicht, wehrte Winfried Landmann ab. Das müsste wohl das bei Weisers ganz am Anfang der Straße sein.
So richtig begeistert war der Mann gerade nicht von einem Schwatz übern Gartenzaun. Sonst eigentlich auch nicht, aber schon gar nicht, wenn die Handwerker ihr ganzes Zeug zusammenräumen. Das waren Dachdecker Wolfgang Pusch aus Wadewitz mit seinen Mitarbeitern Reinhard Peschke und Gerd Roßmann, die zusahen, dass sie fertig wurden.
Am Montag hatten die Dachdecker die alten Schindeln aus Dachpappe "abgerubbt", am Dienstag verlegten sie die Dachpappe-Schweißbahnen. "Zehn Jahre ist jetzt Ruhe. Dann könnte es sein, dass man das Dach wieder pflegen muss", meinte Pusch, der vor fast zwei Jahren im Nachbardorf seinen kleinen Handwerksbetrieb gründete. Dann waren die Handwerker samt Bauschutt fort und Landmann ließ sich doch noch erweichen, ein wenig über seine Straße zu erzählen. Noch dazu, wo er doch ein ganz richtiger Tornaer ist, nicht etwa so ein Hinzugezogener.
Obwohl, wenn man was Genaues über die Dorfstraße wissen möchte, dann müsste man mit Glücks Heinz reden, der wüsste einfach alles über Torna. Aber dass die Tornaer eigentlich recht gut miteinander können, das stimme wirklich. Zumindest wird oft und gern zusammen gefeiert - im Sommer auf dem Teiche. Auf welchem Teich? Na ja, gab er zu, einen Teich hat Torna nicht. Aber nur nicht mehr!
Es ist die gepflegte kleine Festwiese an der Dorfstraße, an jener Stelle, wo einst der Teich zugeschüttet wurde, wo man die Feiertage feiert wie sie fallen. Und wenn sie auf den Donnerstag fallen, wie es dieses Jahr beim Tag der Einheit war, dann haben sie Pech gehabt. Dann wird trotzdem erst am Freitagabend gefeiert, weil ein paar Leute zum Glück ja noch Arbeit haben. Und nach einer ordentlichen Tornaer Feier braucht man lange zum Ausschlafen.
Das neue Haus rechts von Landmanns aus steht erst seit zwei Jahren. Zugezogene, nein, das könne man so nicht sagen. Das seien mehr so halb und halb Zugezogene. Wie das nun wieder zu verstehen ist, erklärt Eberhard Lorenz, der im beginnenden Nieselregen noch immer Rasen mäht. Das Haus gehört der Tochter und ihrer Familie. Er selbst heiratete 1967 eine waschechte Tornaerin und zog ins Dorf, die Tochter sei sozusagen ein Rückkehrer. So einfach ist das.
Eberhard Lorenz wohnt mit Frau Sieglinde und Sohn Steffen weiter vorn in der Dorfstraße, neben dem über die Dorferneuerung wunderschön hergerichteten alten Spritzenhaus des Dorfes. Und sein Ehrgeiz ist es, englischen Rasen hinzukriegen. In seinem Gärtchen hinter dem ehemaligen Bauernhof, den Lorenzens mit der Verwandtschaft bewohnen, war er ja schon einmal fast so weit. Dann kam der Hausbau bei der Tochter, die Zeit wurde knapp und es wurde einfach Gras daraus. Nun soll''s aber richtig was werden rund um das neue Haus.
Dann kam Sohn Steffen mit der Einladung zu einer Tasse Kaffee um die Ecke. Doch auf dem Weg zu dem Haus mit dem "Kickerhahn" auf dem Dachfirst kam ihm der Vater wieder abhanden. Denn der Rasenmäher war noch weg zu stellen und eigentlich war er ja auch nicht fertig mit dem Mähen. "Er wird wohl noch mal mit der Schere übern Rasen gehen", sagte der Sohn, nachsichtig schmunzelnd.
Dafür trudelte die Mutter gerade von Arbeit herein, hatte schon Kaffee getrunken und erzählte im schneidenden Wind auch noch schnell ein wenig über ihre Straße. Von dem Backsteinhaus zum Beispiel, das eigentlich schon Zeitzer Straße ist und ganz früher Kneipe und Schmiede und später "Treffpunkt Konsum" war. Und von dem guten Zusammenhalt der Tornaer.