Tongrube Aga Tongrube Aga: Sorgt Bauschutt für Verunreinigung?

Schellbach/MZ - Empörung und Aufregung in der Sitzung des Gemeinderates Gutenborn. Die unglaubliche Nachricht aus der Stadt Gera: Bereits seit 2007 wird die Tongrube Aga mit amtlicher Genehmigung verfüllt. „Damals stellte die Firma Meißner den Antrag, im Rahmen des geplanten Schießplatzes bereits mit der Verfüllung der Tongrube zu beginnen. Diesem Antrag wurde stattgegeben. Dabei wurde nicht festgelegt, welche Stoffe zum Verfüllen hineinkommen“, sagte Silke Weitzmann, Leiterin der Unteren Immissionsschutzbehörde Gera. Die Tongrube grenzt direkt an Schellbach.
Nach MZ-Informationen wurden seit mehreren Jahren mineralische Stoffe, Baustellenabfälle und Schlacken eingebaut. Mit der beabsichtigten Planung des Schießplatzes wurde die Tongrube im Amtsdeutsch zu einem „technischen Bauwerk“ deklariert. Damit gelten für die Ableitung der Oberflächenwasser, so Weitzmann, nicht mehr die ganz geringen Werte wie für das Grundwasser, sondern erhöhte Werte für mögliche Schadstoffe im Oberflächenwasser. „Mir machen die vorliegenden Analysen mit den hohen Schadstoffwerten und die Berichte in der MZ Angst“, sagte Gemeinderat Uwe Kämpfe. Demnach seien Gifte wie Arsen, Blei und Quecksilber in Wasserproben gefunden worden.
Knackend voll war das Dorfhaus zur Sitzung in Schellbach, denn der Ort liegt nicht einmal einen Kilometer von der Tongrube entfernt. „Wir sind über die gefundenen Giftstoffe in der Tongrube Aga beunruhigt und möchten wissen, wie es da jetzt weitergeht“, fragte Michael Kretschmer, Sprecher der BI „Kein Schuss im Zeitzer Forst“.
Konrad Nickschick, Fachdienstleiter Umwelt in der Stadt Gera, Silke Weitzmann und Uwe Meißner, Geschäftsführer der Adelheid Meißner GmbH, stellten sich den Fragen. „Wir haben nach einer Begehung am Dienstag die Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG) beauftragt, Proben zu nehmen und zu untersuchen“, sagte Nickschick. Dieser Weg sei rechtssicher, aber es werde seine Zeit dauern.
Damit war die Mehrheit im Raum nicht zufrieden. „Diese Langatmigkeit gefällt mir nicht. Wenn das Oberflächenwasser wirklich derart mit Schadstoffen belastet ist, sehe ich Gefahr für die Anwohner“, sagt Uwe Kraneis (SPD), Bürgermeister von Gutenborn. Jeder wisse, dass mit Abfallverwertung gutes Geld verdient werde, so Kraneis. „Ich bin Bio-Bauer in Aga und habe meine Kühe auf den angrenzenden Wiesen“, stellte sich Rosemarie Ullrich kurz vor. „Ich verstehe nicht, wie man aus einer ungefährlichen Tongrube plötzlich eine Deponie machen kann, und die Anrainer wissen nichts davon. Bei uns gibt es ständige Kontrollen, wieso wird auf der Deponie nicht kontrolliert?“, fragte sie nach.
„Es ist gesetzlich zulässig, in technische Bauwerke Bauabfälle einzuarbeiten. Damit ist es noch keine Deponie“, sagte Nickschick. „Die Firma Meißner erfasst selbst, welche Stoffe eingebaut werden, und gibt uns einmal im Jahr einen Bericht“, ergänzte Weitzmann. Vor-Ort-Kontrollen der Behörde habe es in der Vergangenheit nicht gegeben. Wie seitens der Firma Meißner ergänzt wurde, komme einmal im Jahr das Bergamt und nehme Proben. Denn auf einem Teil des Geländes herrscht noch immer Bergrecht. Der Planer der Firma Meißner, Wieland Kögel von der BIT Tiefbauplanung GmbH Gera, stellte weitere Pläne für die Tongrube Aga vor. Demnach soll bis zu einer Höhe von 274?m über dem Meeresspiegel Material eingebaut werden. Darüber kommen eine zirka einen Meter dicke Tonschicht und 1,5?m Rekultivierungsschicht zur Abdichtung der eingebauten Materialien. Darauf soll dann die Schießbahn errichtet werden.
„Im Moment ist die planungsrechtliche Zulässigkeit der Anlage nicht geklärt“, sagte Silke Weitzmann. Die Gretchenfrage sei derzeit, ob die Anlage im Rahmen des Flächennutzungsplanes oder als privilegiertes Verfahren im Außenbereich errichtet werde. „Die Firma Meißner hat alle erforderlichen Unterlagen beigebracht, dazu gehörten zum Beispiel auch ein umfangreiches Lärmschutzgutachten und eine artenschutzrechtliche Erfassung im Bereich Naturschutz“, erklärte sie weiter. Die Fachbehörde in Gera prüft die Unterlagen. „Eine Beteiligung der Gemeinde Gutenborn und des Burgenlandkreises ist in diesem Stadium nicht vorgesehen“, so die Leiterin der Unteren Immissionsschutzbehörde. Später werden die Nachbarn in Sachsen-Anhalt beteiligt. „Wir werden auf jeden Fall gegen die Errichtung eines Schießplatzes in direkter Nähe des Zeitzer Frostes kämpfen“, kündigten Kretschmer und weitere Vertreter der BI an.
