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Tagebaurestloch Schädemulde  Tagebaurestloch Schädemulde : Trügerische Idylle

Von Yvette Meinhardt 02.08.2016, 05:00
Kaum hängt ein Verbotsschild, wird es gleich wieder zerstört.
Kaum hängt ein Verbotsschild, wird es gleich wieder zerstört. René Weimer

Gladitz/Luckenau - Sommer, Sonne, Badezeit ... doch die Idylle trügt. Ob Neue Sorge oder Tagebaurestloch 397 in Theißen, Schädemulde zwischen Luckenau und Gladitz oder die Seenlandschaft hinter dem Flugplatz in Sprossen bis hinüber nach Mumsdorf (Thüringen) - diese Gewässer sind gefährlich. Die Zeitzer Zeitung schaute sich an der Schädemulde um.

Egal, ob man sich von Gladitz oder Luckenau dem See nähert, die vielen Autospuren weisen auf einen regen Besucherverkehr hin. Unzählige kleine Pfade führen von vielen Seiten aus an das Gewässer - mit rund 50 Hektar ist es einfach riesig. An vielen Stellen führen selbst gebaute Stege in das Wasser, manche sind alt und morsch, andere nagelneu.

Baden, Befahren und Betreten verboten

Beim Blick übers Wasser wirken alte Baumstümpfe nahezu gespenstisch, manche ragen aus dem Wasser, andere kann man nur erahnen. „Nein, baden würden wir hier auf keinen Fall, doch wir angeln hier seit vielen Jahren“, sagt Mario Meißner. Vater und Sohn Martin Meißner haben sogar ein Schlauchboot, mit dem sie über die Schädemulde schippern. „An den Wochenenden ist hier bei schönem Wetter viel los. Es wird an allen Ecken und Enden gebadet“, sagt der Mann aus Luckenau. „An den Abenden werden hier richtige Partys gefeiert, es ist so laut wie bei einer Disco“, sagt Martin Meißner. Doch eigentlich ist Baden, Befahren und Betreten verboten.

„Ich habe mächtige Probleme mit der Schädemulde, da liegt Müll ohne Ende, da fährt jeder in das Gelände rein, obwohl es viele Verbotsschilder gibt. Und kaum habe ich ein neues Schild aufgestellt, da ist es auch schon wieder abgerissen“, sagt Mahlke. Seit dem Jahr 2013 ist er der neue Besitzer der Schädemulde. Seitdem hat er viel versucht, doch wenig erreicht. „20 Jahre lang konnte man hier machen, was man will, baden, angeln, Müll abladen. Das kann man nicht in kurzer Zeit wieder ändern“, sagt er. Einen ganzen Container Müll sammelt er pro Saison ein.

Kontrollen fehlen

Für Mahlke tragen die Behörden eine gehörige Mitschuld an der jetzigen Situation. „Es gab so gut wie keine Kontrollen, und auf meine vielen Anzeigen hin passierte auch nicht viel“, so sagt er. Im Gegenteil: Die ungebetenen Gäste werden immer dreister. „Als wir neulich wieder neue Schilder aufgestellt haben, wurden nicht nur die Schilder zerschlagen, sondern gleich die Bäume gefällt, an denen diese Schilder waren, und quer über die Straße gelegt“, beschreibt er seine Erfahrungen.

Doch das Problem ist noch ein anderes. Der Eigentümer ruft die Polizei, doch diese sei nicht zuständig und verweist an das Ordnungsamt. Das Ordnungsamt wiederum sei am Wochenende nicht besetzt. Die Zeitzer Zeitung fragte nach. „Der Burgenlandkreis ist nicht zuständig. Die Überwachung zur Einhaltung der Verbote für das Baden in Tagebaurestlöchern obliegt den Ordnungsbehörden der jeweiligen Kommune“, heißt es von der Pressestelle des Landkreises.

Stadt Zeitz schweigt

Von der Stadt Zeitz gab es keine Stellungnahme. Doch die Gefahrenabwehrordnung sieht im Paragraf 10 vor, dass „das Betreten und Befahren der Tagebaurestlöcher grundsätzlich verboten“ ist. „Nur an freigegebenen und amtlich gekennzeichneten Stellen ist das Angeln, Baden und Betreten der Tagebaurestlöcher erlaubt.“ Darüber hinaus regelt der Bußgeldkatalog von Zeitz (Paragraf 10), dass für jenes Betreten oder Befahren ein Bußgeld von 50 Euro verhängt wird.

„Die Schädemulde ist untersucht, für einzelne nicht gefährliche Abschnitte geben wir Angelscheine aus. Etwa 100 sind im Umlauf“, sagt Mahlke. (mz)