Suchtprobleme in Zeitz Suchtprobleme in Zeitz: Vorbeugen ist besser

Zeitz/mz. - Schockiert hat Katja Flesch vor ein paar Tagen die Meldung aufgenommen, dass in Zeitz ein zehnjähriges Kind mit 1,72 Promille Alkohol im Blut aufgefunden wurde. Als Suchtpräventionsfachkraft bietet sie deswegen ihre Hilfe an. „Es ist für mich eine schlimme Vorstellung, was man den Kindern antut, wenn sie schon so zeitig Alkoholerfahrung machen“, sagt sie. Die 31-Jährige hat ihr Büro beim Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Weißenfels, sieht ihr Arbeitsgebiet aber überall dort im Burgenlandkreis, wo sie gebraucht wird. Deswegen wird der Fall des Zehnjährigen jetzt eine Rolle spielen, wenn sie die Suchtberatung des DRK in Zeitz besucht.
Ohne Terminvereinbarung ist die Suchtberatung in Weißenfels donnerstags von 13 bis 17 Uhr im Büro in der Leopold-Kell-Straße in Weißenfels zu erreichen, sonst telefonisch unter 03443/39 37 15. Telefon: Die Suchtberatung in Zeitz: 03441/68 81 24, Öffnungszeiten im Büro am Kalktor 5: montags und mittwochs 9 bis 16 Uhr, dienstags und donnerstags 9 bis 18 Uhr (jeweils 12 bis 13 Uhr geschlossen), freitags 9 bis 12 Uhr.
„Es sollte unbedingt Anlass sein, mit Schülern und Eltern zu sprechen“, sagt sie. Es würden in immer jüngeren Alter die ersten Erfahrungen mit Drogen gemacht und dagegen müsse man etwas tun. Katja Flesch hat jetzt für die Zeit der Schwangerschaft und des Erziehungsurlaubs den Platz von Claudia Steinhübl beim DRK eingenommen. Die junge Frau aus der Elsteraue ist froh, ihre Kenntnisse aus dem Studium der Erziehungswissenschaft und Soziologie in der heimatlichen Region einsetzen zu können. Eigentlich möchte sie das nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, sondern ihr Ziel ist es, den Missbrauch von Drogen vorher abzuwenden.
Deswegen besucht sie Schulen, Freizeiteinrichtungen, auch Kindereinrichtungen und betreibt dort Aufklärungsarbeit - nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit Aktionen und interessant. Schulungen, Projekttage, Multiplikatorenarbeit, Verhaltens- und Verhältnisprävention - so umschreibt sie ihre Arbeit, bei der sie Institutionen, Fachbereiche und Dienststellen im Burgenlandkreis unterstützen. Als Vorsitzende des Arbeitskreises Suchtprävention & Gesundheitsförderung laufen bei ihr jetzt die Fäden für die Vorbereitung des achten Aktionstages „Gesund - na und?!“ in Weißenfels zusammen (siehe „Noch Partner gesucht“).
Wichtige Partner sind ihr die Suchtberater. In Weißenfels arbeiten sie Tür an Tür mit ihnen, zu den Zeitzern will sie den Kontakt halten, wie er von ihrer Vorgängerin schon aufgebaut wurde. „Gern nehmen wir die Hilfe an, Prävention ist wichtig, doch für den gesamten Burgenlandkreis ist eine Präventionsfachkraft zu wenig“, sagt Suchtberater Karl Schaaf aus Zeitz. „Ich denke, durch die Gespräche bereichern wir uns gegenseitig“, lobt Isabell Müller die Zusammenarbeit. Sie ist bereits seit 17 Jahren in Weißenfels beim DRK Suchtberaterin. Sie ist froh, dass die Hemmschwelle gesunken ist, ein Suchtproblem zuzugeben und die Suchtberatung aufzusuchen.
Mit 3 858 Beratungen und Kontakten ist die Zahl Betroffener, die das DRK-Angebot in Weißenfels, Hohenmölsen und Lützen nutzen, so hoch wie noch nie. In Zeitz und Nebra wurden 2012 die Suchtberater Karl Schaaf und Sabine Schmidt rund 2 000 Mal kontaktiert. Dahinter stehe nicht nur eine Zunahme der Suchterkrankungen, sondern auch die Tatsache, dass die Beratungsangebote mittlerweile weit bekannt sind und einen guten Ruf haben - auch bei Süchtigen und deren Familien. Die Anonymität bleibt gewahrt, sehr vertraulich wird beraten, das werde geschätzt, so die Berater.
Mit Ulrike Baumgarten (27) hat im Vorjahr in Weißenfels eine junge Frau Siegrid Schröter abgelöst, die in den Ruhestand ausgeschieden ist. Sie macht ihre Arbeit „mit Leib und Seele“, so Müller. Zur Vielzahl von Terminen kommt, dass der Einzelfall immer komplexer und schwieriger wird, berichten die Suchtberater aus ihren Erfahrungen. Keine Schulbildung, keine Ausbildung, keine Arbeit - das sind oft soziale Hintergründe. Ausgenommen von den Suchtproblemen ist keine Schicht. Auch in allen Altersgruppen treten sie auf. Freilich, ein Zehnjähriger ist ein Einzelfall. Doch sollten da die Umstände im Mittelpunkt stehen, die dazu geführt haben, dass der Junge betrunken werden konnte.