Substrat fließt «online» zur Nachbarfirma
ALTTRÖGLITZ/MZ. - Baubeginn soll noch in diesem Jahr sein, etwa zwölf Monate darauf werde man sie in Betrieb nehmen, sagte Prokurist Frank Müller der MZ auf Nachfrage. Gebaut wird sie direkt neben der Food Retail and Production CS GmbH, die seit Oktober des vorigen Jahres Getreide zu Stärke und Gluten verarbeitet. Das hat einen guten Grund. Die neue Anlage wird nämlich die rund 25 Prozent organischen Nebenprodukte der Weizenstärkeproduktion weiterverarbeiten. Die Chemiker nennen sie B- und C-Stärke. Sie besitzt einen erhöhten Anteil an Mikrocellulosefasern und wird zurzeit als Tierfutter abgegeben.
B- und C-Stärke wird auch als Wirtschaftsdünger in der Landwirtschaft eingesetzt und ist ein hochinteressantes Substrat für Fermentation. Substratstrom aus B- und C-Stärke stünde gleichmäßig und zuverlässig an rund 340 Tagen im Jahr zur Verfügung. "Der besondere Reiz liegt darin, dass wir hier fast keine eigene Logistik brauchen", erklärte Müller. Der Transport der Nebenprodukte von der Stärkefabrik zur Biogasanlage entfiele. Die B- und C-Stärkelösung fließe nämlich durch Rohre sozusagen "online" direkt aus dem Produktionsprozess der Stärkefabrik zur Verarbeitung gleich nebenan.
Wenn alles nach Projekt und Planung läuft, könnte das Biogas einerseits ins Gasnetz der Redinet GmbH eingespeist, andererseits aber auch anteilig in einem Block-Heizkraftwerk verwertet und der so erzeugte elektrische Strom ins Netz der enviaM direkt am Standort gegeben werden. Das ist die eine Besonderheit. Es gibt aber noch mehr. Da die Temperatur im Substrat bereits zwischen 35 und 38 Grad Celsius liegt, kann man sich ein Aufheizen der Biomasse ersparen und braucht weniger Energie, um eventuelle Temperaturschwankungen im Umwandlungsprozess auszugleichen.
Eine 16-Millionen-Euro-Investition zu den bereits produzierenden Anlagen und den vielen im Chemie- und Industriepark angesiedelten kleineren und größeren Unternehmen hinzu freut auch Peter Schwarz, Geschäftsführer der Infra-Zeitz Servicegesellschaft. "Unsere mindestens fünf Millionen Euro Investition sind aber auch nicht niedlich!" betonte er. Fünf bis sechs Millionen Euro nämlich werde die Nachrüstung der Infrastruktur für die Biogasanlage kosten.