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Stadtentwicklung Zeitz Stadtentwicklung Zeitz: Wie geht es weiter, Herr Thieme?

Von Angelika Andräs 24.04.2017, 07:05
Die Rahnestraße in Zeitz verfällt immer weiter. Oberbürgermeister Christian Thieme hat es zur Chefsache erklärt und arbeitet an einem Konzept.
Die Rahnestraße in Zeitz verfällt immer weiter. Oberbürgermeister Christian Thieme hat es zur Chefsache erklärt und arbeitet an einem Konzept. Hartmut Krimmer

Zeitz - Wie geht es weiter mit der Rahnestraße in Zeitz? Der Verfall der Häuser hört nicht von alleine auf. Zumindest aber hat die gemeinsame Arbeit von Stadt und Landesamt für Denkmalpflege an einem Konzept zur Beseitigung der Missstände begonnen. Denn die ruinösen Häuser reihen sich ausgerechnet an der wichtigsten Zufahrtsstraße zum Stadtzentrum aneinander.

Die Straße wirkt wie die einer Geisterstadt: Mittlerweile findet man unter den 24 Häusern beziehungsweise Fassaden zur Straße hin 16 komplett leerstehende und entsprechend kaputte Gebäude. Richtig genutzt werden drei Häuser, vier weitere sind bewohnt oder scheinen es, mit Gardinen hinter Fenstern, zumindest zu sein. Hier braucht es mehr als guten Willen. Die MZ sammelte Fragen und Hinweise der Leser und sprach darüber mit Oberbürgermeister Christian Thieme (CDU). Der sich ist sich der Schwere des Problems durchaus bewusst. „Die Straße ist eines der Hauptprobleme von Zeitz, auch für die Stadtentwicklung.“

Probleme der Rahnestraße Zeitz: Eigentumsverhältnisse, Denkmalschutz und gesetzliche Regelungen

Dass die Straße gerade auf Besucher der Stadt einen verheerenden und wenig einladenden Eindruck macht, ist Thieme bewusst. Er geht davon aus, dass jeder zweite Besucher auf der Hälfte der Straße überlegt, ob er weiterfährt oder weitergeht. Deshalb ist sie Chefsache. „Ich beschäftige mich schon länger damit“, sagt er, „es ist aber sehr komplex.“ Das geht demnach schon mit den Eigentumsverhältnissen los, zieht sich über den Denkmalschutz bis zu gesetzlichen Regelungen.

„Es gibt keine passende Lösung, aber es gibt bereits Überlegungen. Ich bin fest entschlossen, hier etwas zu tun. Aber wir sprechen von einem Zeitraum von vier, fünf Jahren.“ Bis dahin kann es aber schon kritisch werden für das eine oder andere Haus. Das sieht auch Thieme so. „Wir müssen das mit allem Nachdruck sagen: Die Häuser stürzen uns ein.“

Um auf sein erklärtes Ziel - den Erhalt der Häuser, zumindest der Fassaden und Vordergebäude und wenn möglich die Verwandlung des Straßenzugs in eine innenstadtnahe Wohngegend mit Blick in den Sonnenuntergang - hinzuarbeiten, nennt Thieme vier Schwerpunkte: Denkmalschutz, Eigentumsverhältnisse, Finanzen und Verkehr. Dazu kommt die Frage, wie weit man Gesetze ausschöpfen kann.

Fragen an den Denkmalschutz sind zum Beispiel: Welchen Umfang hat der Denkmalschutz bei jedem einzelnen Gebäude? Was kann vom „Denkmal“ wegfallen? Wobei Thieme jetzt noch gar nicht so weit gehen möchte, bis auf die Fassade alles abzureißen. Aber Anbauten und Bebauung im rückwärtigen Bereich sollten weg. Das sind Themen, die er jetzt während der gemeinsamen Konzeptentwicklung mit dem Landesamt für Denkmalpflege bespricht und abwägt. Ganz wichtig: „Die Rahnestraße muss erhalten werden. Wir dürfen die Rahnestraße nicht beseitigen wollen.“

In Sachen Verkehr geht es um die B 180: Die soll und muss aus der Stadt heraus. Daran arbeitet die Verwaltung bereits seit Jahren, unterstützt und gefordert von einer Bürgerinitiative. „Die Straße ist laut und dreckig“, so Thieme. Hier sei aber, so der Oberbürgermeister, die Situation klar: Spätestens 2024 soll es soweit sein. Dann kann die Bundesstraße auf die mit Fördermitteln gebaute Hyzet-Zufahrtsstraße und damit um die Stadt herum verlegt werden, ohne dass Fördermittel wegen der Umnutzung zurückbezahlt werden müssen.

Die Finanzen spielen natürlich eine gewaltige Rolle: Selbst wenn der Denkmalschutz großzügige Lösungen gemeinsam mit der Stadt findet, wenn alle Eigentümer mitziehen und die Rahnestraße eine Tempo-30-Zone mit Anliegerverkehr wäre: Die Häuser zu sanieren und wieder einer Nutzung zuzuführen, kostet Geld. Richtig viel Geld. Thieme verweist darauf, dass es gerade im Denkmalbereich Möglichkeiten gibt, Fördermittel zu erhalten. „Wichtig ist, dass irgendwo angefangen wird. Vielleicht zieht dann auch der eine oder andere Eigentümer mit. Oder es findet sich sogar noch ein Investor.“ Alles, was mit Geld zu tun hat, soll aber erst angedacht werden, wenn das Konzept fertig ist.

Die Eigentumsverhältnisse erschweren vieles: Es gibt mehrere verschiedene Eigentümer in der Straße. Sogar der Stadt gehört ein Grundstück: die ehemalige Poliklinik. Im Konzept werde man, erklärt Thieme, jedes einzelne Haus betrachten. Haus für Haus. Mit dem fertigen Konzept als Grundlage sollen dann die Gespräche mit den Eigentümern geführt werden. Darüber, was sie selbst mit der Immobilie vorhaben, wie man die Häuser aufwerten, schön gestalten könne, so Thieme.

Gibt es keine gesetzlichen Regelungen, um Eigentümer notfalls sogar unter Druck zu setzen? Schließlich heißt es: Eigentum verpflichtet. So lange der Eigentümer den Aufforderungen der Stadt zur Sicherungspflicht nachkommt, ist es schwierig. „Das Dach muss dicht sein.“ Allerdings räume, so Thieme, das Denkmalschutzgesetz weitere Möglichkeiten ein, wenn es um den Erhalt eines Denkmals gehe. „Bis hin zur Enteignung.“ (mz)