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Stadtentwicklung in Weißenfels Stadtentwicklung in Weißenfels: «Hohler Vogel» als barockes Symbol?

Von Bärbel Schmuck 04.09.2002, 13:29

Weißenfels/MZ. - Hin und her wogte die Diskussion, als sich die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung auf dem Grundstücksgelände an der Weißenfelser Promenade 9 und 11 während ihrer jüngsten Tagung trafen. Beide Häuser, die ehemalige Hoffischerei der Herzöge und der einstige Schumanns Garten, befinden sich in privater Hand. Während das erstgenannte als Denkmal von über 300 Jahren nach den Vorstellungen des Besitzers abgerissen werden soll, plant er, das zweite zu verkaufen. Ein Investor beabsichtige hier, eine Anlage für altengerechtes Wohnen zu schaffen. Schumanns Garten soll saniert werden und außerdem sei vorgesehen, einen Neubau zu errichten, so informierte Diana Wagner den Ausschuss. Die Abteilungsleiterin für Planung in der Stadtverwaltung verwies auf die gegenwärtige Prüfung der Wirtschaftlichkeit. In zwei Wochen würde das Zahlenwerk vorliegen. Erst dann könne eine Entscheidung getroffen werden.

Dennoch plädierte die Mehrheit vor Ort für den Abriss der einsturzgefährdeten Hoffischerei, die nach der Wende durch die Kommune notgesichert wurde. "Wir haben uns nun ein Bild von dem Ist-Zustand verschafft. Was nützt es der Stadt, wenn der Investor abspringt und kurz danach die Hütte zusammenfällt", fragte Hartwig Arps (CDU-Fraktion). "Mit dem maroden Haus, das man nicht betreten kann, weiß doch keiner etwas anzufangen."

Ausschussvorsitzender Günter Oßwald schloss sich der Meinung seines Fraktionskollegen an. "Mir ist ein Investor für Weißenfels lieber und wichtiger, als um jedes historisch wertvolle Haus kämpfen", gab er zu, während Otto Klein (SPD) dafür stritt, dass Mittel und Wege gefunden werden müssten, um das bedeutende Gebäude unbedingt zu erhalten.

Frank Böttger sprach sich für einen Kompromiss aus. "Schließlich gehört das Haus zum barocken Schloss-Ensemble. Wir haben schon genug abgerissen", gab der sachkundige Einwohner zu bedenken. Es handele sich nicht um irgendein Haus, sondern um die herzogliche Hoffischerei.

Oberbürgermeister Manfred Rauner (CDU-Fraktion) erklärte: "Wir haben nicht nur Denkmale, sondern auch Menschen. Und Investoren sind auch Menschen." Ob man nur die Fassade der seit Jahren unbewohnten Promenade 9 herrichten und als "hohlen Vogel" stehen lassen sollte, wäre zu überlegen. Doch das Zahlenwerk müsse abgewartet werden.