Stadt hat neun Tischlereien Stadt hat neun Tischlereien: "In Zeitz sind wir weniger Konkurrenten eher Kollegen"

Zeitz - Neun Tischlereien gibt es der Handwerkskammer Halle zufolge in der Stadt Zeitz, geführt durch jeweils mindestens einen Tischlermeister. Bei der BRS Modellbau und Tischlerei sind es zwei, die die Geschicke führen. Reinhard Riedel kümmert sich um den kaufmännischen Part, während Sohn Sebastian vor allem in der Werkstatt arbeitet. „In Zeitz sind wir weniger Konkurrenten, eher Kollegen“, sagt Reinhard Riedel.
Man tausche sich untereinander aus und helfe einander, wenn beispielsweise mal ein spezielles Gerät gebraucht wird. Eine Gemeinsamkeit sei zudem der bevorstehende Generationenwechsel. Bei den Riedels zieht sich der Vater allmählich zurück und übergibt das Unternehmen an seinen Nachfolger. „Ich habe großes Glück, dass mein Sohn die Firma übernimmt“, sagt der Geschäftsführer.
Modellbau- und Tischlereibetrieb in Zeitz: Insgesamt arbeiten 14 Mitarbeiter für das Unternehmen
Neben den beiden Riedels beschäftigt das Zeitzer Unternehmen einen weiteren Tischlermeister sowie auch einen Modellbaumeister. Insgesamt arbeiten 14 Mitarbeiter für das Unternehmen. Die besondere Verbindung von Modellbau und Tischlerei liegt in der Gründungsgeschichte der Firma. Reinhard Riedel arbeitete zusammen mit Wilfried Buschner zu DDR-Zeiten in der Modellbau-Abteilung des VEB Zemag. Als mit der Wiedervereinigung auch ihr Betrieb umgewandelt wurde, ergriffen beide die Chance und gründeten gemeinsam mit Gerhard Schärf die BRS.
„Wir wollten gleich gründen, um Arbeitsplätze zu schaffen und Geld zu verdienen“, sagt Reinhard Riedel zurückblickend. Doch die Zukunft der Zemag war ungewiss und damit auch die Auftragslage der Modellbauer. Um diese Zeit zu überbrücken, machten sie sich an Tischlerarbeiten.
Unternehmer in Zeitz: „Viele hatten gegründet und sind wieder verschwunden“
„Viele hatten gegründet und sind wieder verschwunden“, sagt Reinhard Riedel. Kurz nach der Wende wollten so viele ein Unternehmen eröffnen, dass die Wartezeit beim Handelsregister auf mehrere Jahre anstieg, berichtet der Tischlermeister. Die Firmengründung fand deshalb in Bochum statt, wo die Eintragung innerhalb weniger Wochen erfolgte. Mit der Unternehmensverlagerung wenig später zog das Unternehmen nach Zeitz. „Wir sind damals ins kalte Wasser gesprungen“, sagt Mitgründer Riedel. Betriebswirtschaft, Krankenkasse, Berufsgenossenschaft - für ihn damals Neuland. Der Dritte im Bunde, Schärf, sei bereits ein halbes Jahr später ausgestiegen. Buschner ging vor etwa drei Jahren in den Ruhestand.
Seit etwa 2010 leitet Sohn Sebastian Riedel die Firma mit. Er hat nur ein Jahr nach seiner Tischlerausbildung den Meister draufgesetzt und ist entsprechend des Firmenprofils auch Modellbauer. Im Gegensatz zur unternehmerischen Nachfolge sieht es beim handwerklichen Nachwuchs nicht so gut aus.
Unternehmer in Zeitz: „Wir finden fast keinen Lehrling mehr“
„Wir finden fast keinen Lehrling mehr“, sagt Reinhard Riedel. Einen Auszubildenden führt der Betrieb im Moment. Doch die Firma hat bereits schwierigere Zeiten hinter sich, etwa die Finanzkrise 2008 oder das Hochwasser 2013. Ein Höhepunkt in der Firmengeschichte war hingegen die Aufarbeitung von 100 historischen Türen des Albrecht'schen Palais. „Das war der schwierigste Auftrag überhaupt“, erinnert sich Reinhard Riedel.
Sein Sohn Sebastian kreierte eine eigene Marke, unter der er zunächst Betten anbot. Im Laufe der Zeit kamen verschiedene Kundenaufträge hinzu und hat sich das Angebotsspektrum erweitert. Und so ging auch der Schwerpunkt wieder etwas mehr in Richtung Tischlerei. (mz)