Stadtgeschichte Stadt der Kinderwagen: Warum der erste Wagen bei vielen Lesern von Zekiwa Zeitz kam
Fotografien erzählen Geschichten, Kunstwerke auch. Was sich so anfindet, wenn nicht nur Zeitzer in alten Fotos kramen.

Zeitz/MZ - Nimmt man sich des Themas erst einmal an, sieht man überall Kinderwagen. Oder Puppenwagen. Und sie kommen aus Zeitz, der Stadt der Kinderwagen, wie viele Leser mit ihren Geschichten und auch schon einigen Fotos erzählen. Zwar ist der Kinderwagen auf dem unteren Foto, das die Cousine Hanna von Wolfgang Hädrich stehend neben dem Kinderwagen mit Brüderchen Horst zeigt, ein Brennabor-Modell. Aber, wie Wolfgang Hädrich zum Foto noch ergänzt: „Brennabor wurde 1955 Teil vom VEB Zekiwa.“ Das Foto entstand gut zehn Jahre vorher.
1960 wurde die Aufnahme gemacht, die eine MZ-Leserin zur Verfügung stellte, die anonym bleiben möchte. Bei diesem ersten Wagen handelt es sich um einen echten Zekiwa-Schlitten, erzählt sie. Das stehe sogar vorn mittig am Wagen. Und es waren dann bei den weiteren Kindern, aber auch bei den Puppenwagen, die im Laufe der Jahre angeschafft wurden, immer Zekiwa-Modelle. Mehrere Verwandte und Bekannte arbeiteten im Volkseigenen Betrieb (VEB) Zekiwa, auf den man in Zeitz stolz war. Denn ähnlich wie Bagger und Kohleförderanlagen von der Zemag, Shampoo von Zitza oder Schokolade von Zetti gingen die Produkte in die Welt.

Kinderwagen gehören auch nicht erst zum Deutschen Kinderwagenmuseum in Schloss Moritzburg. Bereits zu DDR-Zeiten war man sich der Historie bewusst - und warb auch für die Kinderwagensammlung im Schlossmuseum.
Susanne Liebig, die in Brandenburg lebt, aber in Zeitz aufwuchs, hatte natürlich auch einen Zekiwa-Puppenwagen. Sie erzählt, dass sie leider kein einziges Foto des Wagens habe und sehr hoffe, dass vielleicht bei Leserfotos, die eventuell noch kommen, eines dieses Puppenwagens dabei sei.

Einen Kinderwagen als Kunstobjekt haben Freunde von Ernst-Albert Naether, dem Urenkel des Begründers der Kinderwagenindustrie in Zeitz, auf der Art Basel entdeckt: Künstler Andreas Slominski habe das Werk unter dem Titel „Vogelfalle“ 2002 geschaffen, so Naether, er habe sich ein Leben lang mit dem Thema „Falle“ auseinandergesetzt und hier stehe der Kinderwagen „für die Lebensfalle, in die man direkt als Baby reinfällt und dem Leben ausgesetzt ist“. „Das Exponat wird für 40.000 Euro angeboten“, so Naether, „das ganze in einem Zekiwa-Kinderwagen.“ Das „Beweisfoto“ muss die MZ aus urheberrechtlichen Gründen schuldig bleiben.