1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Spieler heizen dem Publikum ein

Spieler heizen dem Publikum ein

Von Uta Kunick 20.10.2005, 16:46

Wetterzeube/MZ. - Beschwingte Musik dringt durch die Dunkelheit. Wer an diesem Abend den Hof am Sitz der Gemeinde Wetterzeube betritt, nimmt in einem hell erleuchteten Raum Musikanten wahr.

Die Frauen und Männer sitzen am Tisch und spielen. Wie jeden Freitag um diese Zeit. Der Blick gilt dem Notenblatt. Selbst als sich die Tür zum Probenraum öffnet, dreht sich keiner um. Als würden die Schalmeienspieler nur auf ein Zeichen ihrer Chefin warten. Doch Ines Schellenberg zieht diesen Teil der Probe durch.

"Wir üben heute zum ersten Mal Highland Cathedral", sagt sie wenig später, legt das Instrument auf den Tisch und nimmt sich Zeit für ein Gespräch. Das Lied zählt zu den bekanntesten Dudelsack-Melodien der Welt und kommt auch bei der Schalmeienkapelle Wetterzeube gut an. Aus diesem Grund fließt es ins Repertoire der Gruppe mit ein. Nun heißt es üben und nochmals üben, bis alles klappt und die Melodie erstmals aufgeführt werden kann. 45 verschiedene Musikstücke beherrscht die Kapelle. Damit könnte sie locker ein vierstündiges Platzkonzert geben. "Wir spielen am liebsten flotte Musik", erzählt Frau Schellenberg "und moderne Sachen." Doch bei den Auftritten stellen sich die Schalmeienspieler voll und ganz auf das Publikum ein.

Dabei kommen bei der älteren Generation vor allem bekannte Volkslieder wie "Muss i' denn zum Städtele hinaus" an. Auch Schunkellieder stehen in der Gunst der Senioren. Doch ob das Publikum jung ist oder alt, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass es mitgeht. Denn, darüber sind sich alle in der Kapelle einig: Wenn die Zuhörer Freude an der Musik finden, macht das Spiel doppelt so viel Spaß. "Dann weiß man, wofür man das Alles macht", sagt Ines Schellenberg. Wenn die Musik die Stimmung im Publikum richtig anheizt, ist das für die Musikanten der schönste Lohn.

Ines Schellenberg weiß, wovon sie spricht. Die 38-Jährige mischt seit 26 Jahren in der Schalmeienkapelle Wetterzeube mit. Seit 2002 hält die Altenpflegerin als Vereinsvorsitzende die Fäden fest in der Hand. Bis dahin hatte ihr Vater Klaus Preller die musikalische Leitung unter sich. Auch Sohn Rico stärkt dem Klangkörper den Rücken. Aus Lust und Liebe rührt er die Trommelstöcke und das seit seinem sechsten Lebensjahr. Das Trommelspielen hat sich der heute 15-Jährige selbst beigebracht. Mutter Ines kennt sich besser mit der Schalmeie aus. Ihre Erfahrungen im Schalmeienspiel gibt sie bei den wöchentlichen Proben weiter. Die Neuen in der Gruppe nimmt sie sich extra zur Seite. Ansonsten würden sich die Alteingesessenen nur langweilen, weil es für sie nur reine Wiederholung wäre. "Man muss mit drei Knöpfen acht Töne spielen können", sagt Ines Schellenberg, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt.

Was die Knöpfe und Töne betrifft, damit kommt Sina Haase bestens klar. Schließlich spielt sie schon zwei Jahre im Verein mit. "Schwieriger wird es, wenn man laufen und gleichzeitig spielen muss", spricht sie für sich. Die 28-Jährige ist familiär vorbelastet. Auch Vater und Onkel mischen bei den Wetterzeuber Schalmeien mit. Da versteht es sich von ganz allein, dass die Oma bei Auftritten die Kinderbetreuung managt. Apropos: Oma. Ein Ständchen für die Großmutter bildete für Susann Vogt den eigentlichen Auslöser, dem Verein beizutreten. Was vor einem Jahr geschah. Vater Hubert Vogt ist zwar mit seinen 48 Jahren der älteste Spieler in der Kapelle, aber erst seit vier Jahren dabei. Aus Lust, Liebe und Tollerei, wie er betont. Der "Dienstälteste" bei den Wetterzeuber Schalmeien heißt Gerd Jähnert. Der 44-Jährige spielt seit 29 Jahren mit.