Spenden nach der Flut Spenden nach der Flut: Tonnenweise Hilfe für Zeitzer

Zeitz/MZ - Hilfe aus Tüten und aus Kästen, ausgespuckt von riesigen Lastern und Kleintransportern: Nach der Elsterflut vor etwa zwei Wochen ist am Samstag eine Welle von Spenden über die Elsterstadt geschwappt: Bekleidung, Tisch- und Bettwäsche, Schuhe, Geschirr und Spielsachen, Hygiene- und Reinigungsartikel, Heu und Stroh - all das ist herangefahren worden von unzähligen freiwilligen Helfern, unter anderem aus Bochum, aus Gräfenhain (bei Gotha) und aus Vaihingen an der Enz (bei Stuttgart). Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) kamen die Gaben an, im Tierheim, beim Reit- und Fahrverein Zeitz-Bergisdorf - vor allem aber bei den Menschen, die Hab und Gut eingebüßt haben.
Allein aus Bochum kamen zwei 40-Tonner, vollgepackt mit Hilfsgütern, die dort gesammelt worden waren. Sie verwandelten Samstag und Sonntag den Herzog-Moritz-Platz vor dem Amtsgericht in der Albrechtstraße in Zeitz in einen Basar. Berge von blauen Säcken, vollgestopft mit Textilen, mussten von den Helfern ausgepackt und sortiert werden, um einen Teil davon sofort auf Biertischen auszulegen.
„Diese Hilfe ist der Wahnsinn“
„Diese Hilfe ist der Wahnsinn“, sagte Ilona Rauch (56). Die Frau aus der Parkstraße gehörte zu den Ersten, die zum Platz gekommen waren, um ein paar Sachen mit nach Hause zu nehmen. Besonders sei sie von der Tatsache beeindruckt, dass die Welle der Hilfsbereitschaft immer noch anhalte, auch nachdem sich das Wasser zurückgezogen hat. Sowohl Ilona Rauch als auch Ellen Ackermann (56) aus der Wiesenstraße mussten während der Flut ihre Wohnungen verlassen und waren in der Turnhalle am Schwanenteich untergebracht. „Dort sind wir gut versorgt und betreut worden“, sagten sie. Nun würde vor allem Bekleidung gebraucht. Deshalb seien sie zum Platz vor dem Amtsgericht gekommen. Toilettenpapier, Küchenrollen Reinigungsmittel, dazu zwei Hosen und einen Pulli holte sich Annette Wendler aus der Geschwister-Scholl-Straße. Die 63-Jährige war froh über Angebot und Hilfe: „Ich finde das sehr schön“, sagte sie. Edeltraud (66) und Dietmar (73) Kellenberger waren ebenfalls gekommen. Dem Ehepaar aus der Donaliesstraße waren Keller und Garage vollgelaufen. Problem: Der elektrische Rollstuhl des Mannes ist den Fluten zum Opfer gefallen. „Da ist die Rechnung gekommen, wir sollen 3 700 Euro zahlen. Von was?“, fragte Edeltraud Kellenberger. Aus dem Spendenpaket hat sich das Ehepaar „ein paar Küchentücher, etwas Seife“ geholt. Nicht viel mehr. „Das sollen andere nehmen, die schlimmer dran sind“, so die Frau und sprach zudem von der Hoffnung, dass viele Menschen das Angebot wahrnehmen.
Hilfe durch Facebook-Gruppe
Firma aus dem Wendland sammelt Spenden
Hilfe durch Facebook-Gruppe
Das hoffte Samstag auch Mandy Bernhardt (31). Die Zeitzerin half den Menschen dabei, das zu finden, was sie suchten und brauchten. „Ich wollte etwas Sinnvolles tun“, sagte Mandy Bernhardt. Sie war über das Internet dazugestoßen, über die Facebook-Gruppe „Unser ZeitZ“. Das soziale Netzwerk spielte von Anfang an eine große Rolle bei der Organisation des Hilfseinsatzes, der nicht zuletzt Annika Dettmar (31) aus Bochum zu verdanken ist. Sie hatte im Netzwerk eine eigene Gruppe „Sachspenden und Hilfe aus NRW“ gegründet. Ursprünglich sollte für Tiere gesammelt werden. Doch Annika Dettmar ist am Ende von der Spendenbereitschaft und vom Engagement anderer überrollt worden. „In der Gruppe ist Melanie Kojka auf mich aufmerksam geworden, die hat mich an Karin Jericho verwiesen, die über die Zeitung zum Spenden aufgerufen hat. Das gipfelte unter anderem in einer Sammelaktion auf dem Marktplatz in Bochum Günnigfeld.“ Dazu kam Ellen Parlitz, die aus Zeitz stammt. „Dann haben wir drei Frauen das Ding gerockt“, sagt Dettmar. Und auf Zeitz sind die Bochumer eben durch Ellen Parlitz aufmerksam geworden. „Die hat uns über die Situation berichtet“, so Dettmar. „Weitere Kontakte kamen übers Internet zustande“. Nun fühle Dettmar „Gänsehaut pur“. Froh sei sie , dass die Firmen Timmerhaus und Dufhues Laster samt Sprit und Fahrern zur Verfügung gestellt haben. Einer der Fahrer ist Martin Herstell (49). „Das Wochenende habe ich gerne geopfert“, sagte er: „Wir können ja auch mal in so eine Situation kommen, dann wären wir für Hilfe auch dankbar.“
Firma aus dem Wendland sammelt Spenden
Bereits am Morgen waren Ellen und Matthias Wendland aus Vaihingen auf den Hof des DRK gefahren. Sie brachten mit einem Kleintransporter Bekleidung und Babysachen. Die Spenden waren spontan von Mitarbeitern der Firma Lösomat gesammelt worden, in der Wendland arbeitet. Zur Zeit des Hochwassers war das Ehepaar in Zeitz bei den Eltern. Sie wohnen in der Geschwister-Scholl-Straße und haben einen riesigen Schaden davongetragen. Weil Wendland deshalb hier ein paar Tage festgesessen hat und übers Internet, sei die Firma so richtig auf das Unglück hier aufmerksam geworden. Es kam zur Sammelaktion, selbst ein Firmenwagen konnte genutzt werden. „Die Spender haben vor allem an die Menschen gedacht, die vorübergehend in Turnhallen untergebracht waren“, sagt Ellen Wendland. Wie ihr Mann sagt, werde weiter gesammelt, vor allem deshalb, weil man wisse, wo die Spenden ankommen. Während Wendlands auf dem elterlichen Grundstück mit anpacken, gibt es eine Sonnenblume für Eva-Maria Bauer, Leiterin des Zeitzer Tierheims. „Weil sie so schön leuchtet und als Symbol für die Wiederaufbau“, begründet Grit Ehrhardt das Geschenk. Das ist aber nur die kleinste Gabe, mit der die 31-Jährige aus Gräfenhain nach Zeitz gekommen war. Sie und Kumpel Ingo Schwäblein hatten Spenden für Tiere mitgebracht, die sie gesammelt hatten. Schon am Wochenende nach der Flut hatten sie im Tierheim mitgeholfen. Da sei spontan die Idee gekommen, zu sammeln. Dazu habe sie auch noch Heu und Stroh für den Zeitzer Reitverein organisiert.
