Notfallplan Gas Sparzwang wird größer, aber Zeitz dreht noch nicht am Temperaturregler
Auch die Kommunen müssen künftig noch mehr auf den Energieverbrauch achten. Wie die Stadt Zeitz darauf eingestellt ist.

Zeitz/MZ - Kühleres Wasser in der Schwimmhalle, Museumsbesuch mit Mütze, Schal und Handschuhen, dunkle Straßen und eine geschlossene Bibliothek? „Was wird dann in den Kindertagesstätten?“ fragt eine Mutter, „bleiben die etwa kalt?“
Das sind einige Szenarien, die es bereits in den Köpfen der Zeitzer gibt, denn: Auch die Stadt muss Energie sparen. Und das nicht nur wegen der sich weiter drehenden Preisspirale. Spätestens seit der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wegen der Lage auf den Gasmärkten die Alarmstufe im Notfallplan Gas ausgerufen hat, gilt Gas in Deutschland als knappes Gut. Auch der Städtebund hat Kommunen bereits dazu aufgerufen, Energiesparkonzepte zu erarbeiten. Wie sieht es damit in Zeitz aus? In der Stadtverwaltung setzt man momentan noch darauf, dass die Aufforderung, Energie zu sparen und bereits laufende Sparmaßnahmen mit „Nachjustieren“ ausreichen. Ein breites Bündnis aus kommunalen und Wirtschaftsverbänden schätzt das offensichtlich anders ein und rief vor einigen Tagen gemeinsam mit Ministerien und Wirtschaftsminister auch die Kommunen noch einmal explizit zum verstärkten Energiesparen auf.
Langfristige Planungen
MZ-Leser Markus Werner schrieb dazu: „Vieles, was hier angesprochen wird, wie Photovoltaik auf Dächern, Thermoverglasung, Energiescout und ähnliches lässt sich, wenn überhaupt erst in Jahren nach und nach in Zeitz umsetzen.“ Das Problem sei aber jetzt da. Es sei klar, dass die Städte hier keine Konzepte zum Energiesparen für eine solche Akutsituation, die sich noch verschärfen werde, in der Schublade haben. „Aber wenn nicht schnell sehr konkret gehandelt wird, dann lesen wir vermutlich irgendwann im Oktober, November ,völlig überraschend’ in der MZ, dass die Wassertemperatur in der Schwimmhalle um drei Grad gesenkt wird. Wenn die Halle nicht gleich ganz geschlossen werden muss. Denn eins ist klar: Energie ist momentan endlich und vielleicht bald kaum noch bezahlbar. Für den Bürger, wie für die Kommune. Und der Herbst ist schnell da.“
Dass sich die Situation verschärft, hat natürlich auch die Stadt erkannt. „Der Klimawandel ist überall sichtbar und die vergangenen Monate, in denen durch einen von Russland geführten Angriffskrieg auf die Ukraine Öl- und Gaspreise fast täglich steigen, zeigen, dass die eingeleitete Energiewende notwendig ist“, betont auch Stadtsprecher Lars Werner. „In der Stadt Zeitz und ihren dazugehörigen Einrichtungen und Gebäuden nimmt das Thema eine zentrale Rolle ein.“ Wobei derzeit vor allem die steigenden Energiepreise im Mittelpunkt stehen, denn die schlagen sich ja unmittelbar im Haushalt nieder.
Die Stadtverwaltung achte bereits seit längerem darauf, Energie einzusparen und beschäftige sich für die Versorgung der städtischen Einrichtungen mit Konzepten der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen, um diese in den kommenden Jahren umzusetzen, so Werner. Doch für den kommenden Herbst und Winter müssen vermutlich erst einmal andere Lösungen her. Konkrete Dinge sind offensichtlich noch nicht geplant. Aber es gibt bereits seit 2021 einen Wegweiser zum Energiesparen. Darin heißt es: „Die Erzeugung von Strom und Wärmeenergie sowie die Bereitstellung von Wasser sind kostenintensiv und belasteten Klima und Umwelt. Ein sorgsamer Umgang mit Energie und Wasser ist deshalb geboten. Alle Beschäftigten der Stadt Zeitz sowie alle Nutzer kommunaler Einrichtungen werden deshalb angehalten, sparsam mit diesen Medien umzugehen“.
So wurden für die Heizperiode beispielsweise Raumtemperaturen festgelegt, die nicht überschritten werden sollen. „Zudem werden die Heizungsanlagen nachts, am Wochenende, in Ferien oder Urlaub und an Feiertagen auf einen abgesenkten Heizbetrieb umgestellt, so dass auch hier Energie gespart wird“, erläutert Werner, „weiterhin wird auch bei Beleuchtung, dem Betrieb elektrischer Geräte und dem Wasserverbrauch auf Schritte hingewiesen, welche ebenfalls Energieeinsparungen mit sich bringen.“
Auf dem Prüfstand
Alle Maßnahmen werden in regelmäßigem Abstand auf ihre Wirksamkeit überprüft. Wenn nötig werde nachjustiert - und in jedem Fall auch zukünftig daran gearbeitet, Energie zu sparen. „Eine Senkung von Wassertemperaturen, Schließung von Einrichtungen oder weniger Veranstaltungen sind nicht vorgesehen“, betont Werner, „und auch in Schulen und Kindertageseinrichtungen gibt es dazu bisher keine weiteren geplanten Vorkehrungen.“
In der Dienstanweisung der Stadt Zeitz aus dem Jahr 2021
ist festgeschrieben, dass in den Unterrichts- und Aufenthaltsräumen, im Hort und in den Kindertageseinrichtungen eine Raumtemperatur von 20 Grad eingehalten werden soll und in Krippen sowie Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigung eine Temperatur von 24 Grad. „Die 20-Gradmarke gilt auch für Büroräume jeglicher Art“, so Werner.