Sirenengeheul bleibt aus Sirenengeheul bleibt aus: Diese Feuerwehr fährt nur vier bis sechs Einsätze pro Jahr

Heuckewalde - Sebastian Böttcher klopft auf den Holztisch, als Zeichen, dass er froh ist, dass die Feuerwehr in Heuckewalde nicht so oft gebraucht wird. „Wir fahren so vier bis sechs Einsätze pro Jahr. Meistens zu technischen Hilfeleistungen, ein Brand ist eher selten dabei“, meint der Gruppenführer. Der letzte Einsatz war am 2. Januar bei dem Lkw-Unfall mit auslaufendem Treibstoff auf der B2 in Giebelroth.
Dabei könnten es durchaus mehr sein, aber durch die besondere Lage hören die Kameraden zwar benachbarte Sirenen, dürfen aber nicht ausrücken. Denn Heuckewalde liegt direkt an der Grenze zu Thüringen, der Geraer Ortsteil Hermsdorf (nicht zu verwechseln mit der Stadt am gleichnamigen Autobahnkreuz) liegt sogar Haus an Haus mit dem Dorf aus der Gemeinde Gutenborn.
Feuerwehr aus Sachasen-Anhalt ohne Befugnisse in Thüringen
„Wenn wir zum Beispiel zu einem Einsatz nach Hohenkirchen müssen, müssten wir eigentlich zwischendurch im thüringischen Pölzig die Sirene ausmachen, weil wir da keinerlei Befugnisse haben“, erklärt der stellvertretende Wehrleiter Manuel Schaller. Einen anderen Weg nach Hohenkirchen gibt es nicht. Das föderale System in Deutschland mit den Bundesländern und ihren Zuständigkeiten treibt also in dieser Hinsicht seltsame Blüten, meint Schaller.
„Wenn es zum Beispiel direkt in Hermsdorf brennen würde, dürften wir nicht ausrücken. Wir bräuchten nur ein paar Meter fahren, könnten dann aber nur tatenlos danebenstehen. Zuständig wären die Kameraden aus Pölzig.“ Und auch was die zentrale Ausbildungsstelle von Sachsen-Anhalt betrifft haben die Heuckewalder schlechtere Karten als andere. Denn die befindet sich in Heyrothsberge bei Magdeburg, die der Thüringer dagegen in Bad Köstritz, sozusagen nur zwei Dörfer weiter von Heuckewalde entfernt.
Tragkraft-Spritzenfahrzeug mit einem Tank von 750 Liter Wasser
So konzentrieren sich die Kameraden notgedrungen also auf Sachsen-Anhalt, fahren in einer Ausrückgemeinschaft mit der Feuerwehr Giebelroth. „Das funktioniert sehr gut. Wir kennen uns gegenseitig, auch was die Technik betrifft“, sagt Böttcher. Diese Gemeinschaft ist aber auch ein bisschen aus der Not heraus geboren, denn das Tragkraft-Spritzenfahrzeug mit einem Tank von 750 Liter Wasser bietet nur Platz für fünf Feuerwehrleute. „Die Ausrückstärke liegt aber bei neun Kameraden. Doch die würden wir sowieso meistens kaum zusammenbekommen“, erklärt Schaller. Insgesamt habe man von 18 Mitgliedern zwar 15 Aktive, von denen arbeitet aber mehr als die Hälfte weiter weg.
So treffen sich die Männer - Frauen, Kinder und Jugendliche gibt es nicht bei der Feuerwehr Heuckewalde - alle 14 Tage sonntags an der Wache. „Einen festen Plan für unsere Übungen haben wir nicht. Da wird mal Wasser aus dem Teich gezogen, werden Hydranten überprüft und markiert oder bei schlechterem Wetter auch mal theoretische Ausbildungen absolviert“, erzählt der Stellvertreter von Wehrleiter Alexander Tutsch. Dazu kommt das Absichern der Rennstrecke bei der Trabi-Rallye in Loitzschütz oder ein Löschangriff-Nass-Wettberwerb wie am 22. Juni in Dragsdorf. „Sowas haben wir früher auch selbst veranstaltet und waren über zehnmal im Jahr zu Gast bei anderen Wehren. Aber das ist bestimmt 15 Jahre her“, sagt Sebastian Böttcher.
Feuerwehr auf Erlebnis-Einsatz in der Kita
Dafür haben sich die Kameraden ein neues Betätigungsfeld aufgetan. Am 21. Juni sind sie zu Gast in der Kindertagesstätte in Heuckewalde und veranstalten ab 8 Uhr einen informativen, aber auch spaßigen Vormittag mit den Mädchen und Jungen. Die müssen sich erst bei einer Evakuierungsübung auf einem Sammelplatz einfinden. Später gibt es dann Löschspiele, zum Beispiel mit einem selbst gebastelten Häuschen auf einer Wiese vor dem Schloss. Die Idee dazu hatte im vergangenen Jahr Manuel Schaller.
„Mein Sohn geht dort hin und ich habe festgestellt, dass es gar keine Rettungspläne oder einen Notausgang gab. Das mussten wir erst einmal erarbeiten“, erklärt er. So wird der Erlebnistag für die Kinder auch als Übung für die Feuerwehrleute genutzt, „denn nach der Evakuierung gehen wir durch das Haus und schauen, ob brandschutztechnisch alles in Ordnung ist“, so Schaller. (mz)