Service und Integration Service und Integration: Wie das im Alltag funktioniert

Zeitz - Für Birgit Harnisch war es eine neue Erfahrung. Noch nie zuvor hat die 51-Jährige mit Menschen mit Behinderung zusammengearbeitet. Seit März vergangenen Jahres sind sie fester Bestandteil ihres Teams. Harnisch leitet die Wäscherei der Firma Service und Integration Zeitz im Gewerbegebiet Am Güterbahnhof. Von ihren 13 Mitarbeitern haben sieben ein Handicap. Die Behinderungen reichen von Epilepsie, Diabetes bis zur starken Sehschwäche. Zwei Mitarbeiter sind geistig beeinträchtigt.
Im Arbeitsalltag spielt das eine kleinere Rolle als Harnisch anfangs vermutet hat. „Ich habe es mir schwieriger vorgestellt“, gibt sie zu. Als das Integrationsprojekt begann, habe sie sich natürlich Gedanken gemacht. Denn die Wäschereileiterin musste ohne spezielle Schulung zurecht kommen. Sie habe sich viel Zeit genommen, die Mitarbeiter während zweiwöchiger Praktika intensiv eingearbeitet - und sie so kennengelernt.
Gesten, Lippenlesen und Einfühlvermögen
Dabei musste sich nicht nur Fachliches einspielen, sondern auch das Miteinander. Das fängt bereits bei der Verständigung an. Mitarbeiterin Peggy Hauptmann etwa ist schwer hörgeschädigt und kann sich nur eingeschränkt mitteilen. Mit vielen Gesten, Lippenlesen und Einfühlvermögen jedoch funktioniert es. Hauptmann sagt, dass sie sich in der Wäscherei wohlfühlt und gut zurecht kommt. Wenn etwas unklar ist, helfen Stift und Zettel, ergänzt ihre Chefin.
Auch Burgunde Jahr-Köhler, die seit neun Jahren in der Wäscherei arbeitet, sieht die neue Situation positiv. „Man passt mehr auf und achtet stärker aufeinander“, so Jahr-Köhler. Davon abgesehen hätte sich durch die neuen Kollegen kaum etwas verändert. Sollte es aber dazu kommen, dass eine Kollegin etwa einen epileptischen Anfall bekommt, sei man sensibilisiert. Unter dem Personal befänden sich drei Ersthelfer, man wisse, was zu tun sei.
„Mein Blickwinkel gegenüber Menschen mit Behinderung hat sich geändert“
Das alles sei eine Lernphase gewesen, meint Birgit Harnisch rückblickend. Ihr zufolge liegt der Schlüssel in der gegenseitigen Bereitschaft: „Wir sind sehr auf sie eingegangen, während sie bemüht sind, sich einzubringen.“ Probleme jedenfalls habe es in den vergangenen Monaten nicht gegeben. Das Projekt Integration sehe sie als gelungen an. Nicht nur aus der Perspektive der Wäschereileiterin, sondern auch aus persönlicher Sicht. „Mein Blickwinkel gegenüber Menschen mit Behinderung hat sich geändert“, sagt sie. Bei ihr habe der Umgang mit ihren neuen Mitarbeitern die Hilfsbereitschaft intensiviert. Sie stehe nun etwa mit ihren hörgeschädigten Mitarbeiterinnen auch privat in Kontakt und helfe bei Problemen. „Sie sind wirklich in einer schwierigen Lage, weil sie sich oft nicht mitteilen können.
Viele Kollegen hätten schon lange arbeiten wollen, aber zuvor keine Chance erhalten. Das bestätigt auch der Geschäftsführer der Service und Integration Gesellschaft. Laut Andreas Fuchs habe es zahlreiche Bewerbungen für die sieben Stellen für Menschen mit Behinderung gegeben. Bezahlt würden diese wie andere Mitarbeiter auch und ohne staatliche Lohnkostenzuschüsse. Perspektivisch sollen weitere geschaffen werden, um Menschen mit Handicap eine berufliche Perspektive zu ermöglichen. Dafür brauche es aber mehr Aufträge aus der Region. (mz)