Schlosspark Moritzburg Schlosspark Moritzburg: Japanischer Garten als Ort des Friedens

Zeitz - Der japanische Garten im Schlosspark Moritzburg Zeitz ist ein ganz besonderer Ort. Ein Ort der Ruhe, des Friedens, aber eben auch der Städtepartnerschaft. Er ist eine Brücke über 8.000 Kilometer und verbindet Zeitz mit Tosu. Das alles begann vor über 20 Jahren: Eine Grundschule in Tosu besitzt nämlich einen Flügel der Zeitzer Firma Hupfer.
Im Juni 1945 spielte darauf ein junger Soldat, ehe er als Kamikaze-Flieger in den Krieg ging. 1989 erzählte ein Lehrer der Schule, der das Spiel hörte, die Geschichte. Fast zehn Jahre später kam im Zeitzer Rathaus bei Bürgermeister Jörg Stolper ein Brief an...
Flügel steht längst restauriert in einer eigenen Halle
Der Flügel steht längst restauriert in einer eigenen Halle. Auch zum Klavier-Wettbewerb der Stadt Tosu erklingt das Instrument, das heute als Symbol des Friedens gilt. Nach einem ersten Besuch einer kleinen Zeitzer Delegation, vertreten durch die Musikschule „Anna Magdalena Bach“ und die Stadtverwaltung, erfolgte im Mai 2001 der Gegenbesuch. Seitdem die japanischen Gäste nach Hause zurückgekehrt waren, sind Briefe eine Brücke über die 8.000 Kilometer, die zwischen Zeitz und Tosu liegen.
Und einen zweiten Brückenschlag sollte es anlässlich der Landesgartenschau 2004 geben: Einen Garten im japanischen Stil. Der Garten soll als Ruhezone wirken, mit interessanter Bepflanzung, einem Wasserlauf mit begehbaren Steinen und natürlich Sitzgelegenheiten. Anlegen sollten ihn japanische Gartenbaumeister.
Vorbereitung
Bevor die Gartenbauspezialisten aus der japanischen Partnerstadt Tosu in Zeitz anreisten, musste das Gelände für den japanischen Garten vorbereitet werden. Er entstand auf dem Grundstück der ehemaligen Wäscheunion, also einem Industriegelände. Ume Jinichiro. Tadahiko Takatori und Masateru Saito, der Sohn von Masaharu Saito, der 2002 schon in Zeitz gewesen war und die Anlage des Gartens vorbereitet hat, kamen direkt aus Tosu nach Zeitz.
Sie wollten in gut einem Monat einen 1.200 Quadratmeter großen Trockenlandschaftsgarten anlegen. Ideal waren die Bedingungen allerdings nicht, und ihnen war auch noch nicht wirklich klar, dass alles frostsicher gebaut werden muss. Anfang Mai 2003 gehörte für die Teilnehmer eines Rundgangs über das künftige Landesgartenschaugelände noch viel Phantasie dazu, in dem matschigen Viereck einen Garten zu sehen.
Bauzeit
Bauzeit: Am 18. Mai 2003 begannen die Gartenbauspezialisten aus Tosu mit einer Gartenweihe ihre konzentrierte Arbeit auf dem Gelände der ersten Landesgartenschau Sachsen-Anhalts. Der Plan war klar: Im Trockengarten sollen Inseln und Berge durch Steine sowie Meere, Teiche und Flüsse nicht durch Wasser sondern durch Sand oder weißen Kies symbolisiert werden. Zehn Tage später haben die ersten großen Steine ihren Platz gefunden. Bald zog sich der Plattenweg durch das Gelände.
Das Material war, wie sie erklärten, eine Notlösung. Die Steine wählten die Meister allerdings persönlich bei der Mibrag aus. Dass das Material nicht genau hinkommt, war kein gravierendes Problem. Aber da sind die kulturellen Unterschiede: Der japanische Garten soll zum Meditieren, Ruhen und Entspannen anregen, aber jeder Stein hat auch seine Bedeutung. Und etwas davon wollten die Gartenbauspezialisten auch an die Zeitzer und die Besucher vermitteln.
Zweite Einweihung
Das Hochwasser der Weißen Elster im Juni 2013 beschädigte auch den japanischen Garten im Schlosspark Moritzburg. Er wurde mit Unterstützung der Partnerstadt wieder hergerichtet und erhielt am 2. Juni 2014 zur Erinnerung an die Katastrophe die Flutplakette. Heute ist er immer noch ein Meisterwerk mit einer ganz besonderen Ausstrahlung. Es wurden dabei übrigens fast alle Baustoffe aus Deutschland verwendet.
Auch die genutzten Pflanzen entstammen aus deutschen Baumschulen. Lediglich der Bambuszaun, der den Japanischen Garten umgibt, wurde in Japan gekauft. „Treten Sie auf meine Steine und leben Sie wohl und lange.“ Das ist so einer der Sätze der japanischen Gartenmeister, die man nicht vergisst. Stecken dahinter doch eine Kultur, Lebensauffassung und Stil. Das, was man auch beim Besuch im japanischen Garten erahnt. (mz)