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Ausstellung im Schloss Moritzburg Schloss Moritzburg Zeitz: Faszinierende Ausstellung von Thomas Carl

Von Angelika Andräs 19.03.2017, 11:00
Solche Damen trifft man zurzeit im Schloss Moritzburg einige an. Der gebürtige Zeitzer und Wahlberliner Thomas Carl hat sie installiert.
Solche Damen trifft man zurzeit im Schloss Moritzburg einige an. Der gebürtige Zeitzer und Wahlberliner Thomas Carl hat sie installiert. Hartmut Krimmer

Zeitz - Es ist eine faszinierende Ausstellung, die die Zeitzer und Gäste der Stadt jetzt im Museum Schloss Moritzburg sehen können. Faszinierend, weil der Künstler Thomas Carl ein gebürtiger Zeitzer ist, der in die Welt ging, aus dem „etwas wurde“ und der jetzt für diese Schau in seine Heimatstadt zurückkehrt. Faszinierend aber vor allem durch das, was zu sehen ist.

Egal, ob Plastiken, Bilder oder Masken, man bekommt das gute Gefühl, dass man ansonsten für solche künstlerischen Eskapaden in eine der Kunstmetropolen reisen muss. Dem Museum sei es gedankt, dass immer wieder große Anstrengungen unternommen werden, Zeitzer in Zeitz zu zeigen.

Museumsmitarbeiterin Ursula Rittig: Demnächst würdigen wir Leben und Werk von Hubert Heger

„Das Museum Schloss Moritzburg bemüht sich seit Jahren mit Sonderausstellungen solche ,Abtrünnigen’ wieder im hiesigen Bewusstsein zu verankern“, sagt auch Museumsmitarbeiterin Ursula Rittig, die die Ausstellung eröffnete, „Besonders intensiv haben wir uns im letzten Jahrzehnt um das Schaffen von Johannes Lebek bemüht.

Unbedingt zu nennen wären aber auch Karl-Erich Merseburger, Johannes Eichler, Rolf-Dietrich Ratzmann, Karl Walther, Gisela Richter, Marianne Richter und Manfred Zoller. Demnächst würdigen wir Leben und Werk von Hubert Heger, der ja unter anderem auch das Logo des Zeitzer Museums geschaffen hat.“

Künstler Thomas Carl: Damals besuchte man sich auch ohne Absprache

Jetzt also ist Thomas Carl an der Reihe. Der Vater Konzertpianist und ein in Zeitz sehr bekannter Klavierpädagoge, die elterliche Wohnung ein Künstlertreff. Die Ehepaare Lebek und Merseburger, die Maler Prüstel und Fröhlich, der Fotograf Heinz Föppel, der Kunsterzieher Dr. Heymer und andere gehörten zu diesem Kreis.

Thomas Carl erinnert sich: „Damals besuchte man sich auch ohne Absprache, die Leute kamen spontan vorbei. Dadurch lernte ich viele kennen. Manchmal bekam ich Farben oder Papier geschenkt oder Kunstpostkarten oder Reproduktionen. Ich fing an, sie zu sammeln. Ich war vor allem von Gauguin fasziniert oder von den modernen Franzosen: Picasso, Braque, Matisse.“

Thomas Carl: Ein guter, langjähriger Freund seines Vaters war Johannes Lebek

Ein guter, langjähriger Freund seines Vaters war Johannes Lebek. Carl bekam von ihm schon als Kind erste Anleitungen in Holz- und Linolschnitt. „Wir haben Kontakt gehalten bis in die 1970er Jahre, uns Briefe geschrieben und Zeichnungen oder Grafiken geschickt.“

Thomas Carl suchte die Nähe zu Gleichgesinnten, und es kam, wie es in Zeitz kommen musste: Er stieß auf den Zeitzer Künstler Joachim Hering, auf einen, der kreativ ist und Phantasie hat, aber auch das Handwerk beherrscht, Kunst studiert hat, ständig an sich arbeitet. Hering sprach mit ihm, schulte ihn. Ein echter Glücksfall.

Noch in den 1970er Jahren traf sich das Trio Manfred Zoller, Christoph Winckel und Thomas Carl

Neben der „alten Garde“, Ritter, Teuscher und König, lernte Thomas Carl hier auch Christoph Winckel, der zur Ausstellungseröffnung in die Saiten seines Kontrabasses griff, kennen. Carl suchte und besuchte diesen Kreis seit 1965, angeregt auch durch Manfred Zoller. Noch in den 1970er Jahren traf sich das Trio Manfred Zoller, Christoph Winckel und Thomas Carl, nun schon nicht mehr in Zeitz, von Zeit zu Zeit mit Joachim Hering.

„Wir zeigten unsere Zeichnungen, ließen vernichtende Urteile über uns ergehen, und konnten sehen, was der Meister vollbracht hatte. Solche Treffen gingen immer bis spät in die Nacht und waren Highlights für uns, sie gehören zu meinen wichtigsten Erinnerungen aus dieser Zeit.“ Das Wiedersehen mit Hering in Zeitz berührte auch die Ausstellungsbesucher.

Museum Zeitz: Thomas Carl entsorgt die in ihnen verabreichte, genau dosierte Schöne-Welt-Illusion

Ob seine Arbeiten, besonders die Plastiken nun durch „befremdenden Realismus“ wirken oder einfach nur skurril anziehend sind mit ihrem Materialmix aus Zeitungspapier, Draht, „Versatzstücken aus der bunten Warenwelt“ von Perücken über Brillen bis Hosen und Schuhe - sie provozieren den Geist. „Thomas Carl entsorgt die in ihnen verabreichte, genau dosierte Schöne-Welt-Illusion, indem er sie durch seine kunstvoll gestaltete Un-Ordnung durcheinanderbringt“, so Ursula Rittig, „er bewegt sich - wie jeder ernstzunehmende Künstler - auf unsicherem Terrain.

So sprechen seine Arbeiten von Möglichkeiten, von möglicher Welt. Sie sind - obwohl klar in der Entscheidung - keine Behauptungen, sie suggerieren auch keinen Tiefsinn, wie er heute in Mode gekommen ist. Sie hämmern dem Betrachter nichts ein, sie überfluten ihn nicht mit sinneabstumpfender Selbstinterpretation.“ Eines aber tun sie bestimmt: Sie regen an, sie fördern den Dialog, den eigenen, inneren und den mit anderen Ausstellungsbesuchern.

Museum Schloss Moritzburg: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr. (mz)

Auch die Bilder von Thomas Carl ziehen die Betrachter magisch an. Daneben sind Figuren und Masken zu sehen.
Auch die Bilder von Thomas Carl ziehen die Betrachter magisch an. Daneben sind Figuren und Masken zu sehen.
Hartmut Krimmer
Thomas Carl trifft seinen Lehrer, den Zeitzer Künstler Joachim Hering.
Thomas Carl trifft seinen Lehrer, den Zeitzer Künstler Joachim Hering.
Hartmut Krimmer