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Schaupflügen Schaupflügen: Oldies ziehen Ackerfurche

Von Wolfgang Reinhold 07.09.2014, 19:50
Berthold Knorre sorgt mit seinem eisenbereiften Hanomag für die Anfangsfurche
Berthold Knorre sorgt mit seinem eisenbereiften Hanomag für die Anfangsfurche Carlo Böttger Lizenz

Massnitz/MZ - Eine kleine Völkerwanderung setzt am Samstagvormittag ins sonst eher beschauliche Elsteraue-Dorf Maßnitz ein. Gegen 10.30 Uhr reihen sich rund 100 Besucher-Pkw auf dem Parkplatz vor dem Ortseingang aneinander. Zum 7. Oldtimer-Schaupflügen reisen die Fans auch mit dem Rad und natürlich mit dem Traktor an.

Das Terrain vor dem Feuerwehrhaus hat sich in einen Festplatz verwandelt. Die Besucher genießen - sonnengeschützt unter Zeltdächern - Kaffee und Kuchen sowie Roster. Ein Ochse am Spieß verheißt deftige Mittagskost. Entlang des benachbarten Stoppelfeldes fädeln sich in zwei Reihen zig Vertreter und Typen historischer Traktor- und Treckertechnik auf: IFA Pionier, ZT 300, Famulus, Schlüter, Fendt, Deutz, Landini, Lanz Bulldog, Belarus, Hanomag und so weiter. Das Publikum staunt und die Experten fachsimpeln. So auch Lanz-Spezialist Friedhelm Kalb aus Loitzschütz. „Ich bin das erste Mal da, die Vielfalt der Oldtimer und die gute Stimmung gefallen mir sehr“, sagt er.

Schaupflügen für junge Leute

Veranstalter Andrè Freitag, dem eine 40-köpfige Helferschar zur Seite steht, eröffnet die Veranstaltung offiziell etwas später als geplant, da immer noch Teilnehmer eintreffen. „Neben dem Schaupflügen gibt es noch das Baumstammziehen in den Traktoren-Klassen bis 50, 50 bis 90 und über 90 PS. Gewinner ist der Traktorist, welcher in der kürzesten Zeit die meisten Baumstämme wegtransportiert“, erklärt Freitag. Er zeigt sich erfreut über die Teilnehmer- und Zuschauerresonanz: „Das werden von Jahr zu Jahr mehr. Im Vorjahr hatten wir 102 Akteure. Ich denke, da kommen wir heute wieder ran.“

Ein Hanomag-Trecker „R 40“ mit 2-Scharen-Pflug zieht auf dem 300 Meter langen Feldstück erste Ackerfurchen. Sauber, gerade und tief. Berthold Knorre aus Reichenbach (bei Aga) steuert das historische Gespann. Der eisenbereifte Traktor mit Drei-Gang-Getriebe ist Baujahr 1944, der 2-Scharen-Pflug ist ähnlich so alt. „Ich bin hier beim Schaupflügen von Beginn an dabei“, sagt der Reichenbacher. „Berthold zieht bei uns immer die Anfangsfurche“, erläutert André Freitag und fügt hinzu: „Das Schaupflügen ist für die Leute. Damit sie sehen, wie das früher geschah. Das war teilweise eine echte Plagerei, kein Vergleich zur hochmodernen Großtechnik von heute.“

Trecker der Marke „Eigenbau“

Mit knallrotem Famulus und Hydraulik-Anbaupflug geht Hans Bucklich (78) aus Caschwitz als zweiter in die Ackerspur. Er zählt im Feld zu den ältesten Akteuren und war beim Trecker-Event auf dem Großglockner schon dabei. „Ja, mit meinem Famulus ackere ich noch drei Hektar Land - Gerste, Hafer und Weizen“, so der Oldie. Neben zahlreichen größeren Traktoren wie ZT 300 und Belarus auf dem Nachbarterrain sind auch Trecker der Marke „Eigenbau“ in Aktion. Ein Hingucker ist auch Erhard Benkwitz aus Draschwitz mit seinem Fendt, Baujahr 1962. Mit an Bord seine Hündin Emma. „Sie ist aber noch nicht so alt wie mein Traktor“, lacht der Senior.

Rainer Görg und seine Frau Petra verfolgen als Besucher das Geschehen. Der Chef der Verkehrswacht Zeitz ist gelernter Landtechniker und daher vom Fach. „Ich bin begeistert, hatte früher mit Famulus, ZT 300 und Belarus in der Werkstatt zu tun. Erfreulich, dass sich so viele Leute heute noch für die alte Landtechnik interessieren“, erzählt Görg.

Alte Technik wird in Maßnitz zur Schau gestellt.
Alte Technik wird in Maßnitz zur Schau gestellt.
Carlo Böttger Lizenz