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Schatzgräber spürt Wörter aus vergangenen Zeiten auf

Von UTA KUNICK 16.01.2009, 17:56

TRÖGLITZ/MZ. - Doch es soll niemand an dieser Stelle auf die Folter gespannt werden. "Grumpel" steht für eine unansehnliche Frau. "Wanzchenbeere" ist nichts anderes als eine Schwarze Johannisbeere und "rahn" bedeutet hoch beziehungsweise aufwärts. Hilmar Wäschle aus Tröglitz kennt sich da bestens aus. Der 76-Jährige hat eine Dialektwort-Sammlung zusammengestellt. Für die jüngere Generation und für alle, die sich dafür interessieren.

"Die Zeitzer Mundart darf nicht aussterben", begründet der aufgeweckte Senior. Die Nachwelt soll Spaß an den sprachlichen Zeugnissen vergangener Zeiten haben und jenes Kulturgut hegen und pflegen. Wäschle betrachtet die Sprache als etwas Lebendiges. Er bedauert, dass alte Wörter aus dem aktuellen Sprachschatz verschwinden und die Menschheit mit Anglizismen überschüttet wird. "Früher gingen wir einkaufen. Heute heißt es shoppen", sagt er. Der pensionierte Schlossermeister beschäftigte sich schon in jungen Jahren mit Dialektwörtern aus dem Zeitzer Raum.

Vorbild war die Großmutter, die diese Mundart pflegte. Wäschle hat sich ständig Notizen gemacht und diese erweitert, sobald neue Wörter dazu kamen. Beim Zusammentragen ging ihm auch die Tochter mit zur Hand. Sie arbeitet in der Altenpflege und hielt Dialektwörter fest, die ihr bei Gesprächen unterkamen. Rund 750 Wörter aus der Zeitzer Mundart trug der eifrige Sammler, der sich selbst als Schatzgräber bezeichnet, im Laufe vieler Jahre zusammen. Bis ihm die Idee mit der Dialektwort-Sammlung kam.

Schreibmaschine hat ausgedient

Wäschle, der sich im Geschichts- und Altertumsverein für Zeitz und Umgebung engagiert und sich seit 40 Jahren mit der Zeitzer Regionalgeschichte beschäftigt, setzte sich zunächst an die Schreibmaschine. Das gesammelte Gut wurde wie in Wörterbüchern üblich, alphabetisch geordnet und jeder Begriff mit einer Erklärung versehen.

"Die Stichwörter sind in ihrer Schriftform der Lautung weitgehend angepasst. Zur Einordnung und zum besseren Verständnis und zur besseren Lesbarkeit sind einige in verhochdeutschter Schriftform dargestellt", erklärt Wäschle. Die Schreibmaschine hat der agile Senior auf Drängen der Kinder und Enkel inzwischen ausrangiert und sich einen Computer zugelegt. Jenes Schreibprogramm macht verschiedene Schriftarten möglich, wovon das Äußere der Sammlung profitiert. Der Wortschatz kann auf 19 DIN-A4-Seiten in einem Hefter nachgelesen werden. "Es wäre schön, wenn man das in einem Heimatheft veröffentlichen könnte", wünscht sich der Autor der Dialektwort-Sammlung. Wäschle behält übrigens sein Wissen nicht für sich. Er trat schon zu verschiedenen Seniorentreffen mit Vorträgen zur Mundart auf.