Werkstatt in Zeitz Reparatur- und Bildungscenter in Zeitz: Kfz-Meister hilft Jugendlichen beim Start ins Berufsleben

Zeitz - Motorräder und Autos stehen dicht gedrängt in der Werkstatt von Matthias Kolbe. Momentan geht es dort ruhig zu. Kein Vergleich zu Zeiten, in denen ein gutes Dutzend Jugendliche durch die Halle wuselte. Denn im Reparatur- und Bildungscenter Zeitz (RBC Zeitz) werden nicht nur Fahrzeuge auf Vordermann, sondern auch junge Menschen zurück in ein geregeltes Leben gebracht.
Früher befand sich auf dem Gelände an der Vater-Jahn-Straße, Ecke Dr.-Flörsheim-Allee, die Bildungs- und Service GmbH Zeitz. Ein Betrieb, der sich auf Erwachsenenbildung spezialisiert hatte und verschiedene Berufe ausbildete.
Matthias Kolbe wurde schon mit 30 Ausbilder für Kfz-Elektriker
So kam auch Matthias Kolbe zum Unternehmen. „Ich war gelernter Kfz-Mechaniker, fand nach dem Bund aber keinen Job“, erzählt der 43-Jährige. Über das Arbeitsamt wurde ihm eine Umschulungsmaßnahme zum Kfz-Elektriker angeboten. Diese sollte ein Jahr dauern.
Doch Kolbe blieb. Er wurde direkt vom Betrieb übernommen und bildete mit Anfang 30 selbst aus. „Anfangs habe ich mich gefragt, ob die anderen wirklich auf mich hören, die waren ja alle älter als ich“, so Kolbe rückblickend.
Die Sorge stellte sich als unbegründet heraus. Kolbe wurde akzeptiert und hatte allerhand zu tun. „Zu Spitzenzeiten waren 140 Umschüler auf dem Hof.“ Das währte aber nicht lange.
2004 liefen viele Maßnahmen aus und die Firma musste sich umstellen
Um das Jahr 2004, so Kolbe, liefen viele Maßnahmen aus. Immer weniger Umschüler kamen in den Betrieb, hinzu kam, dass sich Kolbes Vorgesetzte zurückziehen wollten. Aus dieser Situation ergab sich für ihn und einen Kollegen eine Chance: Beiden wurde angeboten, die Werkstatt weiterzuführen. „Wir überlegten nicht lange und sagten zu. Wir dachten uns, wir probieren’s einfach“, erzählt Kolbe.
Ein halbes Jahr später, im August 2005, gingen beide an den Start: mit neuem Namen, aber ähnlichem Konzept.
Die Hauptausrichtung, so erklärt Kolbe, ist bis heute die Reparatur von Fahrzeugen. Daneben sind Kolbe und seine zwei Mitarbeiter, darunter Ehefrau Simone, als Dozenten in Bildungsstätten der Handwerkskammer für Ostthüringen aktiv. Dort unterrichten sie Auszubildende in den Bereichen Lager und Logistik, Kfz-Technik und -elektrik sowie Metallbau.
Matthias Kolbe will Jugendliche wieder auf den Arbeitsmarkt bringen
Die meiste Kraft aber hat ihnen in den vergangenen Jahren ein anderes Aufgabenfeld abverlangt: Maßnahmen mit dem Ziel, Jugendliche wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Seit 2010 haben Kolbe und Kollegen mehrmals Projekte mit dem Bildungsträger Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) durchgeführt. „Beim ersten Mal haben wir einen Schulbus für Kinder in Afrika umgebaut und dabei über sechs Monate mit acht Jugendlichen zusammengearbeitet“, erklärt Kolbe.
Täglich kamen die jungen Menschen dafür in die Werkstatt und erlernten dabei nicht nur die Grundlagen des Kfz-Handwerks. „Die Maßnahme sollte Jugendliche an ein geregeltes Leben gewöhnen und ihnen eine richtige Chance geben“, so Kolbe weiter.
Jugendliche stammen aus teils schwierigen sozialen Verhältnissen
Mit den Jahren folgten mehrere solcher Projekte, unter anderem wurde in der Werkstatt ein Oldtimer-Bus mit Wohnwagen für den Tourismusverband Altenburger Land restauriert. Bei der Zusammenarbeit auf engstem Raum blieben auch Konflikte nicht aus.
Simone Kolbe erklärt, dass jeder der Jugendlichen sein Päckchen zu tragen hatte, teils aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammte. „Da spielt die Vergangenheit eine große Rolle. Viele waren ihr Leben lang auf sich allein gestellt“, so die 37-Jährige.
Sie selbst habe vielen nicht nur in der Werkstatt geholfen. Einige hätten auch ganz alltägliche Dinge lernen müssen, die für andere selbstverständlich sind - einkaufen, kochen und den Haushalt organisieren. Simone Kolbe hat sie dabei an die Hand genommen.
Die Projekte waren enorme Herausforderung
Für die Angestellten des Reparatur- und Bildungscenters stellten solche Projekte in der Vergangenheit eine enorme Herausforderung dar. „Das war eine aufreibende Zeit, weil wir nebenbei ja immer noch den normalen Kundendienst hatten“, erklärt Matthias Kolbe. Und fügt hinzu: „Bei dem ein oder anderen war es schon schwer, sowohl menschlich als auch vom Fachlichen“.
Und doch habe er es immer als persönliche Aufgabe gesehen, die Jugendlichen zu unterstützen und ihnen eine Starthilfe zu geben. So ähnlich wie ihm zu Beginn seiner Berufslaufbahn eine Chance zugekommen ist. (mz)