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Rechtsstreit in Zeitz Rechtsstreit in Zeitz: Hähne ärgern den Nachbarn

Von klaus-dieter kunick 24.03.2014, 17:48
Roland Riemann mit einem seiner Hähne, der nach wie vor kräht, wie er will.
Roland Riemann mit einem seiner Hähne, der nach wie vor kräht, wie er will. Hartmut Krimmer Lizenz

zeitz/MZ - Zwei Hähne krähen in der Bergsiedlung in Zeitz, was das Zeug hält. Das hat Streit zur Folge in einem beliebten Wohngebiet, in dem es sonst eher beschaulich zugeht.

Rückblende: 2005 entschloss sich Roland Riemann von einem Dörfchen nahe Jena nach Zeitz zu ziehen. Vorausgesetzt, er dürfe auf dem Grundstück in der Bergsiedlung Tiere halten. Darf er laut Ortssatzung. Also zog er um. Nichtsahnend, dass damit ein langanhaltender Nachbarschaftsstreit beginnen sollte. Dafür sorgen fortan die zwei Hähne, die der 69-Jährige neben seinen acht Hühnern, 45 Tauben, einer Katze, einem Hund, mehreren Prachtfinken und Zwergwachteln dort hält. Die Hähne richten sich natürlich nicht an die vorgeschriebene Mittagsruhe oder anderen menschlichen Gewohnheiten - sie krähen, wie und wann es ihnen gerade passt. Das wiederum passt einem Nachbarn nicht - der will sich in der MZ dazu jedoch nicht äußern. Der Senior berichtet, dass der Nachbar von Anfang an mit ihm im Clinch gelegen habe. Selbst als er beim Sanieren des Hauses die Tapete von der Wand gekratzt habe, sei ein Klopfzeichen gekommen, endlich damit aufzuhören. Alle Versuche, sich zu einigen, scheitern.

Da es zu keiner Annäherung kommt, landet das Ganze vor Gericht. Ein Richter vom Amtsgericht Zeitz sei im Mai 2012 vor Ort gewesen und habe sich alles angeschaut, „doch da waren die Hähne ruhig“, berichtet Roland Riemann. Mittlerweile legen die Nachbarn nach, die Rede sei laut einem Gerichtsschriftstück von unzumutbarem Lärm, der nicht länger hinzunehmen sei. „Angeblich würden meine Nachbarn unter Schlaflosigkeit leiden und Herzrhythmusstörungen haben“, ergänzt der Senior, der darüber schmunzeln muss. So krank können die nicht sein, wenn sie selbst bei kühlsten Temperaturen in den Swimmingpool steigen.

Doch egal, es gibt im September 2012 eine richterliche Entscheidung: Darin wird Roland Riemann verpflichtet, die Hähne täglich von 13 bis 15 Uhr sowie von 20 bis 6 Uhr im Hühnerstall wegzusperren. Außerdem soll er die Innenwände des Stalls schallsicher ausbauen, so, dass die Hähne in der Nähe leise hörbar seien, jedoch nicht, dass der Kläger beeinträchtigt werde. „Daran habe ich mich gehalten“, versichert der 69-Jährige. Nur einmal im Januar dieses Jahres nicht, als er verreist gewesen sei, da sei es ihm durch die Lappen gegangen. „Wenn ich mich nicht an die Auflagen des Gerichtes halten würde, hätte ich ja Verständnis“, ergänzt er.

Der Zeitzer Amtsgerichtsdirektor Ernst-Wilhelm Schulze bestätigt, dass es einen Rechtsstreit sowie besagte Auflage gäbe, dass Roland Riemann seine Hähne zu festgelegten Zeiten wegzusperren habe. Wie es nun allerdings weitergehe, liege am Kläger. Eine Androhung von bis zu 25 000 Euro oder ersatzweise sechs Monate Haft könne die Gegenseite beantragen. Ob sie das aber tue, wisse er nicht. Eine in der Nähe wohnende Nachbarin schüttelt den Kopf. „Haben denn die Menschen etwa keine anderen Sorgen?“, fragt die Frau.