Radsportlegende in Zeitz Radsportlegende in Zeitz: Täve Schur zum Anfassen

Zeitz/MZ - Täve Schur genießt 50 Jahre nach seiner Laufbahn als Radsportler immer noch große Popularität. Der beliebteste Sportler der DDR, der viele Erfolgsgeschichten im Radsport schrieb, war von der Partei „Die Linke“ in Zeitz zu einem Forum eingeladen. Zum Thema „Fit im Alter“ stand der zweimalige Rad-Weltmeister der Amateure Rede und Antwort. Im sehr gut gefüllten Saal 4 im Zeitzer Kino zeigte sich der 83-Jährige redegewandt.
Täve Schur, geboren 23. Februar 1931,verheiratet, vier Kinder. Erfolge: Gelbes Trikot Gewinner Internationale Friedensfahrt 1955. Gewinner Internationale Friedensfahrt 1959. Weltmeister auf der Straße 1958 und 59. Olympiazweiter im Mannschaftszeitfahren 1960. Olympia-Dritter Mannschaftsfahren 1956. DDR-Meister im Straßenrennen 1954, 1957, 1958, 1959, 1960, 1961 DDR-Meister Mannschaftszeitfahren 1957, 1958.
Er kommentierte aufgelockert ein Video über seine Laufbahn, das für die Sportfans abgespielt wurde. Er hatte oft einen Scherz auf den Lippen. Seine Frau koche ihm morgens fast immer eine Haferflockensuppe, die solle sehr gesund sein. Eines Tages sagte er zu seiner Gattin: „Die Suppe schmeckt sehr gut, sie ist nur zu dünn.“ Der zweifache Weltmeister hatte die Lacher auf seiner Seite. Seine Devise: „Der Mensch bewegt sich nicht weniger, weil er alt wird. Er wird alt, weil er sich weniger bewegt. Also beweg' dich.“ Gesunde Ernährung, viel frische Luft, Sporttreiben seien, so Schur, die Gesundmacher des Menschen. Nahezu jedes Wochenende ist er mit dem Rad unterwegs, fährt pro Tour rund 60 Kilometer. Und auch im Alltag nutze er lieber das Rad als Auto oder Zug.
Unter den Fans im gut besuchten Kino war auch Jürgen Gleißner. Er hatte ein Erlebnis, das er nicht vergessen wird. „Ich fuhr mit dem Rad in voller Ausrüstung und kam in der Nähe von Schmölln an vier Kindern vorbei. Die winkten mir zu und schrien Täve, Täve. Völlig beeindruckt fuhr ich zurück und fragte die Steppkes, warum sie Täve gerufen haben? Das hat mir mein Opa erzählt“, sagte ein kleines Mädchen. Schur: „Wenn man so etwas hört, das ist schöner als Geld.“
Nie abgehoben
Er habe große Unterstützung in seiner Laufbahn erhalten und wollte den Menschen im Land etwas zurückgeben. Seine Beliebtheit kommt auch daher, dass er nie abgehoben ist und sich immer treu geblieben ist. „Die Friedensfahrt, die ich zweimal gewinnen konnte, hat uns alle damals geprägt“, so der Radsportheld des Ostens. Er vergisst auch seine Mitstreiter bei großen Rundfahrten nicht. „Ich besuche alle meine Radsportfreunde zu runden Geburtstagen. Sie haben so viel für mich geleistet, da will ich ein klein wenig zurückgeben.“ Auch beim Zeitzer Radball-Vorsitzenden Kurt Seidel ließ es sich Schur nicht nehmen, dem Jubilar zum 80. Geburtstag zu gratulieren.
Die Friedensfahrt wurde begleitet von vielen Hunderttausenden Menschen, die am Straßenrand standen und immer wieder riefen sie Täve, Täve. „Wir mussten uns viel schinden, aber das hat immer wieder Kräfte freigelegt. Man musste den inneren Schweinehund überwinden, manchmal mehrmals in einer Etappe.“ Daran erinnert sich Gustav Adolf Schur.
Einfluss auf Automarkt
Seine Popularität soll auch Einfluss auf den Automarkt in der DDR genommen haben. „Mein erstes Auto war ein Trabant. Als das die Menschen erfuhren, wurden viele Wartburg-Anmeldungen zurückgezogen. Man schrieb auf Trabant um“, so das Radsportidol. Spektakulär war die WM 1960 auf dem Sachsenring. Schur hätte zum dritten Mal in Folge Weltmeister werden können. Auf dem Sachsenring ließ er Bernd Eckstein aus der Dreiergruppe wegfahren. Schur bewachte den Belgier Willy Vanden Berghen und wurde im Endspurt Vize-Weltmeister.
Schur setzt sich für den Nachwuchs- und Breitensport ein, ist oft Gast auf Foren, und erzählt aus seinem sportlichen Leben.
