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Präsentation Präsentation: Das bewegt die Zeitzer

Von ANGELIKA ANDRÄS 23.11.2010, 17:25

ZEITZ/MZ. - Nichts ging mehr am Dienstagabend im Friedenssaal des Zeitzer Rathauses, so viele Menschen waren gekommen, um dabeizusein, wenn "Das bewegte Zeitz - 1000 Jahre Stadt Zeitz 1967" seine Premiere erlebt. Annett und Michael Rischer freuten sich über diesen riesigen Zuspruch, schließlich war es ihre Idee, aus den 25 Stunden Material der "Zeitzer Linse" bewegende Zeitz-Filme zu produzieren.

Zwei Jahre Arbeit

Sie investierten fast zwei Jahre Arbeit - an der Kamera, beim Schnitt, beim Digitalisieren und Aufbereiten, beim Nachvertonen und nicht zuletzt beim Sichten des Materials und bei der Recherche für die richtigen Texte. Entstanden sind 60 Minuten Film, die die Zeitzer nicht nur in Massen vor die Leinwand lockten, sondern die auch gut ankamen. "Das ist eine richtig gute Idee", betonte Walter Richter, "zwar liegt diese Geschichte noch nicht Jahrhunderte weit zurück, aber auch nach 40 Jahren droht sie in Vergessenheit zu geraten." Margit Kluge ergänzte diese Überlegung mit der Frage: "Wer kennt denn heute noch die Zeitzer Linse?" Es sei wichtig, dass deren Geschichte erhalten und dass deren Material gesichert werde.

Genau das ist hier geschehen. Die 16-Millimeter-Filmrollen hatte Michael Rischer (MR) im Museum Schloss Moritzburg entdeckt. Ihm und seiner Frau ist es zu verdanken, dass einiges von diesem Material jetzt digitalisiert für die Nachwelt erhalten werden kann. Auch die Geschichte eines Zeitzer Amateurfilmstudios: Der Film erzählt nämlich auch die Geschichte der "Zeitzer Linse" und damit die Geschichte von Kameramann und Regisseur Günter Brauer, Jahrgang 1931. In den 50er und 60er Jahren filmte eine kleine Gruppe um den Kameramann Günter Brauer aktuelles Zeit(z)geschehen aus dem damaligen Kreis Zeitz. Diese kurzen Filmimpressionen wurden in den Kinos Capitol und Freundschaft vor dem "Augenzeugen" und dem Hauptfilm gezeigt und so zur "Zeitzer Wochenschau". Die mit der Auflösung der Gruppe von der Staatssicherheit beschlagnahmten Bänder wurden im Archiv der Moritzburg eingeschlossen. Über ein Jahr saß Günter Brauer in Untersuchungshaft. Er hatte ausgerechnet zur 1000-Jahr-Feier einen vermeintlichen Volkshochschullehrer aus dem Westen kennengelernt, der ihn bat, einige Aufnahmen für ihn zu drehen. Die Staatssicherheit versuchte, ihm Spionage vorzuwerfen, weil seine Bilder ohne sein Wissen im Westfernsehen gezeigt wurden. Das galt in der DDR als Geheimnisverrat. Es blieb jedoch beim Vorwurf "Dreharbeiten im Auftrag des Klassenfeinds". Die zweieinhalb Jahre Haft sitzt Günter Brauer in Cottbus ab. Am Dienstagabend war er einer der Ehrengäste der Filmpremiere. Neben ihm hatte die frühere Stadträtin für Kultur Irmgard Worschischek Platz genommen. Beide sind ebenso wie der ehemalige Stadtschreiber Rudolf Drößler Zeitzeugen, die Rischer auch vor der Kamera befragte. Alles zusammen beginnt mit einem farbigen Streifzug durch Zeitz, der die CD zu mehr macht als nur zu einer historischen Sammlung, nämlich zu einer Werbung für Zeitz. Oder einem super Geschenk. "Da habe ich doch gleich ein Weihnachtsgeschenk für die Kinder", erklärte Simone Bauer und erntete Zustimmung. Ein Geschenk mit Zukunft, wie Bürgermeister Henrik Otto in der Begrüßung bekräftigte: Im kommenden Jahr gibt es Teil 2, der dreht sich um die Zeitzer Industriegeschichte.