Poller stoppen den Umzug
Zeitz/MZ. - Sie wollen nichts weiter als umziehen. Die Wohnung in der Wendischen Straße 30 von Zeitz ist gekündigt, der Mietvertrag für die neue Wohnung abgeschlossen. Doris und Grigorij Pistrujew sind froh, dass ihnen die Kinder helfen wollen, denn beide sind nicht mehr die Jüngsten und auch nicht mehr ganz gesund. Der Sohn wohnt nicht in Zeitz, also will er an einem Wochenende, so wie sie Zeit haben, schon vieles in die neue Wohnung fahren. Aber Pistrujews wohnen in der Fußgängerzone von Zeitz. Da gibt es Poller, da kann man nicht einfach hinein- und hinausfahren. Doch Pistrujew hatte gehört, dass man gegen eine Kaution den Schlüssel für die Poller erhalte. Also geht er zum Ordnungsamt.
Die Auskunft, die er dort bekam, brachte ihn auf "180": Wenn er außerhalb der Zeiten, in denen die Zufahrt in die Innenstadt frei ist, ein- und ausfahren möchte, muss er einen Antrag bei der Straßenverkehrsbehörde in Naumburg stellen. Monika Scharr, Ordnungsamtsleiterin in Zeitz, bestätigte, dass diese Auskunft richtig sei. Ohne Ausnahmegenehmigung können Wendische Straße und Roßmarkt nur von 5 bis 10 Uhr und ab 18 Uhr befahren werden - von Montag bis Sonntag. Für jede andere Zeit muss eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden.
Das bestätigte auch Ursula Weise, Pressesprecherin der Kreisverwaltung Burgenlandkreis. Die Ausnahmegenehmigung, die Fußgängerzone in Zeitz zu befahren, muss beim Straßenverkehrsamt der Kreisverwaltung beantragt werden. Und ganz billig ist es in der Tat nicht. 30 Euro sind für einen Tag zu bezahlen, für einen Monat müssen 50 Euro gelöhnt werden. "Es handelt sich dabei um ein Bundesgesetz", so Frau Weise, "das uns keinen Spielraum für eine Ausnahme lässt." Die Regelung bedeutet auch für die Kreisbehörde mehr Aufwand. Schließlich muss Rückfrage bei der Stadt genommen werden, dann muss das städtische Ordnungsamt beauftragt werden, die Zufahrt zu gewährleisten. Das ist unbegreiflich für den Betroffenen: "Ich will doch wirklich nichts weiter als umziehen, kein Straßenfest feiern, keinen Stand aufbauen", so Pistrujew, "warum werde ich dafür bestraft, dass ich in der Innenstadt wohne?"