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Pantomime stakt in den Dom

Von Karin Großmann 27.08.2006, 16:42

Zeitz/MZ. - Lions-Präsidentin Christine Späte stellte den 70-jährigen, äußerst beweglichen und ausdrucksstarken Mimen vor, der seine Gagen für die Restaurierung der 300 Jahre alten Barockorgel in Vierzehnheiligen (bei Jena) hergibt. "Das Instrument befindet sich in einer Saalfelder Werkstatt", sagt Anneliese Seime, die Ehefrau des Künstlers, die ihn bei seinen Auftritten begleitet. "Im Oktober wird die Orgel nach der Restaurierung die ersten Töne von sich geben", freut sich Seime.

Am vergangenen Freitagabend allerdings bewegte sich Seime zu den Klängen, die Organist Peter Lebek sowohl der 1964 rekonstruierten Orgel als auch der zusätzlich eingebauten digitalen Orgel im Zeitzer Dom St. Peter und Paul entlockte. Kaum zu glauben, dass es für die Aufführung, in der der Pantomime zu Orgelmusik improvisierte, nur zwei Proben gab. Aus Leon Boellmanns Finale aus der "Suite gothic pour Grand Orgue" op. 25 , die Lebek spielte, machte Seime eine "Überfahrt", stakte, sinnbildlich ein Boot bewegend, den Gang entlang durch die Zuschauerreihen zum Altartraum, die für den stillen Mann zur Bühne wurde.

Seine Version der "Menschwerdung" präsentierte der Jenaer zu Johann Sebastian Bachs Suite Nr. 3 d-Dur "Air". Zur Komposition "1806" bewegte sich Seime als siegreicher Napoleon in der Doppelschlacht bei Jena-Auerstedt. Die Blicke zog er aber genauso bei seinen Masken-Improvisationen und als er dem Publikum "Räume und Wege" auf seine Weise verdeutlichte, auf sich.

Dem Domorganisten konnten die weit über 150 Besucher bei seinem Spiel dieses Mal im Gegensatz zu anderen Konzerten sogar auf die Hände schauen, wenn Seime pausierte. Helmut Pöschel vom Würchwitzer Filmstudio richtete die Kamera am Instrument auf der Empore auf ihn und übertrug die Bilder auf eine Leinwand.

Es war eine spannende und für den Zeitzer Dom ungewohnte Veranstaltung, die den Besuchern der Lions-Veranstaltung geboten wurde. Wegen des anhaltenden Beifalls der Gäste kam Harald Seime nicht ohne Zugabe davon. Die bittere Medizin, die er darin einem Kind verabreichen wollte, schluckte er dann auch selber. Und auch Peter Lebek legte nach dem "Ich hatte ja gedacht, wir hören noch ein kleines Stückchen auf der Orgel. . .", das Christine Späte auf die Empore hinaufrief, gerne nach. Seit 30 Jahren versteht er es, die Zeitzer Musikfreunde zu beeindrucken.

Blumen und ein köstliches Elixier, Wein vom Weingut Salsitz, war der Dank für die Programmgestalter. Einen Verwendungszweck für die Einnahmen der Veranstaltung nach Abzug der Gage haben die Lions auch schon im Blick. "Die Zeitzer Streetworker wollen ein Tanzprojekt initiieren", sagte die Präsidentin. "Wenn damit Kinder und Jugendliche von der Straße geholt werden, bringen wir uns gerne finanziell ein."