Osterfelder Pfarrerin sitzt auf gepackten Koffern
OSTERFELD/MZ. - Am Mittwoch fand die offizielle Pfarrdienstübergabe statt, wobei die Nachfolge im evangelischen Pfarramt Osterfeld noch nicht geklärt ist. Am Ostermontag wird Sara Pützschel mit einer Andacht von ihrer Funktion entpflichtet.
Erst im Herbst 2004 bezog die gebürtige Hallenserin das Pfarrhaus in Osterfeld-Lissen und trat nach sechsjährigem Theologiestudium, einem freiwilligen Jahr in England sowie dem Vikariat ihre Stelle als evangelische Pfarrerin hier an. Dass sie damit auch ein schweres Erbe aufgebürdet bekam, schließlich war ihr Vorgänger 31 Jahre im Amt, war ihr durchaus bewusst. "Und es war nicht immer leicht, es gab schwierige Dinge zu bewältigen. Ich habe hier Problem
bewusstsein und Konfliktfähigkeit gelernt", sagt sie rückblickend. Etwa 1000 Gläubige in den Kirchspielen Mertendorf und Osterfeld zu vereinen, habe eben nur bedingt funktioniert. Manche Leute tun sich schwer, über den eigenen Kirchturm hinauszublicken. Sie wollen ihren eigenen Pfarrer. Doch bei 17 Dörfern und elf Predigtstellen ein unmögliches Unterfangen.
Besonders stolz sei sie darauf, dass sie in ihrer Amtszeit erreicht habe, dass die Kirchenarbeit in ihrem Bereich stark auf das Engagement und die Verantwortung durch Ehrenamtler baut und funktioniert. So sei sie sich sicher, dass Begonnenes weitergeführt wird. "Ich bin nicht fürs Landpfarreramt geschaffen, musste ich erkennen. Man ist wenig anonym. Deshalb haben mein Mann und ich gemeinsam überlegt, dass wir beruflich noch einmal andere Wege einschlagen wollen", nennt Sara Pützschel einen Grund für ihren Weggang aus Osterfeld. Anlass der Überlegungen seien dabei auch ihre gesundheitlichen Probleme gewesen. Ihre neurologische Erkrankung habe ihr zunehmend Grenzen aufgezeigt und deutlich gemacht, Prioritäten zu setzen. Die hat Sara Pützschel vor allem in den Amtsgeschäften eines Pfarrers von Taufen bis zur Beerdigung sowie in der Seelsorge gesehen und dieses auch mit Leib und Seele praktiziert, wie sie sagt. So könnte sie sich in der psychologischen Beratung durchaus ihre berufliche Zukunft vorstellen. Seit Sommer absolviert Sara Pützschel deshalb ein Fernstudium zum psychologischen Berater. "Es ist schön, wenn man Menschen an Lebensschwellen begleiten kann. Diese Arbeit hat mich sehr erfüllt", sagt sie.
Auch auf Ehemann René Pützschel kommen neue berufliche Herausforderungen zu. Er wird als Tierarzt beim Rindergesundheitsdienst der sächsischen Tierseuchenkasse arbeiten und hier Landwirtschaftsbetriebe im Erzgebirge, Vogtland und nördlichen Sachsen beraten. Seine Tierarztpraxis, die er vor zehn Jahren von seinem Vater übernahm, schließt zum Monatsende die Pforten. Auch für sein künstlerisches Hobby will sich der 38-Jährige mehr Zeit nehmen. Noch bis Ende Juni sind seine Bilder im Zeitzer Klinikum in seiner zweiten Ausstellung "Ferne und Nähe" zu sehen. Zum Glück, meint Sara Pützschel mit einem Lachen, denn so hätte man die Bilder jetzt beim Umzug nicht auch noch mit im Gepäck. "Wir freuen uns, auf das, was vor uns liegt, auf diesen neuen Lebensabschnitt", gibt sich Sara Pützschel optimistisch und wird an Osterfeld wohl am meisten die Naturidylle und das Singen im Mertendorfer Kirchenchor vermissen. Letzterer sei zur ihrer Freude nicht nur stetig gewachsen, sondern habe sie immer wieder zu neuen Ideen inspiriert.