Naumburger Dom Naumburger Dom: Cranachs Altartafeln von großer Schönheit
Naumburg. - Im Naumburger Dom blieben 104 Jahre lang zwei große, je beidseitig bemalte Altarflügel aus dem 16. Jahrhundert vor der Öffentlichkeit verborgen. Die Bildwerke werden Lucas Cranach d. Ä. (1472 bis 1553) zugeschrieben. Sie sind überlebensgroß und von einer nahezu magischen Anziehungskraft. Letztmalig wurden sie 1899 in Dresden gezeigt und anschließend restauriert. Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts erfolgte eine neuerliche Restaurierung. Im Rahmen der Internationalen Cranach-Tagung in Naumburg stellte sie der damalige Dechant der Vereinigten Domstifter, Professor Dr. Ernst Schubert, den Tagungsteilnehmern vor und sorgte damit für großes Aufsehen unter den Experten.
Nun gehen die Kunstwerke auf Reisen. Sie werden im Hamburger Bucerius Kunst Forum neben zirka 100 anderen Werken von Cranach zu sehen sein. Der Kurator dieser Exposition zum 450. Todesjahr Cranachs, Dr. Werner Schade, ein renommierter Kunsthistoriker: "Die Altartafeln werden in Vergleich gestellt zu den höchst geachteten Arbeiten von Cranach." Der unbekannte Schatz aus dem Naumburger Dom wird diesen Vergleich bestehen, dessen ist sich Schade sicher. Es gibt noch viele ungeklärte Fragen für den Cranach-Forscher, wie er den zahlreich erschienen Gästen am Donnerstagabend im Naumburger Stadtarchiv erläuterte. Schade hielt auf Einladung des Saale-Unstrut-Vereins einen sehr interessanten Vortrag zum Thema. Keine Frage sei für ihn hingegen, dass die Werke Cranach d. Ä. zugeschrieben werden können. Der Kunsthistoriker geht zudem davon aus, dass sie aus der frühen Zeit des Meisters stammen, etwa auf 1515 datiert werden können.
So schön die Bildwerke auch sind - sie haben ein Manko. Es fehlt ihr Hauptstück, das mittlere Altarbild. Bislang gibt es keinerlei Hinweis darauf, wo das eigentliche Altarbild abgeblieben, wie es ausgesehen haben könnte. Der ehemals dreiflüglige Altar, der ein Auftragswerk des Bischof Philipp von Freising sein könnte (dessen Porträt ist auf einer Tafel zu finden), muss nach Schades Auffassung an einer Stelle im Dom angebracht gewesen sein - etwa im Westchor - wo man ihn auch aus großer Entfernung hat sehen können. Der Grund: Die Figuren sind nahezu riesig - 1,90 Meter groß.
Der Kunsthistoriker ging ausführlich auf die Bildinhalte ein. Dargestellt sind als Einzelpersonen die Heilige Barbara und die Heilige Katharina. Auf deren Rückseiten sind jeweils drei Personen zu sehen, wovon in den unteren Bereichen Bischof Philipp und dessen Vorgänger Johannes III. mit ihren Insignien wie Bischofsmütze und -stab ausgestattet sind. Über ihnen befinden sich jeweils zwei Heilige: Phillipus und Jakobus sowie Jacobus der Ältere und Maria-Magdalena. "Es ist vorgesehen, die Bildwerke auch im Naumburger Dom öffentlich auszustellen", versicherte der Dechant der Vereinigten Domstifter Georg Graf von Zech-Burkersroda. Sowohl die Cranach-Werke wie auch andere Schätze sollen im Rahmen einer Dauerausstellung im Dom gezeigt werden. Dieses Vorhaben sei jedoch nicht kurzfristig zu realisieren.